Schreib’s dir von der Seele
In diesem Artikel erfährst du, wie heilsam Schreiben sein kann, wenn es nicht um das Ergebnis, sondern um den Prozess geht. Einfache, aber wirkungsvolle Schreibübungen helfen dir, buchstäblich Ballast abzuwerfen. So entstehen Zeile für Zeile neue Perspektiven auf dich und dein Leben.
Popcorn fürs Kopfkino: 5 Schreibübungen, die du ausprobieren darfst
1. Clustern
Welches Wort begleitet dich seit Tagen? Welcher Satz windet sich heute wie ein Ohrwurm durch dein Gehirn? Schreib es in die Mitte eines Blattes, kreise es ein und schon hast du das Hauptthema deines Clusters.
Nun bringst du alles zu Papier, was dir spontan dazu einfällt. Verbinde anschließend ähnliche Begriffe und Ideen mit Linien. So entsteht ein Netz aus Assoziationen und neuen Ansätzen. Wenn das Blatt voll ist, nimm dir einen Moment, um Muster und Zusammenhänge zu entdecken.
Wenn du Lust hast, kannst du dein Cluster als Grundlage für weitere Schreibübungen verwenden.
2. Freewriting: Einfach loslassen
Nimm dir einen Stift, setze dich hin und fange an zu schreiben – ohne Plan, ohne Struktur, einfach darauf los. Beim Freewriting brauchst du dir keine Gedanken über Grammatik oder Stil machen. Hier gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Freewriting hilft dir, unbewusste Gedanken und Gefühle zu erkennen und zu verarbeiten.
Schreibblockaden kannst du übrigens umfahren, indem du dir einen Schreibimpuls setzt. Das kann ein Wort aus deinem Cluster (siehe oben) oder ein Satz aus einer Zeitung oder einem Buch sein, der dich anspringt.
Wenn du dich lieber visuell stimulieren lässt, dann leg dir ein Bild, eine Postkarte oder ein Foto auf den Tisch, schau es ein paar Minuten in Ruhe an, atme tief durch und lege dann los. Wichtig ist nur, dass du den Stift nicht absetzt, wenn du einmal angefangen hast. Versuche, in deinem Schreibfluss zu bleiben.
“Leerlauf” überbrückst du, indem du ein paar Zeilen mit Kritzeleien wie zum Beispiel “lalalala” füllst. Vertrau auf deine Zauberhand und lass dich überraschen.
3. Journaling: Dein täglicher Begleiter
Schreiben als tägliche Praxis? Warum nicht! Journaling ermöglicht dir, regelmäßig in dich hineinzuhorchen und eine kleine Auszeit nur für dich zu schaffen.
Notiere deine Erlebnisse, Gedanken, Gefühle und beobachte, wie sich mit der Zeit Muster oder neue Einsichten zeigen. Es ist eine tolle Möglichkeit, deine inneren Prozesse zu dokumentieren und dich selbst besser kennenzulernen.
Übrigens: Journaling ist nicht nur ein englisches Modewort für Tagebuch-Schreiben. Im Tagebuch wird eher dokumentiert, WAS passiert ist, während es beim Journaling um das WIE geht. Journaling ist also eher “Deep Dive” in die eigene Befindlichkeit.
Mögliche Leitfragen und Impulse könnten sein:
- Wie habe ich mich heute gefühlt?
- Welche Geräusche, Farben, Gerüche habe ich wahrgenommen?
- Was hat das in mir ausgelöst?
4. Perspektivenwechsel: Erzähle aus sicherer Distanz
Du willst diesen schweren Koffer mit Krebserfahrungen nicht mehr mit dir herumschleppen, weißt aber nicht, wie du Gewicht reduzieren kannst? Lass dir mit einem kleinen Kunstgriff beim Auspacken helfen! Der Perspektivenwechsel erlaubt dir, deine Geschichte aus sicherer Distanz, d.h. aus der Sicht einer realen oder fiktiven Person zu erzählen. Auch ein Tier oder ein Gegenstand darf es sein.
Je nach Wahl deines Stellvertreters kann es ein fantastischer, märchenhafter Text werden oder eine Kriminalgeschichte oder ein Zeitungsartikel – probier’s einfach mal aus. Du wirst überrascht sein, wie gesprächig Stühle, Teetassen, Dackel, Kanarienvögel, Kobolde und Feen sein können.
In jedem Fall schafft dieser Trick den nötigen Abstand, um schmerzhafte Gefühle zu betrachten und Schritt für Schritt zu verarbeiten.
5. Vom Chaos zur Ordnung: Vom Verdichten zum Gedicht
Vielleicht fühlst du dich heute überwältigt von der Komplexität deiner Lebensumstände. Eine wunderbare Möglichkeit, Klarheit zu gewinnen, besteht darin, deine Gedanken in ein Gedicht zu verwandeln.
Ein Gedicht verlangt danach, auf den Punkt zu kommen, auf das Wesentliche zu reduzieren und das Chaos mit Struktur zu bändigen. Diese Methode bringt nicht nur Ordnung in dein Gedankenwirrwarr, sondern öffnet auch Türen zu einer kreativen Ausdrucksweise. Muss es sich reimen? Nein!
Probier’s aus mit einem Dreizeiler und vervollständige:
- Gestern…
- Heute…
- Morgen…
Fazit: Schreiben führt dich auf den Weg zur Selbstentfaltung
Schreiben kann eine transformative Erfahrung sein – es erlaubt dir nicht nur, dich selbst zu reflektieren und zu heilen, sondern auch, neue Seiten an dir zu entdecken.
Der Akt des Schreibens gibt dir die Möglichkeit, tief in deine Seele zu blicken und eine Reise der Selbstentfaltung zu beginnen. Indem du dich deinen Gedanken und Gefühlen hingibst, entwickelst du nicht nur neue Perspektiven, sondern stärkst auch deine innere Widerstandskraft.
Also, schnapp dir einen Stift und beginne deine Reise! Was auch immer kommen will, ist willkommen.
Links und Quellen
- Hokuspokus oder wirklich heilsam? Skepsis ist nie verkehrt, aber in diesem Fall spricht die jahrzehntelange Forschung für positive Effekte und erklärt zum Beispiel, warum das sogenannte Expressive Schreiben hilfreich sein kann, belastende Lebensereignisse zu bewältigen.
- Wissenschaftliche Studien belegen mittlerweile sogar die stresslindernde Wirkung des kreativen Schreibens bei Krebspatient:innen.
- Erst lesen, dann schreiben: „Die heilende Kraft des Schreibens“ von Brigitte Schulte, Barbara Schulte-Steinecke und Lutz Werder ist nicht nur eine Buchempfehlung für Wortschatz-Sucher:innen, sondern für alle, die der eigenen Lebensgeschichte auf der Spur sind.
- Wenn zwei Schreibtherapeutinnen und ein Professor der Onkologie den Menschen hinter der Krebs-Diagnose eine Stimme geben, kommt ein wunderbares Übungsbuch für Frauen mit Krebserkrankung und ihre Angehörigen heraus: „Mit Schreiben zu neuer Lebenskraft“ von Susanne Diehm, Jutta Michaud und Jalid Sehouli.
Die Produktion dieses Artikels wurde von Daiichi Sankyo unterstützt, unter Wahrung der redaktionellen Unabhängigkeit.
Titelbild: Unsplash/Alex Alvarez
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