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Philipp Albrecht im Interview
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HelgaHilft: Die Psychoonkologie ist im digitalen Zeitalter angekommen

Die Plattform HelgaHilft hat sich auf die Fahnen geheftet, qualifizierte psychoonkologische Beratung für Krebsbetroffene und ihre Angehörige zu vermitteln. Das Motto: „Psychoonkologie jetzt.“ Im Mittelpunkt der Idee steht der einfache Zugang zu qualitativ hochwertiger seelischer Unterstützung in herausfordernden Zeiten. Philipp Albrecht, Geschäftsführer der Helga Health GmbH, erzählt uns mehr.

Philipp, erzähl uns doch von Helga. Was steckt dahinter?

HelgaHilft ist eine neue, digitale Plattform im deutschsprachigen Raum. Ganz konkret geht es um “Tele-Psychoonkologie”. HelgaHilft bietet Menschen, die an Krebs erkrankt sind, und ihren Angehörigen raschen Zugang zu psychoonkologischer Begleitung. Auf der Plattform können sich interessierte Betroffene und Angehörige sehr einfach anmelden und zwar mittels E-Mail oder direktem Anruf. Das ist der Startschuss für unser Team! Wir melden uns umgehend bei den Betroffenen und organisieren in den nächsten zwei bis maximal sieben Tagen eine online stattfindende Beratungseinheit mit zertifizierten Psychoonkolog:innen.

Diese erste Beratungseinheit ist kostenlos. Es ist ja ganz wichtig, dass die Chemie zwischen den Ratsuchenden und den Berater:innen stimmt. Das kann im ersten kostenlosen Termin gut überprüft werden. Auch die Folgetermine können wir günstig zu einem Sozialtarif anbieten. Warum ist das möglich? Im Bereich der Terminvermittlung und Zusammenarbeit mit zertifizierten Psychoonkolog:innen arbeiten wir gemeinnützig und erhalten Unterstützung von namhaften Sponsor:innen. Das ist toll und wir sind auch weiterhin auf der Suche nach Förderungen, denn unser Ziel ist es, psychoonkologische Begleitung leistbar und niederschwellig für viele Betroffene anzubieten.

Wie kommt man als Start-up Gründer aus dem MedTech-Segment auf die Idee, eine Initiative wie diese zu gründen?

Als Gründer und CEO der HappyMed beschäftige ich mich intensiv mit Gesundheitsthemen. Die Idee für die HappyMed Videobrille – eine Kinobrille für Patient:innen, die für Ablenkung und Entspannung während schmerzhafter medizinischer Eingriffe sorgt – ist durch ein persönliches Erlebnis entstanden: Ich hatte eine sehr schmerzhafte Wurzelbehandlung bei meinem Zahnarzt, in mehreren Sessions wurde da “interveniert” und ich hab mir damals einfach gedacht, das gibt es doch nicht, dass ich da mit meinem Schmerz alleine bin, so kam es mir jedenfalls vor.

Ich habe dann mit einer kleinen Gruppe an begeisterten Freund:innen und Kolleg:innen solange an dieser Idee gefeilt, dass schließlich ein Business daraus entstanden ist. Mittlerweile haben wir damit über 100.000 Patient:innen geholfen und sind in mehreren europäischen Ländern vertreten. Unsere Philosophie war dabei immer Psychologie, Wissenschaft und Technik sinnvoll zu kombinieren.

 Philipp Albrecht Helga Hilft
Philipp Albrecht von HelgaHilft. (Foto: helgahilft.com)

Bei schmerzhaften Prozeduren zeigt sich z. B., das Patient:innen durch die Anwendung der Videobrille weniger Schmerzmittel oder Medikamente zur Sedierung benötigen. Das ist ein tolles Ergebnis.

Es gibt auch zahlreiche Studien, die die positive Wirkung beim Einsatz audiovisueller Methoden belegen. In den Krankenhäusern sind wir mit der HappyMed-Videobrille daher in Schmerzzentren und Anästhesieabteilungen vertreten. Unter anderen wurden wir dann auch in Richtung Onkologie-Abteilungen empfohlen, denn auch hier gibt es zahlreiche “Prozeduren” wo sich Patient:innen eine Ablenkung wünschen würden, von der alle profitieren.

Um die Bedürfnisse in diesem für uns neuen Bereich besser zu verstehen, haben wir uns mit Betroffenen und Angehörigen, mit Behandler:innen und Pflegepersonal auseinandergesetzt um einen möglichst guten Einblick zu erhalten. Es hat sich schnell herausgestellt, dass neben einer optimalen medizinischen Behandlung der seelische Bereich für Krebsbetroffenen einen großen Unterschied machen kann. Wenn man so will sind wir mit der Videobrille im Akut-Bereich tätig und mit Helga und dem Thema Tele-Psychoonkologie möchten wir die Lebenssituation von Menschen mit einer Krebserkrankung und deren Angehörige langfristig und dauerhaft verbessern! Das ist unser Ziel.

Was möchtest du mit HelgaHilft verändern?

Der Zugang für Betroffene und Angehörige zu qualitätsvoller psychoonkologischer Begleitung und Therapie ist häufig kompliziert. Es gibt z. B. zu wenig Psychoonkolog:innen verglichen mit der Anzahl an Betroffenen. Dann kommt noch hinzu, dass es viele Menschen gibt, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre Wohnung oder ihr Haus nicht verlassen können. Vielleicht sind sie ganz einfach körperlich zu schwach oder sie möchten ihre Angehörigen nicht zu sehr belasten, das ist auch ganz oft ein Thema, oder auch Ansteckungsgefahren.

Für alle diese Herausforderungen ist die Online-Videosprechstunde eine gute Sache. Wir bieten allen Interessierten in kürzester Zeit einen Termin an. Und wir legen ein besonderes Augenmerk auf die Ausbildung unserer Psychoonkolog:innen! Bei HelgaHilft sind ausschließlich Fachkräfte aktiv, die eine zertifizierte Ausbildung und mehrjährige Erfahrung in Beratung und Therapie von Betroffenen haben. Wir wollen mit der Plattform HelgaHilft die Versorgungslandschaft von Krebserkrankten ein Stück weit verbessern und Ihnen eine Hilfe an die Hand geben, die besonders einfach zu erreichen und effektiv ist.

Mir ist natürlich klar, dass es so etwas wie eine technische Hürde oder eine Hemmschwelle auch geben kann. Daher ist das bei HelgaHilft so organisiert, dass wir jeden Schritt, der zu machen ist, telefonisch begleiten können, so notwendig. Außerdem wird eine sehr einfache Software verwendet. Es müssen keine eigenen Programme oder Apps heruntergeladen werden. An dieser Stelle ist es mir auch wichtig zu erwähnen, dass alle verwendeten Systeme zertifiziert und datenschutzkonform sind und somit allen Ansprüchen der DSGV entsprechen.

Wer ist das Team hinter Helga und wie habt ihr zueinander gefunden?

Unser Team hat sich in den letzten Wochen und Monaten zu einer feinen Gruppe entwickelt, die sich mit großem Willen, Herzenskraft und Motivation für die Initiative einsetzt. Einige von uns sind schon seit einigen Jahren mit an Bord. Für die Plattform haben wir außerdem Expert:innen in den Bereichen Psychoonkologie sowie Performance Marketing eingeladen, uns in unterschiedlichen Phasen des Projekts tatkräftig zu unterstützen. Allen gemeinsam ist auch der Spaß an der Sache, der tagtäglich nicht zu kurz kommen darf.

Was wird die Zukunft bringen, was ist deine Vision für HelgaHilft?

Als Helga Health GmbH haben wir Großes vor. Unsere Vision ist die Schaffung eines „Health Gardens“. Davon leitet sich auch der Name HELGA ab. Der Vorname Helga stammt außerdem aus dem nordischen Sprachraum und bedeutet so viel wie „die Heilende“ oder „die Geheilte“. Das hat uns sehr berührt und deshalb hat die Plattform diesen Namen erhalten. 

Die Plattform soll sich also wie ein Garten stetig weiterentwickeln. Wir wollen Wachstum fördern und das auf vielfältige Art und Weise, z. B. mit unterschiedlichen psychoonkologischen Hilfestellungen. Den Besucher:innen unseres Gartens bieten wir Angebote zum Hören, zum Schauen, zum Teilnehmen und zum Mitmachen an. 

HappyMed- und Helga-Teammitglieder verstehen sich als Botschafter:innen für einen neuen Ansatz im Gesundheitswesen. Wir wollen bestehende Herangehensweisen challengen und alternative Möglichkeiten aufzeigen. Dabei integrieren wir digitale Möglichkeiten, um Versorgungsmöglichkeiten zu verbessern. Wir hören zu und sehen hin, denn wir wollen Erfahrungen im und mit dem Gesundheitssystem für Patient:innen – letztlich für uns alle – neu gestalten.

Quellen und Links:

Redaktioneller Hinweis: Früher hieß HelgaHilft noch Sanaso. Der Inhalt dieses Artikels wurde daher entsprechend aktualisiert.

Titelbild: Sincerely Media/Unsplash

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