Emotionen
Das Wort Emotion stammt von dem lateinischen Wort „emovere“ ab. Emovere kann mit „in Bewegung setzen“, „in einen erregten Zustand versetzen“ oder mit „heraus bewegen“ übersetzt werden. Damit kommt man den wesentlichen Eigenschaften von Emotionen recht nahe: Emotionen können das Individuum erregen, berühren und in eine bestimmte Richtung bewegen.
Was ist unter dem Begriff Emotionen zu verstehen?
Eine festgelegte Definition für Emotionen gibt es bislang nicht. Unterschiedliche Wissenschaftsbereiche, die sich mit diesem Thema beschäftigen, haben verschiedene Theorien und Definitionen hervorgebracht. Aaron Ben-Ze’ev, ein bekannter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Emotionen, bezeichnet diese als die wahrscheinlich komplexesten mentalen Phänomene eines Individuums.
Eine aktuell häufig zitierte wissenschaftliche Meinung besagt, dass sich Emotionen aus physiologischen, kognitiven und konativen Komponenten zusammensetzen und damit bei dem Individuum ein subjektives Gefühl auslösen.
- Physiologische Komponenten können Reaktionen wie ein erhöhter Puls, Schwitzen oder die Anspannung bestimmter Muskeln
- Mit kognitiven Komponenten sind Denkprozesse wie vergleichen, erinnern und bewerten So kann eine Situation als gut oder schlecht, bedrohlich oder harmlos eingestuft werden.
- Die konative Komponente beinhaltet expressives Verhalten (Mimik, Gestik, Körperhaltung, Sprachmelodie) und instrumentelles Verhalten (Kampf, Flucht).
Fast man diese Theorie kurz zusammen, handelt es sich bei einer Emotion um ein zentralnervös ausgelöstes psychophysisches Reaktionsmuster, dass durch ein bestimmtes Ereignis (z. B. Ärger oder Freude über etwas, Angst vor etwas) ausgelöst wird. Eine Emotion dauert in der Regel ein paar Sekunden bis Minuten.
Welche Emotionen gibt es?
Paul Ekman, ein sehr bekannter Emotionsforscher, hat die Grundemotionen von Menschen auf der ganzen Welt erforscht. Er ist zu dem Schluss gekommen, dass es weltweit sieben universelle Basisemotionen gibt, die unabhängig von Kultur und Geschlecht gleich sein sollen. Diese sieben Basisemotionen sind: Freude, Verachtung, Ekel, Wut/Ärger, Trauer, Angst und Überraschung.
Wissenschaftler der Universität Berkeley haben 2017 eine Studie veröffentlicht, in der insgesamt 27 Emotionen definiert worden sind: Angst, Sorge, Entsetzen, Ekel, sexuelle Lust, Romantik, Verwirrung, Verzückung, Nostalgie, Gelassenheit, Wertschätzung von Ästhetik, Verlangen, Ehrfurcht/Schock, Bewunderung, Glück, Verehrung, Belustigung, Unbeholfenheit, Befriedigung, Aufregung, Interesse, Überraschung, Schmerz, Erleichterung, Wut, Trauer, Langeweile.
Was ist der Grund für Emotionen?
Mit Hilfe von Emotionen kann der Mensch wortlos mit anderen Menschen kommunizieren. So können z. B. Reaktionen wie Lachen, Weinen oder bestimmte Gesichtsausdrücke dem Umfeld zeigen, wie es einem geht. Emotionen sind auch bei der Bewältigung alltäglicher Situationen beteiligt – beim Treffen von Entscheidungen, beim Vergleichen, Erinnern und Bewerten einer Situation. Je mehr Erfahrungen ein Mensch im Laufe seines Lebens macht, desto besser kann dieser eine Situation bewerten.
Wie entstehen Emotionen? Wie werden Emotionen ausgelöst?
Aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichungen zu der Frage, wie Emotionen entstehen, lassen darauf schließen, dass die Einschätzungs- oder Bewertungstheorie (appraisal theory) der Emotionen als bevorzugtes Erklärungsmodell herangezogen und weiterentwickelt wird. Hierbei wird davon ausgegangen, dass bestimmte kognitive Beurteilungen (appraisals) eines Ereignisses bestimmte Emotionen (z. B. Freude, Trauer, Ärger, Furcht) hervorrufen.
Nicht die Situation, sondern die Interpretation dieser durch das Individuum soll bestimmte Emotionen hervorrufen.
Moderne neurophysiologische Theorien berücksichtigen, dass unterschiedliche Prozesse, mehr oder weniger gemeinsam, an emotionalen Reaktionen beteiligt sind.
Es wird davon ausgegangen, dass antizipatorische Prozesse (Erwartungen und Erfahrungen) aber auch die aktuellen körperlichen und emotionalen Reaktionen die Umgebungsbedingungen beeinflussen können. Dadurch entsteht dann eine dynamische Interaktion zwischen Person und Umwelt.
Wie bereits zu Beginn erwähnt, handelt es sich bei Emotionen um sehr komplexe mentale Phänomene eines Individuums. Es gibt Erklärungsansätze und Forschungstätigkeit in den unterschiedlichsten Wissenschaftsgebieten. Eine eindeutige Erklärung steht bislang aus.
Können Emotionen kontrolliert werden?
Kenntnisse zum Umgang mit Emotionen und zu den Möglichkeiten der Emotionsregulation können helfen, positive Aspekte von Emotionen zu fördern und negative, destruktive Aspekte zu reduzieren.
Achtsamkeitsbasierende Übungen sind eine gute Möglichkeit, Stressbewältigung zu erlernen. Innerhalb der Forschung wird dem Training von Emotionsregulationsstrategien zunehmend Bedeutung beigemessen. Zum Beispiel kann MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) als eine anerkannte Methode der Stressreduktion durch Achtsamkeit genannt werden.
Quellen:
- Herkunft des Wortes Emotion (Springer)
- Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Begriff Emotion (Spectrum.de)
- Informationen zu den 7 Basisemotionen (Paul Ekman)
- Informationen zu den 27 Emotionen (wissenschaftlicher Bericht der Universität Berkley)
- Vorlesung zur Emotionspsychologie (TU Dresden)
- Informationen zu MBSR (MBSR Verband)
- Artikel von P. John und J.J. Gross, (2004). Healthy and Unhealthy Emotion Regulation. (PubMed)
- Informationen zu Appraisal (Einschätzungs)-Theorien (Dorsch – Lexikon der Psychologie)
- Buch von Aaron Ben-Zeʾev (2013). Die Logik der Gefühle: Kritik der emotionalen Intelligenz (2. Auflage). Edition Unseld: Vol. 24. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
- Buch von K. Rothermund und A. Eder (2011). Allgemeine Psychologie: Motivation und Emotion (1. Aufl.). Basiswissen Psychologie. Wiesbaden: VS.
- Lehrbuch Allgemeine Psychologie (2018). A. Kiesel und H. Spada (Hrsg.), Bern: Hogrefe.
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