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Kommunizieren in der Krebskrise
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Krisey Peasy: Das richtige Werkzeug für die Krise Krebs

Krisen im Leben gibt es viele. Mal größere, mal kleinere – und dann gibt es noch Krebs. Da kriselt’s dann aber sowas von. Die richtige Art der Kommunikation kann dann Kraft schenken und nicht rauben. Wie das gelingt? Lass‘ mal kommunizieren – los geht’s.

Eine:r für alle und alle für eine:n

Was für dich schwierig zu realisieren ist, ist auch für die Angehörigen nicht leicht zu verdauen. Immerhin haben sie Angst um dich. Als betroffene Person ist es für dich wiederum eine extreme Herausforderung, das Umfeld überhaupt über die Erkrankung zu informieren.

Es ist ein Balanceakt zwischen deinen eigenen Ängsten und den überfordernden Emotionen deiner Liebsten. Aber hey. Wer sagt denn, dass man in schweren Zeiten nicht auch ein bisschen Jonglieren lernen kann? Hier sind ein paar Tipps, wie du das schaffst.

1.  Also liebe Leute, folgendes…

Kaum bist du aus dem Arztzimmer geflüchtet, kommen dir all die Gesichter in den Sinn, die du jetzt mit deiner Achterbahnfahrt namens Leben belasten könntest. Da läuft einem schon mal der Schweiß den Rücken runter. Jede:n einzeln anrufen und die Bombe platzen lassen? Uff, das ist ein Marathon für die Finger!

Also, wie wär’s, wenn du die moderne Technik anschmeißt und alle auf einmal per Videocall einlädst? Oder direkt persönlich zum Gruppentreffen – je nachdem, was deine Nerven aushalten. Das spart dir ’ne Menge Einzelgespräche und du kannst alle Fragen auf einen Schlag klären. Und natürlich gibt’s auch Leute, bei denen du persönlich anklopfen möchtest. Und wie schön es doch ist, solche Menschen im Leben zu haben!

Du kannst die Wellen nicht aufhalten, aber du kannst lernen, zu surfen.
Jon Kabat-Zinn
Mann Surft Welle (Foto: Canva/Jess Loiterton)
Na dann mal ran ans neue Hobby: Riesenwellen surfen um nicht unterzugehen lautet die Devise. (Foto: Canva/Jess Loiterton)

2. Mach dich wichtig – such‘ dir eine:n Pressesprecher:in

Hä? Also, folgender Plan: Suche dir eine:n Pressebeauftragte:n. Keine Panik, es geht nicht um die großen Schlagzeilen, sondern darum, deine mentale Gesundheit zu schützen. Du brauchst jemanden, der bzw. die für dich einspringt, wenn das Telefon nonstop klingelt und alle wissen wollen, wie es dir geht.

Diese Person ist deine Rettung, wenn du Ruhe brauchst oder einfach mal die Welt um dich herum ausblenden willst. Sie ist sozusagen dein:e persönliche:r PR-Manager:in. Das bedeutet weniger Telefonterror und ein bisschen mehr Entspannung für dich. Sag deinem Kreis doch einfach, dass sie von nun an XY kontaktieren sollen, wenn sie Neuigkeiten von dir hören wollen.

3. Empathie = coole Partie

In einer Krise wie Krebs ist es wichtig, dass das du mehr als nur bestens behandelt, emotional unterstützt und ernst genommen wirst. Wenn dir diese Empathie nicht von einer Ärztin oder einem Arzt entgegengebracht wird, ist das nämlich keine coole Partie – und du hast sowas von das Recht, es anzusprechen.

Du brauchst während des gesamten Behandlungsprozesses Verständnis für deine Ängste, Sorgen und Bedürfnisse.

4. Klartext, ohne Kauderwelsch

Klarheit und Verständlichkeit sind in der Medizin der Schlüssel zur erfolgreichen Kommunikation! Wenn medizinische Informationen für dich wie ein Kauderwelsch klingen, ist es wichtig, nachzufragen. Dein:e Ärzt:innen sollen in verständlicher Sprache erklären, was los ist, damit du in deinen gesamten Behandlungsprozess einbezogen wirst und mitentscheiden kannst. Und natürlich solltest du auch die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen und Bedenken zu äußern – ganz ohne Scheu.

