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Alternativ bestattet
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Sarg ist langweilig! Bestattung geht auch anders

Eins steht fest: Wir werden alle einmal draufgehen. Ja, und dann? Metaphysisches mal beiseite – was passiert mit dem Körper? Wir präsentieren dir 7 alternative Behausungsmöglichkeiten für die Zeit nach dem Leben. 

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Ein Diamant unter Steinen   

Du bist ein bisschen extra? Der Diamant im Leben deiner Liebsten? Huhu, ziemlich kitschig. Dann haben wir hier genau die richtige Bestattungsart für dich. Aus Teilen deiner Asche kann nämlich in einem speziellen Verfahren ein Saphir oder ein Rubin gezaubert werden. Dazu braucht es bloß 500g Kremationsasche. Der Rest darf gerne in einer Urne behalten werden. Doch auch dein Extrasein hat Grenzen, größer als 12 Karat wird der Stein nicht.   

Feuerbestattung ist nicht so dein Ding, du siehst dich aber trotzdem als Diamant? Auch das ist möglich! Du musst im Sarg dann nur einen Buzzcut rocken. Aus deinen Haaren kann nämlich auch ein Edelstein angefertigt werden.   

Der fertige Edelstein kann dann von deinen liebsten Verbliebenen als Halskette getragen werden, sodass du auf gewisse Art immer noch bei ihnen bist. Eigentlich eine wundervolle Vorstellung. Alternativ liegt der Diamant irgendwo an einem speziellen Ort im Haus, um sich von dort das Voranschreiten der Zeit anzusehen. 

Ein Diamant auf einer roten Samtdecke.
Das könntest du sein, die Welt fortan durch ein Kaleidoskop sehend, während du vom Hals deiner:s hinterbliebenen Partner:in baumelst. (Foto: Unsplash/Sabrianna)

Das Einzige, was lebt, ist der Sarg   

Klingt wie eine neue Redewendung über den Tod? Ist aber eine neue, innovative Methode, sich in der Natur bestatten zu lassen. Wir präsentieren den „lebenden Sarg“. Falls dir beim Gedanken, verbrannt zu werden, schon ganz heiß wird, ist diese Option vielleicht etwas für dich.  

Dieser nach Styropor aussehende Sarg besteht aus Pilzen, die in einer geeigneten Passform innerhalb einer Woche herangezogen werden. Das tolle bei der Sache ist, dass bei der Produktion des Sarges keinerlei CO2 entsteht.  

Die Pilze werden nach der Bestattung durch das Grundwasser wieder aktiviert und du kommst ganz natürlich wieder in den Kreislauf der Natur zurück. Falls du also nach einer besonders umweltfreundlichen Alternative suchst, here you go! Noch gibt es zwar nicht viele Anbieter dafür, die Bestattung Wien hat diese Bestattungsart aber schon in ihrem Produktportfolio.   

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Mit einem lebenden Sarg schließt sich wahrhaftig der Kreis des Lebens. (Video: YouTube)

Eine Sternschnuppe, die Wünsche erfüllt  

Du willst eine Sternschnuppe werden? 

Wenn du diese Erde ganz und gar verlassen willst, dann legen wir dir die Weltraumbestattung nahe. Die ist wohl den Betuchteren unter uns vorbehalten, aber ob der Skurrilität eindeutig erwähnenswert.  

Hier werden etwa ein bis sieben Gramm deiner Asche in den Weltraum katapultiert. Wir unterscheiden zwischen orbitalen Flügen, suborbitalen Flügen und der Mondlandung. Bei ersterem wird die Kapsel in die niedrige Erdumlaufbahn gebracht, wonach sie dann wieder in die Erdatmosphäre eindringt – dabei verglüht sie wie eine Sternschnuppe.  

Bei suborbitalen Flügen kehrt die Asche mit einem Fallschirm wieder zurück. Bei der Mondlandung wird die Asche mit dem Ziel Mond ins Weltall geschickt. Also, falls du immer schon Astronaut werden wolltest, es aber wegen Grund XYZ nie dazu gekommen ist, kannst du dir hiermit einen letzten Wunsch erfüllen. Wie Neal Armstrong, nur halt nicht lebend. 

Sternschnuppe, die über den Nachthimmel saust.
Jap, das könntest du sein: der Grund dafür, dass sich eine Handvoll Sterngucker:innen was wünschen dürfen. (Foto: Unsplash/Clarisse Meyer)

Sonstige Bestattungsarten

Wenn du geglaubt hast, das war’s: Nein! Wir fangen erst an.

Wortwörtlich vom Winde verweht wird deine Asche. Diese Bestattung ist besonders passend für Leute, die von Urnen und Särgen nicht so viel halten. Es gibt mehrere Möglichkeiten: Entweder, man wirft deine Asche von einer Klippe, einem hohen Berg oder einer Düne. Hauptsache eine ordentliche Breitseite Wind ist im Spiel. Das ist bei der zweiten Möglichkeit gegeben, wenn du aus einem Flugzeug, Hubschrauber oder Heißluftballon geworfen wirst.  

Wie Skydiving, nur ohne Körper. In Österreich ist diese Bestattungsart zwar nicht erlaubt, Anbieter gibt es aber lustigerweise trotzdem. Die Angebote werden dann nämlich einfach auf dem Boden eines Nachbarlandes durchgeführt, wie z.B. der Schweiz oder Tschechien. 

