Gezielt informieren nach der Diagnose von Krebs
Nicht nur Digital Natives suchen nach einer Krebsdiagnose medizinischen Rat aus dem Internet. Mit diesen fünf Tipps reduzierst du die Gefahr, Falschinformationen auf den Leim zu gehen.
Wer kennt das nicht: Wenn der Körper schmerzt oder komische Symptome auftreten wird sofort Dr. Google befragt. Genauso bei einer Krebsdiagnose. Dies birgt aber viele Gefahren. Kurvenkratzer gibt dir einige Tipps, die bei der Recherche und dem Einholen von Zweitmeinungen helfen, falls bei dir oder einer:einem Angehörigen Krebs diagnostiziert wurde.
Dieser Artikel ist übrigens Teil einer Serie von Checklisten für die häufigsten Situationen einer Krebserkrankung – vom medizinischen Gespräch bis zum Reha-Aufenthalt. Der bereits erschienene Teil 1 zeigt dir, wie du sicher durch die Zeit zwischen Erstuntersuchung, Diagnosestellung und Befundungsphase kommst.
1. Lass dich unter keinen Umständen von irgendjemandem verunsichern und suche dir eine medizinische Vertrauensperson
Was man nach der Diagnose von Krebs ständig hört: Tu dieses! Lass jenes! Hast du etwa nicht …? Hast du schon von … gehört? Du bist selbst schuld! Oder ähnlichen Humbug. Kurvenkratzer wissen: Lass dich nicht verunsichern. Von niemandem und zu keiner Zeit. Du hast die Krankheit – nicht die anderen, die dich mit besserwisserischen Ratschlägen zumüllen.
Zweitmeinungen zu Diagnosen und geplanten Therapien einzuholen bedeutet auch, ein „Team“ zusammenzustellen, das dich betreut. Dazu gehören nicht nur Familie, Freund:innen und die Klinik, sondern auch Ärzt:innen, denen du persönlich vertraust. Sie tragen wesentlich dazu bei, deine optimale Versorgung zu gewährleisten und Behandlungsfehler zu vermeiden.
Wenn du keine medizinische Vertrauensperson im Bekanntenkreis findest, versuche es bei deiner Hausärztin bzw. deinem Hausarzt. Viele Allgemeinmediziner:innen verfügen über langjährige Erfahrung mit Krebserkrankungen und unterstützen dich zusätzlich komplementärmedizinisch (dazu später mehr, siehe Tipp 3 unten).
Lese-Tipp: Du suchst nach weiteren Therapieoptionen? Vielleicht kannst du an einer klinischen Studie teilnehmen. In manchen Fällen bieten Studien je nach Krebsart, Stadium und sonstigem Gesundheitszustand ergänzende Behandlungsmöglichkeiten.
2. Dr. Google weiß immer eine Antwort, hat aber nie studiert
Symptome oder Diagnose ins Suchfeld eingeben und dem Rat von Doktor Google vertrauen? Das machen wir doch alle. Okay, es gibt auch jene, die sich nach der Krebsdiagnose selbst einem Googleverbot unterwerfen. Für alle anderen gilt: Vertraue niemals, was du im Internet liest. Es könnte sich um eine ungeprüfte Quelle handeln.
Im Zweifel wirf einen Blick ins Impressum der Website. Sind die dort angeführten Daten zu Medieninhaberschaft und Herausgeber:in vertrauenserweckend? Wenn nicht (oder wenn das Impressum gar fehlt), dann sofort den Tab schließen! Vertraue einzig qualitätsgesicherten und evidenzbasierten Inhalten.
Vor allem in Foren und Social Media wimmelt es nur so von selbsternannten Expert:innen. Schau darauf, persönliche Erfahrungen von fachlicher Meinung zu trennen. Die Infos auf diesen Plattformen landen ungeprüft im Netz und stellen nur die persönliche Sicht dar. Bei dir könnte es ganz anders aussehen.
Und: Vorsicht vor Werbung. Ist die Website, auf der du dich informieren willst, mit Werbung vollgepackt, solltest du ganz genau schauen. Checke die Angaben mit anderen Informationsquellen gegen. Du hast sicher schon mal die erste Regel im Journalismus gehört: Check, recheck, double check.
3. Komplementärmedizinische von alternativen Therapien unterscheiden
Was du gleich am Anfang deiner Karriere als Krebspatient:in wissen solltest: Neben schulmedizinischen gibt es auch komplementärmedizinische und alternativmedizinische Therapien. Auf die Unterscheidung und Kombination kommt es aber an!
- Wissenschaftlich orientierte Medizin (Schulmedizin) bezeichnet die allgemein anerkannte evidenzbasierte Medizin als Wissenschaft.
- Komplementäre Medizin umfasst alle ergänzenden Behandlungsmethoden, die nicht zur Gänze wissenschaftlich begründet sein müssen.
- Mit alternativer Medizin sind alle Methoden gemeint, die statt einer wissenschaftlich basierten Medizin angewendet werden.
Komplementärmedizinische Therapien entstammen der Naturheilkunde, Entspannungstechniken, Körpertherapieverfahren, Osteopathie und der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Wir von Kurvenkratzer halten viel davon, ergänzend zur Schulmedizin zu behandeln, aber raten ab, eine Krebserkrankung ausschließlich alternativmedizinisch bekämpfen zu wollen.
Wo und wie du Hilfe finden kannst, dazu mehr auf der nächsten Seite.
- Seite 1
- Seite 2
Über die Serie
Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.
Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.
Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.