No Thrombose, no Cry
Was ist nerviger als Blutgerinnsel und Tumorzellen? Na, wenn sie im Duo auftreten! Wir schauen uns dieses ungemütliche Paar genauer an. Warum ist das Thromboserisiko bei Krebs erhöht? Und können Thrombosen auf Krebs hindeuten?
Seite 2/2: Warum können Blutgerinnsel auf Krebs hindeuten? Und wie ist bei einer Thrombose zu handeln?
Thrombose als Hinweis auf Krebs?
Welchen Schaden ein bösartiger Tumor im menschlichen Körper anrichten kann, weißt du sicher schon. Wir von Kurvenkratzer reden ja auch sehr viel darüber.
Neben dem Verdrängen von gesundem Gewebe, der Metastasierung und den psychischen „Nebenwirkungen“ wie Fatigue greifen Tumoren auch in die physiologische Funktionsweise des Körpers ein. Zum Beispiel indem sie bestimmte Stoffe absondern, die die Blutgerinnung erhöhen können. Blutgerinnsel ohne eindeutige Ursache können daher ein Hinweis auf eine noch nicht entdeckte Krebserkrankung sein.
Die Wissenschaft ist sich über das Risiko von sogenannten „okkulten“ (verborgenen) Tumoren bei „idiopathischen“ (ohne erkennbaren Grund) Thrombosen noch nicht einig.
Die Zahlen sehen so aus: Bei 5–10 Prozent10 bis 10–22 Prozent4 der untersuchten Patient:innen wird innerhalb von zwölf Monaten auch eine Krebserkrankung festgestellt.
Besonders wichtig ist daher eine umfassende Untersuchung bei spontan auftretenden Thrombosen. Solltest du eine erhöhte Neigung zur Blutgerinnung haben, könnte es sogar sein, dass du ein höheres Krebsrisiko hast.6
Evas Loch im Herzen wird verschlossen, damit keine weiteren Thromben ins Gehirn wandern können. Gegen die Gerinnungsstörung erhält sie Medikamente. „Ich spritze seit der Diagnose täglich Heparin“, sagt Eva.
Diese Spritzen kennst du vielleicht als Thrombose-Prophylaxe oder Anti-Thrombose-Spritzen. „Moderne Medikamente gegen Gerinnungsstörungen helfen bei dem Syndrom nicht so gut, wurde mir gesagt“, erzählt Eva. „Es wäre mir lieber, wenn ich eine orale Therapie (Tabletten zum Einnehmen, Anm.) hätte.“
Kann Krebs eine Lungenembolie auslösen?
Tumoren erhöhen die Blutgerinnung. Krebstherapien können das Thromboserisiko erhöhen. Das Ausmaß der Krebserkrankung kann das Risiko für Thrombosen erhöhen.
Oberflächliche Venenthrombosen (OVT) kommen in etwa so häufig vor wie tiefe Venenthrombosen (TVT). Sie treten bei Krebspatient:innen eher in den Beinen auf und sind deshalb ein Risikofaktor, insbesondere für lebensgefährliche Lungenembolien (LE). Symptome sind unter anderem Kollaps, Atemnot, Brustschmerzen und Husten.8
Was tun bei einer Thrombose?
Es kommt darauf an. Fällt dir eine tastbare Thrombose auf? Oder hast du plötzliche Symptome, die keine andere Ursache haben können? In beiden Fällen solltest du dein ärztliches und pflegendes Team umgehend darauf aufmerksam machen.
Je nachdem, wie es dir momentan geht, werden sie unterschiedlich reagieren. Oberflächliche Venenthrombosen (OVT) werden wohl eher entspannt behandelt (zum Beispiel mit Heparin) und beobachtet werden.
Wie kann ich das Thromboserisiko senken?
- Hydration rulez. Trink ausreichend Wasser, damit dein Blut genügend Flüssigkeit bekommt.
- Frage dein pflegendes und ärztliches Team nach deinem Thromboserisiko (abhängig von Vorerkrankungen und Krebsart).
- Move your body. Regelmäßige Bewegung beugt Blutgerinnseln vor. Täglich zügig spazieren kann schon helfen.
