Shared Decision Making: Auf Augenhöhe mit der Ärztin
Du willst mitentscheiden, wie du als Patient:in behandelt wirst? Nicht von „Göttern in Weiß“ abhängig sein? Shared Decision Making zeigt, wie das in der Praxis funktioniert.
Seite 2/2: Was macht eine mündige Patientin oder einen mündigen Patienten aus? Und was das mit Shared Decision Making zu tun hat.
Wie werde ich mündige Patientin?
Spoiler: Es ist easy, dich zu einer mündigen Patientin oder einem mündigen Patienten zu entwickeln. Alles, was du tun musst, ist reden. Das können wir doch alle, nicht wahr? Aber eigentlich bräuchte es eine Hilfestellung dafür.
Also haben wir unsere Kurvenkratzer-Gehirne angestrengt und überlegt, was wir dir anbieten können. Rausgekommen ist unser SEE-Check (inspiriert von der Augenhöhe – engl. sehen): Selbstbewusstsein, Engagement, Einfluss.
Du bereitest dich auf das ärztliche Gespräch vor? Du bist bereit, deine Genesung aktiv voranzutreiben? Du übernimmst selbst Verantwortung für Therapiemaßnahmen, wie die regelmäßige Einnahme deiner Medikamente? Bravo. Du kannst dich ohne Scheu als selbstbewusste:r Patient:in bezeichnen. Dadurch bist du weniger abhängig von deiner Ärztin oder deinem Arzt.
Du involvierst dich in deine Therapie und die vom ärztlichen Team gesetzten Maßnahmen? Du zeigst Interesse und möchtest wissen, was warum und wie entschieden wird? Du bist in allen Gesundheitsfragen aufmerksam und omnipräsent? Dann bist du ohne Diskussion ein:e engagierte Patient:in. Prävention, Früherkennung und gesundheitsbewusstes Verhalten sind dir wichtig. Du trittst mit deiner Ärztin oder deinem Arzt in aktiven Dialog.
Du überprüfst ärztliche Empfehlungen durch eigene Recherche? Du holst dir Zweitmeinungen ein? Du verwendest Checklisten und Entscheidungshilfen, um dich bestens vorbereitet in die gemeinsame Entscheidungsfindung zu stürzen? Gratulation. Du greifst steuernd ein und hast Einfluss auf deine Therapie. Im Endergebnis förderst du dadurch deine Gesundheitskompetenz und bist auf jeden Fall ein:e mündige:r Patient:in. Du bist autonom.
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Shared Decision Making wirkt
Die Forschung ist sich leider noch ein wenig uneins, wie wirksam die partizipative Entscheidungsfindung wirklich ist. Während manche Studienergebnisse „weder klar positive noch negative Auswirkungen“ attestieren, weisen andere Studien nach aktueller Evidenz deutlich positive Effekte nach. Sich widersprechende Ergebnisse seien unter Umständen auf das Alter der Studienteilnehmenden zurückzuführen.
Was aber aus Sicht aller Patient:innen zählt: SDM führt zu Wissensgewinn und Teilhabe in der Behandlung (im Fachjargon: Therapietreue). Und das ist für uns Kurvenkratzer auf jeden Fall ein absolut genialer Grund, die Kommunikation zwischen Patient:in und Ärzt:in möglichst nah am perfekten Zustand zu gestalten. Also, los geht’s, ihr Lieben – ab sofort auf Augenhöhe.
Quellen:
- Shared Decision Making – Arzt und Patient entscheiden gemeinsam (Michelle Gerber, Esther Kraft, Christoph Bosshard; Grundlagenpapier der FMH-DDQ)
- Auf Augenhöhe mit dem Arzt? Warum Sie von einer gemeinsamen Entscheidungsfindung profitieren (Stiftung Gesundheitswissen)
- Shared decision-making (Fülöp Scheibler, Ulrich Schwantes, Margareta Kampmann und Holger Pfaff; GGW 1/2005, 5. Jg.)
Zum Weiterlesen:
- Shared Decision Making – ganz einfach erklärt (Kurvenkratzer-Lexikon)
- Ist die Diagnose gesichert? Gezielt informieren nach der Diagnose von Krebs
- Reden mit den Profis – So rockst du das medizinische Gespräch
- Was ist Patient Advocacy? (Kurvenkratzer-Lexikon)
- Patient Advocacy – Wie über Krebs reden? Laut!
- Patient Advocacy. Eine Stimme – be a voice, not an echo
- Krebs und klinische Studien: Yes Sir, I Can Study
Titelfoto: Adobe/Krakenimages.com
(Veröffentlicht am 3. Dezember 2021, aktualisiert am 19. Juli 2022)
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