Profiling für den Lungenkrebs
Besser mit Maß und Ziel. Wenn möglich, sollte Krebs zielgerichtet behandelt werden. Ein Plädoyer, seinen Tumor testen zu lassen, am Beispiel Lungenkrebs.
Blick auf die Proteine
„Vor ein paar Jahren wurden beim kleinzelligen Lungenkrebs vier Subtypen beschrieben, die auf deren Proteinexpression basieren – da setzt unsere Studie an“, berichtet Schelch. Proteine und die Mutation der DNA des Tumors seien zwei Paar Schuhe, aber dennoch vergleichbar.
Schließlich sei die DNA der Bauplan, auch für Proteine, die wiederum in der Zelle zahlreiche Funktionen regulieren – beides hänge direkt zusammen. „Der kleinzellige Lungenkrebs ist genomisch nicht auffällig, es gibt keine Treibermutationen, aber in den Proteinen sehen wir Unterschiede. Das kann ein Ansatz sein, um eine Behandlung darauf aufzubauen.“
Zellgatsch in der Petrischale
Mit ihrem Forschungsteam untersuchte die Wissenschaftlerin in Zelllinien, welche aus Probenmaterial etabliert wurden, die Gesamtheit der Proteine. „Wir haben das Tumorgewebe in Petrischalen wachsen lassen, dann geerntet und mittels Massenspektrometrie untersucht, welche Proteine die Zellen beinhalten und freigeben.“ Riesengroße Datensätze von über 10.000 Proteinen kamen so zusammen und wurden mit vorhandenem Datenmaterial abgeglichen. So wurden für die vier Subtypen unterschiedliche molekulare Merkmale gefunden, die mit verschiedenen biologischen Eigenschaften in Zusammenhang gebracht werden können.
Von der Entwicklung eines Medikaments oder gar der klinischen Praxis sei dieser Ansatz freilich noch weit weg – aber so fange jede Art von Tumorforschung an. „Wenn es uns gelingt, die relevanten Muster zu entdecken, dann sind die Aussichten gut, darauf aufbauend neue Therapien zu entwickeln“, so Schelch.
Molekularbiologin Karin Schelch von der Universitätsklinik für Thoraxchirurgie und dem Zentrum für Krebsforschung an der MedUni Wien setzte sich lange mit von Asbest ausgelöstem Rippenfelltumor auseinander und erforscht nun die Proteinlandschaft in Samples von kleinzelligem Lungenkrebs.
Es rappelt in der Medikamentenkiste
Vom kleinzelligen mal abgesehen kommen Treibermutationen bei Lungenkrebs verhältnismäßig häufig vor, und für einige davon sind bereits maßgeschneiderte Arzneimittel zugelassen – für EGFR beispielsweise seit 2009, für ALK seit 2012.
Marjo Forsblom rät Patient:innen, ärztlichen Rat zu suchen und gezielt nachzufragen, ob sie sich testen lassen können – und bei einem „Nein“ eine andere Klinik aufzusuchen. „Denn es gibt nicht den einen Lungenkrebs, sondern viele verschiedene Arten. Zu wissen, welcher es bei dir ist, kann das Tor zu einer besseren Behandlung öffnen.“
Wie funktioniert die genomische Testung?
- Die Probenentnahme: Zu Beginn musst du dich einer Blut- oder Gewebeprobe, also einer Biopsie, unterziehen.
- Die Analyse: Deine Probe wird im Labor analysiert, was ein paar Wochen in Anspruch nehmen kann. Die Tumor-DNA gibt Aufschluss darüber, wie das Krebsgewebe genau beschaffen ist, und ob Treibermutationen vorhanden sind.
- Individuelle Therapie: Dein individuelles Profil zeigt den Ärzt:innen, welche Therapie für dich am besten funktioniert. Für einige spezifische Mutationen gibt es mittlerweile zielgerichtete Therapien.
Titelfoto: Kurvenkratzer, Canva
Autorin: Greta Lun
Dieser Artikel ist in Kooperation mit Pfizer entstanden.
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