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Julie vs. Bill
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„Ich habe im CT und MRT geleuchtet wie ein Weihnachtsbaum“

Julia von „Julie vs. Bill“ spricht über Tarantino-Klassiker, Titten und Ärsche, Body Positivity und übers „flawless“ aussehen. Darüber, was genau Taschenlampenmomente sind und wo es die „geilste Nudelsuppe ever“ gibt, haben wir uns auch unterhalten.

Thema: Body Positivity. Du kannst als Visagistin Schönheit noch mehr in Szene setzen. Eine Krebserkrankung greift vielfach ins Erscheinungsbild ein. Wie gehst du damit um?

Ich habe viel Veränderung mitgemacht, vor allem in den vergangenen anderthalb Jahr. Vorher hat man mir meine Krebserkrankung überhaupt nicht angesehen. Und dann sind mir doch die Haare ausgefallen und ich musste mich damit auseinandersetzen, wie anders es sein kann, wenn man sieht – okay, da stimmt was nicht mit der Frau. (lacht) Oder auf einmal fast 18 Kilo mehr auf den Rippen zu haben. Klar, ich fand es oft überhaupt nicht schön, wie ich ausgesehen habe. Ich habe jeden Tag in den Spiegel gekuckt und dachte mir: „Alter, wer bist du denn überhaupt?“ Auf einmal waren die Leute nicht mehr so freundlich, wie ich das vorher gewohnt war. Das hat mich tierisch geärgert. Aber irgendwann hat sich das bei mir in eine Art Trotzigkeit gewandelt, wo ich dachte: Jetzt erst recht.

 

November Julia Hello Beautiful
Hello Beautiful! Foto:Privat

Und du zeigst Schminktipps auf deinem Instagram Account „Beauty for braves“?

Ja, genau. Ich wollte das bisschen verbinden. Das erfordert schon Mut, sich ungeschminkt dahinzusetzen, nicht immer „flaweless“ auszusehen, wie es auf Instagram promotet wird. Aber man kann ja trotzdem für sich selbst hübsch sein. Ich habe mich dann aufgebrezelt, geschminkt und gesagt: Ich setze mich jetzt hierin und zeige mich so, wie ich bin. Ich habe einfach gehofft, dass ich anderen erkrankten Mut machen kann, wenn ich mich trotzdem zeige und nicht verstecke.

Geht das immer gleich einfach? Wie hilfst du dir, wenn es mal schwierig ist?

Es gibt Zeiten, wo ich überhaupt nicht aktiv bin, wo ich keine Videos mache und nicht so viel poste. In den Zeiten ist mein Kopf dann einfach stärker als mein Kampfgeist oder Wille. Es ist nicht immer gleich leicht, definitiv nicht. In der Zeit, wo es körperlich eher schwieriger oder anders war, fand ich es einfacher, wenn es gerade mal mehr Probleme gab als sonst.

November Julia Beim Wander Auf Holzbrücke
Beim Wandern im schönen Kärnten, ausgerüstet mit kühlendem UV-Shirt und Sonnenhut! Schützt euch, ihr da draußen! Julie macht's vor ;) Foto: Privat
„Geh verdammt noch mal zum Arzt mit dem Ding, weil sonst tötet es dich!“

3 Fragen an dein jüngeres Ich?

Ich würde am liebsten schimpfen mit meinem jüngeren Ich. (lacht) Ob das wirklich sein muss, dass du dich jetzt ungeschützt in die Sonne legst und ob braun sein wirklich so wichtig ist? Das ist aber deep: Glaubst du, du bist wirklich so wenig wert? Und ob ich nicht bisschen mehr auf mich selbst achten möchte und nicht ganz so viel arbeiten möchte.

 

Der Auslöser für deinen Hautkrebs war ja ein einziges Muttermal. Was würdest du deinem jüngeren Ich raten?

Also es ist ja nicht so, als wär das Muttermal von heute auf morgen aufgetaucht und hätte mich total überrascht. Ich würde echt schimpfen und sagen: „Geh verdammt noch mal zum Arzt mit dem Ding, weil sonst tötet es dich!“ (lacht) Das war mir einfach nicht bewusst. Das war an der Hüfte, ich habe es jeden Tag gesehen und es wirklich geschafft, es zu verdrängen und nicht zum Arzt zu gehen. Also wie blöd kann man denn sein? (lacht) Man muss es sich anschauen lassen, vor allem dann, wenn sich eines verändert. Das ist nie gut.

November Strahlentherapie Julie Vs Bill
Bestrahlungstherapie für Julie – gemeinsam mit ihrem Strahlefuchs zum Festhalten und Glück bringen. Foto: Privat

Wie sieht dein perfekter Tag aus?

Ausschlafen. Wie lange auch immer. (lacht) Aufwachen und dann so dieses „Ach komm, ich bring´ dir jetzt deinen Kaffee!“ Oh toll! Vielleicht sogar noch ein Croissant dabei, das wäre wundervoll. Dann gemütlich aufstehen, wir sind natürlich wo, wo es besonders toll ist…ja lass uns einfach in Paris sein. Dann schön aufstehen, mit dem Hund und dem Nigel einen schönen Spaziergang machen in der Frühlingssonne – nicht zu kalt nicht zu warm. Dann ist der Wookie irgendwo beschäftigt mit anderen tollen Hunden und wir haben Zeit für uns und können schön Mittag essen gehen und noch ein bisschen durch die Stadt schlendern. Dann gehen wir abends ins Kino und dann noch in `ne tolle Bar.

