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So cool wird das Gesundheitssystem von morgen
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Das neue Krankenbett? Dein Sofa.

Das Gesundheitswesen springt in die Zukunft. Krankenhauszimmer? Die gehören ins Museum von 2024. In der Zukunft werden die Krankenbetten in den eigenen vier Wänden aufgeschlagen. Wie das aussehen kann, verrät uns Abraham Licht, Gründer von Hospital@Home.

Endlich keine Pflegekrise mehr?  

Schön wär’s! Pflegekräfte spart das dezentrale Krankenhaus nicht ein, aber in der Schweiz arbeitet Hospital@Home mit Spitex zusammen, einer Organisation, die sich um die Pflege in den eigenen vier Wänden kümmert. „Wir arbeiten mit Pfleger:innen, die eine Zusatzausbildung gemacht haben und mit Infusionen, Blutentnahmen und zentralen Zugängen umgehen können.“  

Für viele ist das eine Bereicherung. „Die Pflegekräfte haben viel mehr Zeit für den oder die Einzelne:n“, erklärt Licht. „Wir sind häufig 20 bis 25 Minuten bei den Patient:innen zuhause, machen Infusionen und Blutentnahmen, tauschen uns aus und genießen einen Kaffee und Kuchen zusammen.

Das ist eine völlig andere Kommunikation und Interaktion, die sowohl von Patient:innen als auch von Ärzt:innen und Pflegekräften extrem geschätzt wird, insbesondere bei onkologischen und älteren Patient:innen.“  

Gesundheit in der Wohlfühlzone  

Die Heimbehandlung bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Zuhause fühlt man sich ja doch am wohlsten. „All die kleinen Dinge, wie die vertraute Umgebung, der eigene Geruch in der Wohnung, und das Wissen, wo die Toilette ist – all das trägt zur Genesung bei“, so Licht. Zudem sind Patient:innen zuhause aktiver, was Muskelabbau und Verdauungsproblemen entgegenwirkt.  

Mann und Frau sitzen auf Sofa mit Pizza
Lieblingsbett, Lieblingsessen, Lieblingsmenschen, Lieblingshund, Lieblings... all das gibt es nur zu Hause. Und hin und wieder kommen Ärzt:innen und Pflegekräfte zu Besuch. (Foto: Pexels/Andres Ayrton)

Ein weiterer Vorteil ist die Vermeidung von Krankenhausinfektionen. Viele Komplikationen, die in einem Krankenhaus auftreten können, werden durch die häusliche Umgebung vermieden.

Bye bye, alte Leier!  

In der Gegenwart ist die Akzeptanz eine der größten Herausforderungen. „In unseren Köpfen ist immer noch das Krankenhaus der sicherste Ort, wenn wir krank sind“, meint Licht. Diese Annahme zu durchbrechen und die Menschen davon zu überzeugen, dass bestimmte Krankheitsbilder zuhause besser behandelt werden können, sei eine echte Hürde.

Mehr Gesundheit für weniger Geld   

Eine weitere große Herausforderung ist die Finanzierung. Bevor das Konzept der dezentralen Hospitalisierung in der Regelversorgung ankommt, müssen sich Abraham Licht und andere in dem Bereich noch beweisen.   

„Wenn wir zeigen können, dass wir das finanzieren können, und vielleicht sogar etwas günstiger werden, dann werden wir Hospital@Home vielleicht als Standard in zehn Jahren definieren können“, ist Licht überzeugt.  

Alle Wege führen zur Innovation  

Hospital at Home zeigt, wie innovative Konzepte bereits heute die Behandlung revolutionieren. Wohin uns die Reise wohl als nächstes verschlägt? Vielleicht zum Ärzt:innenbesuch per Hologramm oder zur Operation im Wohnzimmer? Eines ist sicher: Wir packen den Erste-Hilfe-Koffer und machen uns bereit für das Abenteuer. Langweilig wird es garantiert nicht.  

Wir haben gelernt, dass…  

  • Hospital at Home eine ressourcenschonende und patient:innenfreundliche Alternative zu traditionellen Krankenhäusern darstellt.  
  • Die Behandlung in der vertrauten Umgebung für Personal und Patient:innen viele Vorteile mit sich bringt.  
  • Die Akzeptanz und Finanzierung die größten Herausforderungen sind, die überwunden werden müssen, um die Zukunft ins Jetzt zu holen.

Quellen und Links:  

  • Abraham Licht erklärt in unserem Podcast Gesundheitsrebell:innen, wie das dezentrale Krankenhaus funktioniert.  
  • Auf der offiziellen Website von Hospital@Home kannst du im Detail nachlesen, wie die Schweizer:innen das dezentrale Krankenhaus umsetzen.

Titelbild: Pexels/Mikebirdy

Über die Serie

Stell dir vor, das Gesundheitswesen ist ein echtes Wesen. Es atmet, isst, trinkt, verdaut, fühlt. Und wenn es lange überlastet ist, funktioniert es nicht mehr wie sonst. In dieser Serie passiert genau das: Das Gesundheitswesen erleidet ein Burnout und muss eine Auszeit nehmen. „Den Auslösern auf den Grund gehen“, wie die Psychologin sagt.

In 20 Tagebucheinträgen beschäftigt es sich mit sich selbst – und deckt nach und nach Probleme, Erfolge und Möglichkeiten auf. Dazu spricht das Gesundheitswesen mit allerlei Fachleuten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz übers Bettenfahrern, die Pflegekrise oder Themen wie Föderalismus und Digitalisierung. Am Ende entsteht ein Gesamtbild der aktuellen Herausforderungen im System.

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