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Guide zum richtigen Kondolieren
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Kondolieren für Anfänger:innen – wie Trost spenden gelingt

Sobald jemand von einem Sterbefall betroffen ist, bekommt er:sie aus allen Richtungen tiefstes Beileid zugewunschen. Manchmal fühlt es sich so an, als würde mensch nur kondolieren, weil es sich so gehört. Beileid ohne Mitgefühl? Nein, danke. Ein Guide zum angemessenen Kondolieren. 

5. Auf einfühlsame Weise kondolieren? So geht’s! 

Mündlich kondolieren

Egal ob persönlich oder am Telefon: Mündlich kondolieren ist super, wenn du die Person gut kennst und die verstorbene Person gut gekannt hast. So zeigst du besondere Nähe und Anteilnahme. In einem persönlichen Gespräch kannst du Trost spenden und deine Gefühle direkt ausdrücken – im Rahmen eines Trauerbesuchs bei der Familie des:der Verstorbenen zum Beispiel. 

Und wenn das mit dem Gefühleausdrücken gerade in dem Moment nicht so klappt, wie du das gerne hättest, und dir die passenden Worte fehlen, dann ist das auch in Ordnung. Kommuniziere es. Das darf Platz haben. Es zeigt in Wahrheit einen ehrlichen Ausdruck deiner Trauer. Apropos Trauer: Warum Trauer auch etwas Positives sein kann, erfährst du in unserem „Trauern 101: Wie du mit dem Tod von Angehörigen umgehst“. 

Es geht auch schriftlich 

Ein handgeschriebener Brief oder eine persönliche Karte kann eine schöne Art sein, um Mitgefühl auszudrücken. Darin kannst du spezifische Erinnerungen teilen. Du kannst aber auch einfach nur deine Gedanken niederschreiben und diese für die Familie des Verstorbenen zum Ausdruck bringen.  

Aber: keep it simple. Komplimente sind schön und gut, aber du nimmst ja nicht an einem Literaturwettbewerb teil. Also leg den Stift lieber 27 Minuten vor der halbstündigen Lobrede weg.

(Foto: Pexels/Thirdman)
Little by little. Stück für Stück. Du musst keinen Roman schreiben. Die einfachsten Phrasen und Worte können schon Kraft schenken. (Foto: Pexels/Thirdman)

Und digital? Geht auch.  

Mittlerweile vermutlich die häufigste Art zu kondolieren, ist die digitale Beileidsbekundung per Whatsapp & Co. Diese Art des Kondolierens kann eventuell beiläufig und unpersönlich wirken, aber sind wir uns mal ehrlich, das hat die Digitalisierung nun mal so mit sich gebracht.

Du kannst auch online kondolieren und für die verstorbene Person eine digitale „Kerze anzünden“. Du kannst für dich selbst abwägen, ob die digitale Beileidsbekundung der richtige Weg ist, um deine persönliche Anteilnahme auszudrücken.  

Kondolieren am Grab 

Wenn du die verstorbene Person gut gekannt hast und möglicherweise auch am Begräbnis oder der Urnenbeisetzung teilnimmst, kannst du der Familie auch direkt dein Mitgefühl aussprechen.

(Foto: Pexels/Mo Eid)
Steig ein in die digitale Welt des Kondolierens und zünde für die verstorbene Person eine digitale Kerze an. (Foto: Pexels/Mo Eid)

6. Vielen Dank für die Blumen! 

Blumen sind sowieso immer schön. An Geburtstagen, Hochzeiten, Valentinstagen. Und ja, auch als bunter temporärer Stimmungsaufheller bei Trauerfeiern, Begräbnissen & Co. Es ist ein sehr klassisches, vielleicht altmodisches Zeichen. Aber ein so schönes. Wer spendet nicht gerne Trost und zeigt seine Unterstützung mit einem Strauß bunter Blumen? In unserem Fall am liebsten sonnenblumengelbe!

7. Gemeinsam. In Gedanken an…

Ja, Erinnerungen sind wundervoll. Es kann schön sein, an eine Person zu denken und sich an gemeinsam erlebte Momente zu erinnern. Doch wenn diese kostbaren Erinnerungen im Strudel des Alltags verlorengehen, bringt das niemandem Trost. Deshalb ist es wichtig, den trauernden Menschen konkret zu zeigen, dass du an sie denkst. Teile ihnen direkt mit, was du fühlst. Sei präzise in deinen Worten, erinnere dich an eine besondere Eigenschaft des:der Verstorbenen oder teile eine persönliche Anekdote. Auf diese Weise zeigst du, dass du wirklich an ihn oder sie denkst und ihre Trauer teilst. 