Du reist also gerne. Was bedeutet denn das Reisen für dich?

Reisen ist für mich so vieles. Es ist Futter für meinen Kopf, weil man jedes Mal irgendwas Neues kennenlernt. Für mich kann es gar nicht anders genug sein, deswegen hab ich auch so gerne in China gelebt. Es riecht anders, es sieht anders aus, es schmeckt anders, die Sprache ist anders. Das sind ständig neue Impulse für alle Sinne. Rum zu schlendern und diese Eindrücke wie ein Schwamm aufzusaugen. Das liebe ich am Reisen am allermeisten. Diese Erinnerungen bleiben für immer gespeichert und die kann ich dann in schweren Momenten ausgraben und mich in meinem Kopf wieder zurück beamen. Das ist viel wertvoller für mich, als mein Geld für materielle Dinge auszugeben. Da habe ich wirklich lange was davon.

Wo beamst du dich denn dann hin?

Oh…ganz schwierig. Je nachdem, wie es mir gerade geht. Wenn ich Ruhe brauche, dann super gerne auf eine unbewohnte Insel auf den Philippinen, Palawan, wo ich gecampt habe. An dieses Lagerfeuer unter den Sternen. Nein, ein Traum! Und wenn ich Motivation und Leben brauche, dann ist es Shanghai. Da gab‘s so eine kleine Nudel-Bar und die hatten einfach die geilste Nudelsuppe ever. Da bin ich sehr gerne hingegangen.

November Julia Mit Nigel Am Strand_foto Privat
Bahama Mama! Gemeinsam mit Nigel auf den Bahamas. Foto: Privat
„Schieb die nicht auf - mach das jetzt!“

Word Rap

Meinen Kaffee trinke ich am liebsten…

…in Gesellschaft und mit Sojamilch und Zimt oben drauf.

 Mein Lebensmotto lautet…

…lächle, auch wenn es regnet. Denn wenn du nicht lächelst, regnet es trotzdem.

 Drei Dinge, ohne die ich nicht leben kann…

Wenn man es wirklich ganz realistisch haben möchte, dann sind definitiv an erster Stelle meine Medikamente. (lacht) Medikamente, Musik und die Liebe. 

Diesen Make-up-Look schminke ich am liebsten…

….am liebsten definitiv Eyeliner und Nude Lips. Ich liebe Audry Hepburn und sie hatte eigentlich in jedem Make-up ihren schwarzen Eyeliner. Nicht übertrieben, klassisch, zeitlos. Ein Klassiker, sagen wir´s mal so.

Würdest du für den Rest deines Lebens ohne Make-up aus dem Haus gehen oder in der Früh auf Kaffee verzichten müssen?

Definitiv lieber ohne Make-up aus dem Haus. (lacht) Ich liebe Kaffee. Ich liebe guten Kaffee, da lege ich wirklich Wert drauf.

Was gibst du anderen mit auf den Weg?

Ganz allgemein würde ich jedem raten: Dinge, die man unbedingt machen will und einem am Herzen liegen: Schieb die nicht auf – mach das jetzt! Und wenn du jemanden vermisst und immer wieder denkst, den würde ich gern mal wieder sehen, oder die Reise, die du schon immer machen wolltest. Ey, schluck das runter und mach es verdammt! Weil du weißt nicht, wie lange du die Gelegenheit dafür hast. Und geh zur Hautkrebsvorsorge und zu allen anderen Krebsvorsorgen auch. (lachen) Einfach bisschen besser auf sich aufpassen. Nicht nur gesundheitlich im Sinne von nicht jeden Tag Fast Food und Zucker in sich reinballern, sondern auch auf das Innere aufpassen und sich nicht für alles knechten.

 

Du willst mehr über Julie erfahren?

Hier kommst du zu ihrem Facebook-Blog Julie vs. Bill.

Und hier zu ihrem Beauty-Account.

Über die Serie

Stark sein? Runterschlucken? Das Schicksal ertragen? Wir von Kurvenkratzer bekommen latenten Brechreiz, wenn wir derartige Sprüche hören. Und warum flüstern wir, wenn wir über Krebs reden? Ja, Krebs ist in unserer Gesellschaft leider noch immer ein Tabu. Studien zufolge trifft aber jeden zweiten Menschen im Laufe seines Lebens eine Krebserkrankung. Krebs ist also alles andere als eine gesellschaftliche Nische.

In unseren Interviews sprechen wir mit Menschen, die Krebs am eigenen Leib erfahren haben oder nahe Betroffene sind. Wir reden mit ihnen über den Schock, den Schmerz, Hilfe zur Selbsthilfe, Humor und Sexualität, sowie darüber, wie es gelingt, Mut und Hoffnung zu finden. Damit möchten wir dich motivieren: Wenn du das Gefühl hast, über deine Erkrankung sprechen zu wollen, dann tu es. Du bist nicht allein.

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