Lockdown-Jahr 2020: Aufwind für digitale Lösungen?
Mehr Qualitytime mit den Liebsten, Spazierengehen als Trendsportart, Aufwertung des digitalen Arbeitens: Das Ende des Jahrzehnts war definitiv besser als sein Ruf. Und auch für den digitalen Bereich der Medizin war 2020 ein gutes Jahr. Neue digitale Lösungen wurden auf den Weg gebracht, alte verbessert. Eine Entwicklung, die gut für Patient*innen ist und gerne bleiben darf. Ein Interview über den Status quo in Österreich und die Chancen für ein nachhaltigeres Gesundheitssystem.
Zwei Beispiele: Bei Lungenkrebs wurden früher alle Patient*innen mittels Chemotherapie behandelt. Diese zielt darauf ab, dass alle Zellen im Wachstum gehemmt werden – davon sind oft auch Darm- und Haarzellen betroffen und dies führt zu den bekannten unerwünschten Nebenwirkungen. Heute weiß man, dass es mehr als 20 Untertypen von Lungenkrebs gibt, die sich meist durch genetische Marker unterscheiden. Diese kann man testen und dann entsprechend individualisiert therapieren. So erhalten Patient*innen jenes Medikament, das am besten an ihren Tumor bindet und ihn zerstört. Andere Zellen werden verschont.
Auch Brustkrebs wird heute individuell behandelt. Da gibt es zum Beispiel den HER2-positiven Brustkrebs, eine besonders aggressive Form. Betroffene hatten vor zehn Jahren noch eine sehr schlechte Diagnose. Heute überleben fast 90 % der Patient*innen, weil wir gezielte Therapien anwenden können. Diese wirken nicht nur besser, sondern haben auch weniger Nebenwirkungen. Auch Patient*innen mit dem sogenannten triple-negativen Mammakarzinom, die bis vor kurzem eine extrem negative Prognose bekamen – stehen nun innovative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die das Leben dieser Patient*innen verlängern können.
Wo sehen Sie das größte Innovationspotenzial im Einsatz digitaler Methoden?
Im „Real-World-Data“-Bereich kooperiert Roche mit akademischen Institutionen wie der Arbeitsgemeinschaft für medikamentöse Tumortherapie (AGMT), dem Institut für höhere Studien (IHS) sowie anderen Forschungszentren wie der CBmed, dem Kompetenzzentrum für patientenorientierte Biomarkerforschung in der Medizin. Ziel der gemeinsamen Forschungsprojekte mit der CBMed ist es, die softwaregestützte Entscheidungshilfe für Ärzte in der personalisierten Krebsbehandlung voranzutreiben. Im Zentrum steht dabei die automatisierte Dokumentenanalyse zur Unterstützung der Entscheidungsfindung von Ärzten bei der Krebstherapie sowie zur Erhöhung der Prognosesicherheit bei Diagnosen. Ziel ist, dass Patienten genau die Behandlung bekommen, die ihnen hilft – nicht mehr und nicht weniger.
Susanne Erkens-Reck, neue Geschäftsführerin von Roche Austria seit 1. Jänner 2020, steht für einen starken Fokus auf Innovation, Agilität und unternehmerisches Denken. Die gebürtige Deutsche ist verheiratet und Mutter zweier Töchter. Im Roche Alm Talk im Rahmen der EFA20 spricht sie über die „Chancen und Risiken von Datennutzung im Gesundheitssystem“.
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