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Ratgeber "Sexualität und Brustkrebs" | Teil 12
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„Bis dass der Tod uns scheidet“ – Sexualität, Partnerschaft, Krankheit und Tod

Tod und Sex? Zwei Wörter, die sich normalerweise nicht oft in ein und demselben Satz begegnen. Das macht es umso schwerer, sich als Paar offen damit auseinanderzusetzen. Die richtigen Fragen zu stellen, wenn ein Krebs im fortgeschrittenen Stadium jede Lust erschwert, nicht aber den Wunsch nach Nähe. Teil 12 mit Antworten.

bezahlter Inhalt

Das Wissen um die Krankheit und deren (langsam) fortschreitenden Verlauf, aber gleichzeitig auch die Notwendigkeit, dieses Wissen immer wieder auf die Seite stellen zu müssen, um das Leben möglichst normal zu leben und auch genießen zu können, ist ein anstrengender psychischer Prozess.

Die wiederkehrende Erfahrung, dass diese Phasen des „Wegstellens“ immer nur begrenzt sind und durch neue (schlechte) Nachrichten und medizinische Notwendigkeiten beendet werden und eine neuerliche Konfrontation mit weiteren gesundheitlichen Belastungen notwendig machen, ist psychische Schwerstarbeit. Und das nicht nur für Betroffene, sondern auch für ihre Partner*innen.

Embrace
Gemeinsam gute Erinnerungen sammeln, gemeinsam schlechte Nachrichten ertragen. Für alle Betroffenen Schwerstarbeit, die gemeinsam aber sicher besser zu stemmen ist. Foto: Adobe Stock

Partner*innen befinden sich in einem Parallelprozess: Über Jahre eine Verschlechterung der Gesundheit eines geliebten Menschen zu beobachten, immer wieder gemeinsam schlechte Nachrichten, Verzweiflung und Hoffnung zu durchleben, zehrt an den Kräften und macht Partner*innen zunehmend verzweifelt und traurig.

Zusätzlich müssen immer mehr Defizite im Alltag kompensiert und Aufgaben übernommen werden; viele Partner* innen sehen sich gezwungen, die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Perspektiven zurückzustellen. Jahrelang zunehmend unter diesen heftigen Alltagsbelastungen zu leben, verbunden mit dem Wissen um den (nach heutigem Stand der onkologischen Möglichkeiten) unvermeidlichen verfrühten Tod, ist für viele Partner*innen so schwer, dass sie beginnen, Intimität und große Nähe zu meiden, weil diese fast nicht aushaltbar sind.

Es kann vorkommen, dass Paare nach außen scheinbar vorbildlich funktionieren, aber nach innen unglücklich sind, weil sich das gemeinsame innere Bild –„das sind WIR, das macht UNS aus, das macht UNS FÜREINANDER einzigartig“ – durch die jahrelange krankheitsbedingte Belastung des Alltags unhinterfragt geändert hat.

Dieser Prozess findet über Jahre statt und wird häufig tabuisiert, besonders wenn er im Bereich der Sexualität verhandelt wird. Die einseitige, unkommentierte Beendigung der Sexualität und die Unmöglichkeit, diese besondere Nähe und Intimität anders herzustellen, weil die Angst vor der innigen Nähe und dem unvermeidlichen Verlust dieses besonderen Menschen so groß ist, kommen häufig vor und können zunehmend zur Belastung für Paare werden, die jahrelang mit metastasiertem Brustkrebs leben müssen.

Content Kooperationen Pexels Valeriia Miller
Sexualität, Partnerschaft, Krankheit, Tod. Themen, die in Kombination in der Gesellschaft oft tabuisiert werden. Für Paare oft eine zusätzliche Belastung - nach innen und außen. Foto: Pexels

Wie könnten Sie als Paar damit umgehen, gleich mit zwei der größten Tabus in unserer Gesellschaft gleichzeitig konfrontiert zu sein, mit Sexualität und Tod?

