Darf ich an Sex denken, wenn ich Brustkrebs habe?
Brustkrebs verändert das Sexualleben massiv. Fragen wie „Wer ist schuld?“ oder „Ist es nicht unangebracht, jetzt an Sex zu denken?“ stehen oft unausgesprochen im Raum. Aber woher Antworten nehmen, wenn man sich nicht fragen traut – und es auch online kaum relevante Infos gibt? Der Ratgeber „Sexualität und Brustkrebs“ will enttabuisieren und zeigt im ersten Teil, wie wichtig Real Talk ist.
Häufige Entwicklung partnerschaftlicher Sexualität im Verlauf einer Brustkrebserkrankung
Frauen mit Brustkrebs und ihre Partner*innen, die grundsätzlich in gut funktionierenden Beziehungen leben, berichten nach der Diagnose über unterschiedliche Sichtweisen, Bedürfnisse und Gefühle in der gemeinsamen Sexualität. Und das ist unter den besonderen Umständen einer Brustkrebserkrankung ganz normal. Die nachfolgende Übersicht möchte in groben Zügen darstellen, wo es zu Unterschieden und möglicherweise zu Konflikten kommen kann.
Wir möchten betonen, dass sowohl die Anliegen der betroffenen Patient*innen als auch diejenigen ihrer Partner*innen von großer Wichtigkeit sind! Vielleicht finden Sie sich hier wieder; dieser Überblick soll Ihnen die Sicherheit geben, dass Sie nicht alleine mit schwierigen Themen in der Sexualität sind, sondern dass viele Frauen mit Brustkrebs und ihre Partner*innen mit denselben Problemen kämpfen.
Wir zeigen hier aus Platzgründen nur einen Auszug der Gegenüberstellung. Die vollständige Tabelle kannst du unten herunterladen – mit Vergleichen zu allen Stadien der Erkrankung (auch danach).
Verdacht
Tastbefund, bildgebende Diagnostik, Biopsie
Patient*innen-Sichtweise
Wird die Diagnose Brustkrebs wahr? Treten meine schlimmsten Erwartungen ein?
Partner*innen-Sichtweise
Zwischen mich und meine Partnerin treten bedrohende Aspekte von außen
Paardynamik
Unsicherheit und Angst – parallele erhöhte Alarmbereitschaft -> wir sind beide alarmiert und beunruhigt
Diagnose
Befundmitteilung
Patient*innen-Sichtweise
Werde ich sterben? Verliere ich meine Brust? Wie kann ich damit umgehen?
Partner*innen-Sichtweise
Die Gesundheit meiner Partnerin steht an erster Stelle. Orientierung gewinnen und Überblick behalten
Paardynamik
Schock, Angst, Verzweiflung, Krise – parallele Konzentration auf Krisenbewältigung -> wir versuchen beide, die Krise zu bewältigen
Chemotherapie vor/nach Operation
Wirkungen und Nebenwirkungen: Veränderung des Tumors; Übelkeit, Haarausfall, Müdigkeit, Ausbleiben der Regel
Patient*innen-Sichtweise
Vorwiegend mit meinen körperlichen Veränderungen beschäftigt – gute Wirkung der Chemotherapie? Sexualität hat wenig Stellenwert
Partner*innen-Sichtweise
Ich unterstütze sie in der Behandlung, entlaste im Alltag, Sexualität ist zurückgestellt
Paardynamik
Parallele Strategien zur Bewältigung des Behandlungsalltags. Wir sind uns einig in der Vorgangsweise, mit der Herausforderung der Behandlung umzugehen
Operation
OP-Planung (Brusterhaltung ja/nein, Sentinel/Axilla, Aufbau jetzt/später, Narben)
Patient*innen-Sichtweise
Angst vor Narkose und Belastungen durch OP. Werde ich mit dem weiblichen Selbstbild nach der OP klarkommen? Kann er*sie mich nach OP akzeptieren? Zukünftige sexuelle Attraktivität, „vorauseilender Gehorsam“ – für ihn*sie
Partner*innen-Sichtweise
Gesundheit vor Attraktivität, Bewältigung der OP als Ereignis im Vordergrund. Heimliche Angst, wie es mir nachher mit veränderter Brust gehen wird
Paardynamik
Bewältigung der aktuellen Krise der OP. Details (wie komme ich mit dem OP-Ergebnis zurecht) auf später verschoben
Antihormonelle Therapie/
zielgerichtete Therapie/ Immuntherapie
Übergang zu ambulanter Tabletteneinnahme – medikamentöse Einleitung der Menopause
Patient*innen-Sichtweise
Mögliches plötzliches Ende meiner Fruchtbarkeit, mögliche Wechselbeschwerden (Wallungen, Schlafstörungen, mein körperliches sexuelles Verlangen kann ausbleiben), oft Irritation und Rückzug
Partner*innen-Sichtweise
Das Schlimmste ist vorbei – jetzt nimmt sie nur noch Tabletten – bald wird alles wieder normal
Paardynamik
Unterschiedliche Erwartungshaltungen werden spürbar
Strahlentherapie
Ambulante tägliche Behandlung im Spital über mehrere Wochen
Patient*innen-Sichtweise
Mein intimes Organ Brust ist noch immer öffentlich – ich muss mich schützen (dem Anblick von Schwerkranken ausgesetzt) und die Behandlung ertragen, Abschluss des eigenen Krankheitserlebens noch nicht möglich, aber schon ersehnt, oft große Erschöpfung, sexuelle Öffnung und Lust sind kaum möglich
Partner*innen-Sichtweise
Es tut ihr nicht mehr weh, ihr ist nicht mehr so schlecht – es ist fast geschafft – ich will wieder vorkommen dürfen
Paardynamik
Unterschiedliche Erwartungshaltungen werden spürbar
Praxiswissen to go:
Du willst mehr? Du willst nicht bis zum nächsten Artikel der Serie warten? Verstehen wir. Daher kannst du dir den vollständigen Ratgeber „Sexualität und Brustkrebs“ von Pfizer hier vollkommen kostenfrei herunterladen. Als PDF. Für sofort oder später. Für den PC oder dein mobiles Gerät. Praktisch oder? Als Alternative kannst du ihn dir auch als Druck direkt nach Hause liefern lassen.