- Nach Operationen, bei Bettlägerigkeit oder anderen Gründen für wenig Bewegung sind vielleicht Anti-Thrombose-Spritzen nötig.
- Liegst du viel im Bett, setze dich (wenn möglich) bei den Mahlzeiten auf und kreise Füße und Arme.
- Falls du hormonell verhütest, wäre es gut, auf andere Arten der Verhütung umzusteigen.
- Verzichte auf Alkohol und Rauchen.
Die Schlaganfälle haben bei Eva bleibende Schäden hinterlassen. „Dazu zählt eine leichte Sehstörung (Punkt im Sehfeld) und eine Empfindungsstörung am linken Arm“, sagt sie. Die Erstdiagnose Brustkrebs hat sie 2004 erhalten. 2018 die Metastasen und 2019 die Schlaganfälle. „Seither werde ich palliativ behandelt, zurzeit mit einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat“, erzählt Eva.
Trotz der Einschränkungen arbeitet Eva Schumacher-Wulf weiterhin als Chefredakteurin von Mamma Mia! – Die Krebsmagazine. „Von Anfang an fand ich es schwierig, Fachinformationen in patient:innengerechter Sprache zu finden“, sagt sie über den Beweggrund, „Mamma Mia!“ zu gründen. „Dann hatte ich das Bedürfnis, aus den Steinen vor mir etwas zu bauen.“
Quellen:
- Oberflächliche Venenthrombose (OVT) / Thrombophlebitis / Armthrombose. pflege.de vom 11.01.2022, abgerufen am 04.10.2022
- Oberflächliche Venenthrombose. Deutsche Gesellschaft für Phlebologie DGP – Venenheilkunde, abgerufen am 04.10.2022
- Thrombose und Krebs: Prophylaxe und Therapie. Deutsches Ärzteblatt 2017, Perspektiven der Onkologie. DOI: 10.3238/PersOnko/2017.12.01.01, abgerufen am 03.10.2022
- Auch ein Tumor könnte die Ursache der Thromboembolie sein. Den differenzialdiagnostischen Blick schärfen. InFo Hämatologie + Onkologie, Ausgabe 4/2012 (05.2012), DOI:10.1007/s15004-012-0233-0, abgerufen am 03.10.2022
- Krebs & Thrombose: Schutz bei der Therapie. Interview l Gefährliche Blutgerinnsel, rbb Fernsehen/rbb Praxis vom 05.2021, abgerufen am 03.10.2022
- Thrombose und Krebs – Risikofaktor Krebs. Aktionsbündnis Thrombose, abgerufen am 04.10.2022
- Thrombose (thrombosis). DocCheck Flexikon, abgerufen am 04.10.2022
- Thromboembolien bei Tumorpatienten (früher: Venöse Thromboembolien (VTE) bei Tumorpatienten). onkopedia Leitlinien, abgerufen am 03.10.2022
- Lungenembolie (LE), Lungenthrombembolie, Lungenarterienembolie (LAE), pulmonary embolism. DocCheck Flexikon, abgerufen am 04.10.2022
- Screening for Occult Cancer in Patients With Unprovoked Venous Thromboembolism. A Systematic Review and Meta-analysis of Individual Patient Data. Annals of Internal Medicine Vol 167, No 6, pub. 22.08.2017, abgerufen am 04.10.2022
Zum Weiterlesen:
- Antiphospholipid-Syndrom (APS), DocCheck Flexikon, abgerufen am 14.10.2022
- Foramen ovale persistens, offenes Foramen ovale (OFO), persistierendes Foramen ovale (PFO), DocCheck Flexikon, abgerufen am 14.10.2022
- Transitorische ischämische Attacke (TIA), DocCheck Flexikon, abgerufen am 14.10.2022
- Thromboseneigung als Symptom bei myeloproliferativen Neoplasien (MPN)
- Chemo-Hilfe-Kurs: Erste Hilfe für die Chemotherapie mit den Kurvenkratzer-Checklisten
- Ärzt:innen-Patient:innen-Kommunikation: So rockst du das medizinische Gespräch
- Tired 24/7 – Fatigue. Die gefühlt endlose Müdigkeit
Titelfoto: Canva
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Pfizer entstanden.
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