Dazu zwei Gedanken, von denen Sie vielleicht etwas für Ihre Situation mitnehmen können:

„Ich weiß, dass ich dich irgendwann gehen lassen muss, und ich habe unglaubliche Angst davor. Ich weiß nicht, wie ich das schaffen werde. Ich habe große Angst, mit dir ganz innige Momente zu erleben – das macht den Gedanken an den Tod noch viel schwerer, tut mir noch viel mehr weh. So weh, dass Erotik und Lust mir auch Angst machen. Ich will nicht mehr leiden, Schmerz und Angst spüren.“

„Geben wir dem Tod nicht die Macht über das Leben, egal, wie viel davon noch vor uns liegt. Ja, es wird sehr schwer sein, Abschied vom Leben und voneinander zu nehmen. Aber vor dem Tod kommt das Leben mit allen seinen Möglichkeiten zum Glück. Diese zu nützen macht den Schmerz danach nicht größer, nimmt man sie jedoch nicht wahr, macht dies das Bedauern stärker, das Leben nicht so gut wie möglich gelebt zu haben. Ja, es wird für uns beide sehr schwer werden, aber lass es uns gemeinsam tragen. Deine Gefühle sind genauso wichtig wie meine. Lass uns mutig sein.“

Praxiswissen to go:

Du willst mehr? Du willst nicht bis zum nächsten Artikel der Serie warten? Verstehen wir. Daher kannst du dir den vollständigen Ratgeber „Sexualität und Brustkrebs“ von Pfizer hier vollkommen kostenfrei herunterladen. Als PDF. Für sofort oder später. Für den PC oder dein mobiles Gerät. Praktisch oder? Als Alternative kannst du ihn dir auch als Druck direkt nach Hause liefern lassen.

Content Kooperationen Dr Gabriele Traun Vogt Stefan Huger

Foto: Stefan Huger

Dr. Gabriele Traun-Vogt: Klinische- und Gesundheitspsychologin, systemische Psychotherapeutin (SF), Psychoonkologin, langjährige Leitung des psychoonkologischen Dienstes an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde/ Brustgesundheit der Medizinischen Universität Wien, Psychoonkologin und Psychotherapeutin in freier Praxis.

„Seit vielen Jahren begleite ich Brustkrebs-Patientinnen und ihre PartnerInnen durch alle Stadien der Erkrankung. Die meisten Paare erleben gravierende Veränderungen in ihrer Sexualität im Laufe ihrer Behandlung – allerdings werden diese tabuisiert und die Auseinandersetzung damit angesichts einer bedrohlichen Lebenssituation als nicht angemessen erlebt. Es gibt wenig Information und Unterstützung, oft nicht einmal über die körperlichen Auswirkungen von Behandlungen, die die Sexualität massiv beeinträchtigen können. Konkrete Informationen und entlastende Perspektiven sind für mich wichtige Themen dieser Broschüre.“

Content Kooperationen Peter F Herdina Pfizer

Foto: Privat

Peter F. Herdina: Systemischer Coach und Supervisor mit Schwerpunkt Gesundheitswesen sowie systemischer Psychotherapeut für Paare und Einzelpersonen in privater Praxis, Lehrtätigkeit in der Ausbildung von systemischen Beraterinnen/Beratern

„Immer wieder kommt es zu Verständigungsschwierigkeiten zwischen Lebenspartnerinnen/Lebenspartnern in Bezug auf die Sexualität, auch wenn gar keine außergewöhnlich gravierenden Randbedingungen vorliegen. Umso schwieriger wird die Kommunikation in Ausnahmesituationen. Hier einen Leitfaden und Unterstützung anzubieten, ist mir ein besonderes Anliegen.“

Mehr zum Thema: 

Hilfreiche Tipps, Glossar und Downloads zum Thema „Alltag mit metastasiertem Brustkrebs“ (esgehtummich.at)

Credits:

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien; PP-ONC-AUT-0332/06.2021.

Titelfoto: Adobe Stock.

Über die Serie

Sex und Brustkrebs: Zwei Begriffe, die oft einfach nicht zusammenpassen. Warum Paare trotz Krankheit an ihr Liebesleben denken dürfen, welche Veränderungen in welchen Stadien zu erwarten sind und welche Perspektiven es gibt (und wie es die gibt!), zeigt euch der Pfizer-Ratgeber „Sexualität und Brustkrebs“.

Schon mal nach dem Thema gegoogelt? Und? Fündig geworden? Wir auch nicht. Wirklich qualifizierte Infos sucht man leider wie Nutella im Gewürzregal: vergebens! Wir digitalisieren den wertvollen Inhalt also 1:1 für euch und übernehmen damit die Sprache der Autoren. Die wissen nämlich genau worüber sie reden: Dr. Gabriele Traun-Vogt begleitet Paare bereits seit vielen Jahren als klinische Gesundheitspsychologin und Psychoonkologin. Co-Autor Peter F. Herdina lässt sein Wissen aus der Praxis als systemischer Psychotherapeut für Paare und Einzelpersonen einfließen, und Univ.-Prof. Dr. Christian Singer, MPH stand den Autoren als medizinischer Berater zur Seite. Die Rechte an den Inhalten des Ratgebers liegen bei Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien.

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