Auch mit der Teilnahme an einer Gedenkfeier oder Trauerfeier zeigst du Trauernden, dass du Anteilnahme empfindest und in dieser schweren Zeit an ihrer Seite stehst. Gemeinsam einen Moment inne halten, Gedanken fassen, an die Person erinnern, gemeinsam weinen, trauern, Kraft schenken.

Falls die verstorbene Person eingeäschert werden soll, kann es auch schön sein, sich beim Einäscherungstermin zu treffen, positive Gedanken zu fassen, füreinander da zu sein. Kaffee und Kuchen im Anschluss inbegriffen. Oder ein kaltes Bier. Alles das, was sich in dem Moment richtig anfühlt. 

(Foto: Pexels/Sydney Haws)
Versuche, nicht im Tränenmeer zu versinken. Stütze die trauernde Person und biete ihr eine Schulter zum Weinen an. (Foto: Pexels/Sydney Haws)

8. Stütze und unterstütze 

Kann ich dir etwas Gutes tun? Brauchst du Hilfe? Kann ich dich unterstützen? 

Was du immer tun kannst, um Hinterbliebene in ihrer Trauer zu stützen, ist, sie zu unterstützen. Koche eine leckere Mahlzeit, nimm der Person eventuelle Einkäufe oder Besorgungen ab oder hilf bei dem bürokratischen Krimskrams, also Behördengängen, die der Tod eines Menschen eben mit sich bringt. Taten zeigen oft mehr als Worte.

Checkliste: Kondolieren wie ein Profi!

✔️ Kondoliere mündlich, schriftlich oder digital. 

✔️ Timing ist alles – kondoliere zum richtigen Zeitpunkt bzw. wenn es sich richtig anfühlt. 

✔️ Finger weg von Standard-Kondolenztexten! Finde deine eigenen Worte. 

✔️ Sei aufrichtig, sei ehrlich, sei liebevoll.

✔️ Keep it simple! Schreibe keine Lobrede, sondern ein oder zwei schöne Anekdoten. 

✔️ Kein Kummer-Wettbewerb: Trauere nicht um die Wette.

✔️ Kondoliere direkt am Grab, beim Begräbnis oder der Urnenbeisetzung. 

✔️ Unterstütze Familie und Freund:innen bei einem Trauerbesuch bzw. -ritual. 

✔️ Verschenke einen temporären Stimmungsaufheller in Form von bunten Blumen. 

✔️ Dir fehlen die Worte? Kommuniziere es und sprich es offen an. 

✔️ Zünde eine digitale Kerze an. 

✔️ Kollektives Weinen, Trauern und Kraftschenken ist immer gut. 

✔️ Stütze und unterstütze bei täglichen Aufgaben oder Bürokratie.

✔️ Begleite ggf. beim Einäscherungstermin. 

In der Welt des Kondolierens gibt es kein Patentrezept. Aber wenn du diese Tipps beherzigst, bist du auf dem besten Weg, ein Kondolenz-Profi zu werden – und wer weiß, vielleicht wirst du sogar ein:e Meister:in der Trostspende.

Links und Quellen:

Titelbild: Canva/shalunx13

Über die Serie

Oh nein, nächstes Tabuthema auf Kollisionskurs! Als ob Krebs nicht ausreicht. Machen wir uns nichts vor: Krebs wird direkt mit Sterben, Tod und Trauer in Verbindung gebracht, auch wenn viele Krebserkrankungen gar nicht tödlich sind. Geht’s doch schließlich ums Abschiednehmen, das alte Leben loslassen.

Wer uns kennt, weiß, dass wir alles locker, aber nichts auf die leichte Schulter nehmen. Schon gar nicht das Lebensende. Scheiden tut weh, keine Frage, und den Löffel abzugeben ist nicht lustig, aber wer zuletzt lacht, soll am besten lachen. Lass uns gemeinsam ins Gras beißen! Wie, das erfährst du in dieser Serie.

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