Und ganz ehrlich, wer möchte nicht ehrliche und klare Informationen über seine Gesundheit? Patient:innen brauchen Vertrauen in ihr medizinisches Team und möchten in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Offenheit und Ehrlichkeit sind hier das O und E. Keine Geheimnisse. Klare Ansagen über Diagnosen, Behandlungsmöglichkeiten und Prognosen. Eine:r für alle und alle für eine:n. Gemeinsam gegen die Krankheit antreten. Darum geht’s.

Megaphone (Foto:Canva/pixelshot)
Du verstehst nur Bahnhof? Nachfragen! (Foto:Canva/pixelshot)

5. Sprich mit den Mini-Me‘s

Der Umgang mit Kindern in dieser Krise kann heikel sein, gerade weil man nichts falsch machen möchte. Man möchte sie schonen und trotzdem nichts außen vor lassen. Du möchtest die Kids informieren, ohne dass sie das Weite suchen? Klingt nach einer Mission Impossible. Keine Panik, wir haben deine Rettungsleine parat. In unserem Artikel So sagst du es deinen Kindern? haben wir alles aufgelistet, wie du mit deinen Kiddies über heikle Themen reden kannst.

6. Kollektives Ausheulen? Lieben wir.

Du bist nicht die bzw. der einzige im Club der schrägen Vögel. Auf dem InfluCancer-Blog wimmelt es nur so von Leuten, die genauso durch das edelbittere Backkakao-Pulver gezogen wurden, wie du. Da kannst du dich mit deinen Leidensgenoss:innen austauschen und vielleicht ein paar Lacher abstauben.

Die Verbindung mit Leuten, die ähnliche Höhen und Tiefen erlebt haben, kann echt aufbauend sein. Wir wissen, von was wir sprechen. Und was noch wichtig ist? Ein seelischer Rettungsring. Manchmal reicht schon eine breite Schulter zum Ausheulen oder ein langes Telefonat mit deiner Lieblingsperson.

Psychologische Unterstützung, Beratung und Unterstützungsgruppen sind da auch supidupi dafür geeignet. Damit packst du die emotionalen und sozialen Auswirkungen deiner Erkrankung beim Rossschwanz und zeigst ihnen, wer hier das Gummiringerl in der Hand hat.

Junge Freundesgruppe (Foto: Canva/Juani Sanchez)
Du bist nicht allein. Es gibt genügend Menschen da draußen, die dasselbe durchmachen wie du. Vernetze dich mit ihnen. Es wird dir gut tun! (Foto: Canva/Juani Sanchez)

7. Krise Deluxe

Kann eine Krise auch mal zum Lacher werden? Wir sagen ja. Ein Alltag, der ohne Komplikationen dahinplätschert, gibt keinen Anlass, die gewohnten Bahnen zu verlassen und neue Seiten an sich kennenzulernen. Erst in Momenten der Herausforderung müssen wir all unsere Stärke und Willenskraft bündeln, um den Sturm zu überstehen.

Ob du danach wie ein:e Actionheld:in aus einem Film aussiehst oder eher wie ein gezeichnetes Kunstwerk: Nach einer Runde Krise bist du definitiv nicht mehr der gleiche Mensch wie zuvor. Und in der Regel ist das ein Mensch, der sich seiner Stärken bewusster und außerdem selbstreflektierter ist.

Kleines Fazit: Kommunikation während einer Krise ist oft schwierig und selten angenehm, aber auch vielseitig. Trotz der Herausforderungen, denen du gegenüberstehst, brauchst du Hoffnung und Unterstützung. Es ist wichtig, dass du ermutigt wirst, positiv zu bleiben und dich auf deine Genesung konzentrierst. Denn am Ende des Tunnels wartet vielleicht sogar ein Regenbogen.

Vielleicht können dir unsere Tipps ein wenig helfen. Einen allerletzten haben wir noch, er ist auch gleichzeitig der wichtigste: Mach, was sich für dich gut anfühlt, denn niemand weiß es besser als du selbst!

Zum Weiterlesen:

Dieser Artikel ist unter der Mitarbeit von Constanze Kreuzberger und Chiara Repolusk entstanden.

Titelfoto: Canva/Polina Tankilevich

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