Du bist ein Easy Rider, Höllenengel, Motorradfanatiker? Gut, gut – auch für dich gibt es die entsprechende letzte Ehre. Alles, was es dazu braucht, ist ein speziell zum Sargtransport umgebautes Motorrad, das sich, mitsamt deiner motorisierten Freunde, lautstark seinen Weg zum Friedhof bahnt. 

Ja, wir haben zwar gesagt, Särge sind langweilig, aber in diesem Fall ist alles ein wenig anders. Aus Metall, statt aus Holz muss er gezimmert werden und dann in einen gemauerten Raum gestellt, wo der Rest deiner Vorfahren wahrscheinlich auch herumliegen. Ein Vorteil so einer Gruft: Die Grabnutzungsrechte sind deutlich länger und die Gruft an sich kann schon mal recht imposant sein. 

Eine anonyme Bestattung mag jetzt nicht so fancy sein wie die anderen Arten auf unserer Liste, aber günstiger ist sie allemal. Wenn die Mittel fehlen (ja, Bestattung ist teuer) und dir der Trubel nicht so wichtig ist, ist eine halbanonyme Bestattung zumindest eine Berücksichtigung wert.  

Hierbei bestattet man deinen Körper in einem Gemeinschaftsgrab, das nicht individuell gestaltet ist. Urne oder Erdbestattung – beides ist möglich. Je nach Wunsch können deine Angehörigen bei der Beisetzung dabei sein (was für ein Halbsatz). Die genaue Stelle, wo dein Körper liegt, wird nur eben nicht gekennzeichnet. Bei der halbanonymen Variante auch nicht, aber am Grabesrande steht jedenfalls ein Gedenkstein mit all den Namen der dort Beerdigten. 

Du hast dein Leben für die Wissenschaft gegeben und willst das im Tod nicht ändern? Say no more! Eine Körperspende ist zwar keine romantische Bestattung, dafür umso nützlicher. Für Ausbildungs- oder Untersuchungszwecke nehmen Universitäten und Zentren für Anatomie und Zellbiologie regelmäßig Körperspenden an.  

In Wien kümmert sich das Zentrum für Anatomie dann um die Überführung, Präparation und sogar die Bestattung. Dein Leichnam wird zwischen einem Monat und drei Jahren der Forschung dienen, wobei versucht wird, jedem einzelnen Körperteil einen sinnvollen Verwendungszweck zu geben. Hast du ausgedient, wird der Körper krematiert und auf einem Friedhof mit einer Ehrengrabstätte des jeweiligen Zentrums beigesetzt, leider ohne Beiwohnen deiner Angehörigen. Die dürfen jedoch dann zur Gedenkfeier kommen, die in der Regel jedes Jahr stattfindet. 

Wie ist das jetzt mit dem Einäschern? Die Gesetzeslage. 

Große Frage – tausend Antworten. Wie wir es von der Bürokratie kennen, ist es nie so ganz straight forward. Jedes Bundesland hat seine eigenen Bestattungsgesetze – sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Aber zumeist gilt der Friedhofszwang.  

Das bedeutet, die Erdbestattung muss auf einem Friedhof erfolgen, mit einigen wenigen spezifischen Ausnahmen. Bei Urnen ist das Feld ein wenig weiter, neben Friedhöfen gibt es da noch Naturbestattungsanlagen und Urnenhallen. Wer non-konformistisch an anderen schönen Freiluftflecken beigesetzt werden will, sollte sich an die lokale Autorität wenden, die weiß über regionale Ausnahmen Bescheid. 

Nicht alle gewünschten Bestattungsarten sind tragfähig. 

Wenn du in deinem Testament schreibst, dass du gerne in deinem eigenen Garten oder auf einem Berg bestattet werden möchtest, sind die Chancen gut, dass deine Liebsten das auch so umsetzen können. Die Gesetze sind aber kompliziert. Einfach so irgendwo Asche ausstreuen geht höchstens in der Schweiz, wo kein Friedhofszwang besteht.  

Ach, und noch was: Bei sogenannten Sonderbestattungsformen wie eben der Naturbestattung sollte die Gesundheitsbehörde keine Bedenken bei deiner Leiche haben. Ein Problem könnte es zum Beispiel geben, wenn du einer meldepflichtigen übertragbaren Krankheit erlegen ist.  

Quellen zum Weiterlesen:

Titelfoto: Pexels:Urtimud/Adonyi Gabor/Ben Mack (Collage von David Splitt)

Dieser Text ist unter Mitarbeit von Alexander Greiner und Chiara Repolusk entstanden.

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit der DONAU Versicherung AG Vienna Insurance Group entstanden.

Über die Serie

Oh nein, nächstes Tabuthema auf Kollisionskurs! Als ob Krebs nicht ausreicht. Machen wir uns nichts vor: Krebs wird direkt mit Sterben, Tod und Trauer in Verbindung gebracht, auch wenn viele Krebserkrankungen gar nicht tödlich sind. Geht’s doch schließlich ums Abschiednehmen, das alte Leben loslassen.

Wer uns kennt, weiß, dass wir alles locker, aber nichts auf die leichte Schulter nehmen. Schon gar nicht das Lebensende. Scheiden tut weh, keine Frage, und den Löffel abzugeben ist nicht lustig, aber wer zuletzt lacht, soll am besten lachen. Lass uns gemeinsam ins Gras beißen! Wie, das erfährst du in dieser Serie.

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