9 min
Medizinischer Suchtrupp
9 min

Mit diesen Untersuchungen wird dem Krebs auf den Zahn gefühlt

Die exakte Abklärung einer Krebsdiagnose ist unter Umständen langwierig, da es mehr als eine Untersuchungsmethode bei Krebsverdacht gibt. Mit unseren Tipps kommst du stressfreier durch die Untersuchungen.

Seite 3/3: Was tun, um die Anspannung bei Untersuchungen zur Krebsabklärung zu reduzieren?

Nuklearmedizinische Untersuchungen

Für die Diagnoseverfahren in der Nuklearmedizin werden dem Körper geringe Mengen radioaktiver Stoffe (Tracer) verabreicht, deren Strahlung aufgezeichnet wird. Auf diese Weise wird vermehrter Stoffwechsel sichtbar, was auf Tumoren hinweisen kann. Wichtigste Varianten sind die Szintigrafie (Gammakamera) und die Positronen-Emissions-Tomografie (PET), welche oft mit einer Computertomografie kombiniert wird (PET-CT).

Da der Tracer bei der PET in einer Zuckerlösung appliziert wird, musst du nüchtern sein. Die radioaktiven Stoffe haben in der Regel eine kurze Zerfallszeit oder werden schnell ausgeschieden. Trotzdem kann es sinnvoll sein, für den Rest des Tages den Kontakt zu Kleinkindern und Schwangeren zu reduzieren.

Pro-Tipp: Hast du dir zum Beispiel beim Sport relativ harmlose Verletzungen (Prellung, Zerrung usw.) im Untersuchungsbereich zugezogen, teile das vor der Untersuchung mit.

Laut Jahresstatistik der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung von 2019 konnten bei 116 Brustkrebs-Diagnosen in 39 Fällen Fehler nachgewiesen werden. Bei einem Drittel aller korrekt gestellten Diagnosen ist es also zu nicht näher spezifizierten Behandlungsfehlern gekommen. Obwohl diese Statistik nicht repräsentativ ist, verdeutlicht sie dennoch, wie wichtig die umfassende und genaue Abklärung der Diagnose von Krebs ist.

Endoskopie (Spiegelung)

Bei einer endoskopischen Untersuchung wird ein dünner und meist biegsamer Schlauch in eine natürliche Körperöffnung eingeführt. An der Spitze ist eine Kamera angebracht, mit der bereits kleinste Gewebeveränderungen erkannt werden können, noch bevor sie Beschwerden verursachen. Mit speziellen Instrumenten können Proben von auffälligen Geweben entnommen werden.

Die meisten Endoskopien werden ambulant oder in einer Facharztpraxis durchgeführt. Wichtigste Varianten sind die Darmspiegelung (Koloskopie), die Magenspiegelung (Gastroskopie) und die Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie). In Absprache mit dir wird sie in Kurznarkose, mit Beruhigungsmittel (Sedierung), unter örtlicher Betäubung oder ohne Schmerzmittel durchgeführt.

Gewebeproben (Biopsie)

Je nachdem, welche Körperregion untersucht wird, werden Gewebeproben auf unterschiedlichen Wegen und meist mit Instrumenten gewonnen: Stanzbiopsie, Feinnadelbiopsie (Feinnadelpunktion), mittels Skalpell (Exzisionsbiopsie), endoskopisch, mittels Abstreichen oder aus Körperflüssigkeiten.

Die gewonnenen Proben werden üblicherweise an die Pathologie gesandt und unter dem Mikroskop analysiert. Diese histologische (bei Geweben) oder zytologische (bei einzelnen Zellen) Untersuchung gibt detaillierte Auskunft über etwaige Zellveränderungen, insofern über Krebsart, Reifegrad, Wachstumsgeschwindigkeit.

Tipps für stressfreie Untersuchungen

  • Relevante Dokumente mitnehmen: Zuweisung, Versicherungskarte und Vorbefunde zum Vergleichen.
  • Fragen statt wundern: Bei Unklarheiten sprich vor der Untersuchung mit dem Diagnoseteam.
  • Lesen statt Luft löchern: Wartezeiten mit einem guten Buch überbrücken. (Oft gibt es keinen Handyempfang.)
  • Atmen statt fürchten: Bewahre Ruhe, falls die Untersuchung nicht wie gewohnt abläuft.

Genetische Tests und Liquid Biopsy

Die modernsten Diagnoseverfahren sind ohne Zweifel genetische Analysen und die sogenannte Liquid Biopsy („Flüssigbiopsie“), um Tumorzellen oder Tumor-DNA im Blut nachzuweisen. Sie eignen sich besonders für Krebsarten, bei denen die herkömmliche Probenentnahme über Nadelbiopsie zu risikoreich ist, zur Früherkennung und zum Beobachten von erwartbaren Metastasenbildungen. Auch können Mutationen (zum Beispiel neuauftretende Therapieziele oder Entstehen von Resistenzen gegen Therapien) gut identifiziert werden.

Neonschrift „breathe“ auf einer bewachsenen Wand.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, heißt es. Das gilt auch in deiner aktuellen Situation. Halte durch. Atme! Foto: Unsplash/Tim Goedhart

Geh weiter

Jeder kleine Schritt bringt dich voran. Auch wenn es scheint, als bräche deine Welt zusammen, geh weiter. Klar ist es zermürbend, wenn Befunde Unterschiedliches aussagen und es lange dauert, bis die exakte Krebsart festgestellt ist. Du befindest dich ohne Zweifel in der nervenaufreibendsten Zeit deiner Krebserkrankung.

Wenn dir vorkommt, Spielball der Situation zu sein, und du nicht weißt, wie dir geschieht, ruhe dich aus. Manchmal nützt nur zu hoffen, dass es besser kommt, als befürchtet. Zieh dich zurück, schotte dich ab. Aber dann, geh weiter.

Wir von Kurvenkratzer glauben fest an den Sinn, immer wieder aufzustehen und den nächsten Schritt zu gehen.

Kurvenkratzer dankt Dr. Marija Balic für die inhaltliche Prüfung dieses Artikels.

Frau mit Schal.

Foto: Marija Balic

Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Marija Balic, MBA ist Onkologin an der Klinischen Abteilung für Onkologie der Medizinischen Universität Graz. Ihr Schwerpunkt liegt in der Behandlung von Brustkrebspatientinnen, und seit einem Jahr leitet sie auch das Brustgesundheitszentrum am Klinikum Graz. Sie ist eine überzeugte – und überzeugende – Onkologin. Sie versucht Klinik, Forschung und Lehre ineinander zu verwickeln, und aktuellste klinische Studien für ihre Patient*innen an den Standort zu holen.

Als Vizepräsidentin der ABCSG arbeitet sie an innovativen Behandlungsmöglichkeiten und deren Entwicklung mit. Dr. Balic möchte ihren zwei Mädchen vorleben, dass ein intensives Arbeitsleben mit Familie toll vereinbar ist.

Quellen:

Titelfoto: Unsplash/National Cancer Institute

Über die Serie

Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.

Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.

Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.

Jetzt teilen