Dr. Gabriele Traun-Vogt: Klinische- und Gesundheitspsychologin, systemische Psychotherapeutin (SF), Psychoonkologin, langjährige Leitung des psychoonkologischen Dienstes an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde/ Brustgesundheit der Medizinischen Universität Wien, Psychoonkologin und Psychotherapeutin in freier Praxis.
„Seit vielen Jahren begleite ich Brustkrebs-Patientinnen und ihre PartnerInnen durch alle Stadien der Erkrankung. Die meisten Paare erleben gravierende Veränderungen in ihrer Sexualität im Laufe ihrer Behandlung – allerdings werden diese tabuisiert und die Auseinandersetzung damit angesichts einer bedrohlichen Lebenssituation als nicht angemessen erlebt. Es gibt wenig Information und Unterstützung, oft nicht einmal über die körperlichen Auswirkungen von Behandlungen, die die Sexualität massiv beeinträchtigen können. Konkrete Informationen und entlastende Perspektiven sind für mich wichtige Themen dieser Broschüre.“
Peter F. Herdina: Systemischer Coach und Supervisor mit Schwerpunkt Gesundheitswesen sowie systemischer Psychotherapeut für Paare und Einzelpersonen in privater Praxis, Lehrtätigkeit in der Ausbildung von systemischen Beraterinnen/Beratern
„Immer wieder kommt es zu Verständigungsschwierigkeiten zwischen Lebenspartnerinnen/Lebenspartnern in Bezug auf die Sexualität, auch wenn gar keine außergewöhnlich gravierenden Randbedingungen vorliegen. Umso schwieriger wird die Kommunikation in Ausnahmesituationen. Hier einen Leitfaden und Unterstützung anzubieten, ist mir ein besonderes Anliegen.“
Die komplette Serie:
- Teil 1: Darf ich an Sex denken, wenn ich Brustkrebs habe?
- Teil 2: Onkologische Behandlung: Folgen für die Sexualität
- Teil 3: Männer und Frauen: Wer darf wann was wollen?
- Teil 4: Wieder zur eigenen Sexualität zurückfinden
- Teil 5: Wieder Sex zu zweit: So kann’s klappen
- Teil 6: Kann und soll ich nach Brustkrebs (wieder) schwanger werden?
- Teil 7: Welche Arten von Empfängnisverhütung sind sinnvoll bei Brustkrebs?
- Teil 8: Sexualität bei Männern mit Brustkrebs
- Teil 9: Schwierige medizinische Entscheidungen mit Ottawa-Leitfaden lösen
- Teil 10: Nebenwirkungen: Sexualität während der weiterführenden Behandlung
- Teil 11: Sexualität bei metastasiertem Brustkrebs
- Teil 12: „Bis dass der Tod uns scheidet“ – Sexualität, Partnerschaft, Krankheit und Tod
Credits:
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien; PP-ONC-AUT-0312/03.2021.
Titelfoto: Adobe Stock.
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Über die Serie
Sex und Brustkrebs: Zwei Begriffe, die oft einfach nicht zusammenpassen. Warum Paare trotz Krankheit an ihr Liebesleben denken dürfen, welche Veränderungen in welchen Stadien zu erwarten sind und welche Perspektiven es gibt (und wie es die gibt!), zeigt euch der Pfizer-Ratgeber „Sexualität und Brustkrebs“.
Schon mal nach dem Thema gegoogelt? Und? Fündig geworden? Wir auch nicht. Wirklich qualifizierte Infos sucht man leider wie Nutella im Gewürzregal: vergebens! Wir digitalisieren den wertvollen Inhalt also 1:1 für euch und übernehmen damit die Sprache der Autoren. Die wissen nämlich genau worüber sie reden: Dr. Gabriele Traun-Vogt begleitet Paare bereits seit vielen Jahren als klinische Gesundheitspsychologin und Psychoonkologin. Co-Autor Peter F. Herdina lässt sein Wissen aus der Praxis als systemischer Psychotherapeut für Paare und Einzelpersonen einfließen, und Univ.-Prof. Dr. Christian Singer, MPH stand den Autoren als medizinischer Berater zur Seite. Die Rechte an den Inhalten des Ratgebers liegen bei Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien.