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Tattoos, Make-up und Hautpflege bei Krebs
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Hautsache Onkokosmetik

Kurvenkratzer und Kosmetik-Tipps? Na klar! Wir werfen einen Blick in den Tuschkasten der Onkokosmetik und zeigen dir, wie du gestresste Hautzellen nach Krebstherapien wieder glücklich machen kannst.

2/2 Auf dieser Seite liest du, wie Onkokosmetik funktioniert. 

Ötzi und das Ibuprofen der Kreidezeit 

Aber zuerst ein kleiner Fun Fact. Wusstest du, dass die 5.300 Jahre alte Gletschermumie Ötzi vermutlich medizinisch tätowiert wurde? Viele seiner beeindruckenden 61 Tattoos befinden sich an Stellen, die heutigen Akupunkturpunkten entsprechen – etwa an den Knien oder Fußgelenken. Forscher:innen vermuten, dass diese Tätowierungen zur Schmerzlinderung dienten. Quasi das Ibuprofen der Kreidezeit. In unserer Quellenbox am Ende des Artikels kannst du mehr darüber nachlesen.  

Ganz so barbarisch wie damals wird heute nicht mehr gearbeitet. Keine Sorge. Sogenannte „Medical Tattoo Artists“ und onkologische Kosmetiker:innen folgen strengen Hygienevorschriften und sind speziell geschult, um Krebspatient:innen physisch und psychisch bestmöglich zu begleiten. 

Hautpflege bei Krebs – das musst du beachten 

Du kannst deine Haut während der Krebstherapie von zu Hause aus unterstützen und dabei ein paar einfache Grundregeln beachten, ganz ohne Beratung. 

  • Sanfte Pflege mit milden, schonenden Pflegeprodukten: Duftstoffe, Parfüm oder Alkohol in Kosmetika? Nein, danke. Versuche, auf sanfte Pflegeprodukte zurückzugreifen. Und Männer aufgepasst: Bitte alkoholfreie Aftershaves benutzen.  
Kokosnuss aufgeschnitten daneben Löffel mit Kokosfett
Weniger ist mehr – besonders während der Krebstherapie: milde Pflegeprodukte oder einfach nur Kokosöl. (Unsplash/Towfiqu Barbhuiya)
  • Cremen, cremen, cremen: Verwende eine reichhaltige, rückfettende und harnstoffhaltige Pflege – am besten schon vor Beginn der Therapie. Ach, und vergiss beim Eincremen nicht auf deine Nägel! 
  • Umwelt- und hitzeschonend duschen: Heißes Wasser trocknet die Haut aus. Halte es kurz und lauwarm und versuche, extrem heiße oder kalte Duschen zu vermeiden. 
  • Rasieren mit Bedacht: Rasiere dich bestenfalls trocken und greife nur alle paar Tage zur Nassrasur, um deine Haut zu schonen und die oberste Hautschicht nicht unnötig zu belasten. 
  • Schonender Umgang: Tupfe deine Haut sanft ab, anstatt zu rubbeln, trage luftige Kleidung und versuche, zu starken Druck auf deine Nägel zu vermeiden. 
  • Kratzen unterdrücken: Bekämpfe Juckreiz lieber mit einer dafür vorgesehenen Creme oder Pflege, zum Beispiel mit einem kühlenden Thermalwasserspray. 
  • Raumklima beachten: Vermeide es, zu stark zu heizen. Lege feuchte Tücher auf die Heizung, um so die Luftfeuchtigkeit im Raum zu erhöhen.  
  • Sonnenschutz ist Pflicht: Manche Medikamente machen die Haut lichtempfindlicher. Achte also darauf, bedeckende Kleidung zu tragen. Als Ergänzung zur Sonnencreme, versteht sich.. Frische Operationsnarben sollten ebenfalls nicht der Sonne ausgesetzt werden, da das Narbengewebe meist keine schützenden Hautpigmente entwickelt. 

Wann zum Arzt oder zur Ärztin? 

Hautveränderungen sind nervig, aber meistens harmlos. Wenn du plötzlich starke Beschwerden hast oder sich etwas komisch anfühlt, unbedingt mit deinem behandelnden Team sprechen! Dermatolog:innen und Onkolog:innen arbeiten oft zusammen, um die beste Pflege für dich zu finden. 

Make-up als Stimmungsbooster 

Du brauchst keinen Termin im Kosmetikstudio, um dich schön zu fühlen! Auch dein Badezimmer kann zu deiner persönlichen Selfcare-Oase werden. Ob mit überdimensionalen falschen Wimpern, dunklem Lippenstift oder Glitzer um die Augen – tobe dich aus! Wir haben einen ganzen Artikel zu Schminktipps für Krebspatient:innen, die dir dabei helfen können, deinem Spiegelbild ein Strahlen zu verpassen.

Frau mit coolem Make up sitz vor Spiegel draußen
Übertriebenes Make-up, Glitzer und Farbe – manchmal ist genau das die beste Therapie. (Fotos: Pexels/Jonathan Valdes)

Aber nicht nur ein vollständiger Make-up-Look kann dein Wohlbefinden fördern. Schon eine abgestimmte Abend- und Hautpflegeroutine kann dich und deine Haut zum Leuchten bringen. Denn Pflege ist nicht nur äußerlich – sie ist ein Statement für dich selbst.  

Das Leben geht nicht spurlos an uns vorbei. Seien es Falten, die wir über Jahre durch schallendes Lachen entwickeln, Narben, die von einer schweren Zeit zeugen oder trockene Haut während einer Krebsbehandlung. Unser Körper zeigt, was wir erleben und durchlebt haben. Manchmal braucht es nur einen kleinen Anfang, um sich wieder wohler in der eigenen Haut zu fühlen.  

Onkokosmetik kann genau das sein – eine Möglichkeit, dir selbst wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken, deine Haut zu pflegen und dabei nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich neue Kraft zu schöpfen.  

In diesem Artikel hast du gelernt: 

  • dass Onkokosmetik mehr als nur Pflege ist – sie kann dein Wohlbefinden und Selbstbewusstsein stärken. 
  • wie du deine Haut schonend behandelst, damit sie dich gut durch die Therapie begleitet. 
  • dass Nippel in Herzform tatsächlich eine Option sind (und warum das ziemlich genial ist). 

Weitere Links:  

Co-Autorin: Clara Schwöllinger

Titelbild: Unsplash/Forest Simon

Über die Serie

In unserer Artikelserie “Nachspielzeit” schauen wir dahin, wo sonst oft weggeguckt wird: Auf nervige Langzeitfolgen, die vielen Krebsüberlebenden nach der Therapie oft nicht erspart bleiben. Ob anhaltende Erschöpfung, nervige Schmerzen oder die fiesen Schatten der Angst – statt Tabus gibt’s hier Anleitungen, wie du damit fertig wirst.

Wir erzählen dir ungefiltert, was wirklich abgeht, wenn der Kampf offiziell gewonnen, aber der Alltag noch nicht zurück ist. Warum Nachsorge ein Muss ist, ist und wie du Lebensqualität trotz allem selbstverständlich machst.

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