So redest du mit krebskranken Menschen in Familie und Freundeskreis
Krebs ist nicht nur für Erkrankte ein Schock, sondern auch für Angehörige und Freund*innen. Wie damit umgehen? Was ist jetzt wichtig? Wie dem geliebten Menschen helfen? Wir sagen es dir.
Seite 2/2: Wie können Angehörige Krebserkrankten helfen?
4. Stehe zur Verfügung und biete dich an
Der Alltag der erkrankten Person verändert sich schlagartig bei Krebs. Es müssen Untersuchungen angestellt, Gespräche mit Ärztinnen und Ärzten geführt, unterschiedliche Behandlungen abgewogen, Therapien entschieden, Behandlungsfreigaben unterschrieben, Kostenübernahmen mit Krankenkassen geklärt, sowie Familiäres und Berufliches organisiert werden.
Du kannst den krebskranken Menschen etwa in der Weise entlasten:
- Biete dich als Begleitperson für Abklärungen in Arztpraxen, Ambulanzen oder in der Klinik an. Begleite sie bei Behördenwegen.
- Frage nach, ob du die erkrankte Person fahren kannst, damit sie nicht selbst das Auto lenken oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen muss.
- Hilf im Alltag, zum Beispiel im Haushalt, oder übernimm Besorgungen in Geschäften oder im Lebensmittelhandel.
- Koche das Lieblingsessen der erkrankten Person für sie, allerdings nur in Abstimmung. Wenn dies erwünscht ist, könntest du sogar mehrere Gerichte vorkochen, damit die erkrankte Person nicht selbst kochen muss.
Während einer Chemotherapie sind Schleimhäute, Geschmacksempfinden und Speisenvorlieben stark verändert, neben etwaiger Beeinträchtigungen durch Appetitlosigkeit und Übelkeit. Wie du über das Kochen den Kontakt zur krebskranken Person aufbauen kannst, liest du im Blog von Birgit Indra: Die Wanderköchin mit Herz kocht für Krebspatient:innen.
- Sind Kinder involviert, könntest du anbieten, für ein paar Stunden die Aufsicht zu übernehmen, sofern du mit ihnen vertraut bist.
- Schaffe mit auf die Rahmenbedingungen der Erkrankung abgestimmten Freizeitgestaltungen Ablenkungen vom Krankheitsalltag.
- Bringe die erkrankte Person in die frische Luft, indem du zu gemeinsamen Spaziergängen anregst, sofern die körperlichen Voraussetzungen es zulassen.
- Medikamente, Heilmittel, Rezeptgebühren, Klinik- und Rehaaufenthalte und etwaige Komplementärtherapien kosten Geld. Unterstütze finanziell, wenn du es dir leisten kannst.
Sei nicht ungehalten, wenn die Hilfsangebote, egal aus welchen Gründen, nicht angenommen werden. In unserer Gesellschaft lernen wir, alles alleine schaffen zu müssen. Vielen fällt es schwer, Unterstützung anzunehmen. Erwarte nicht, dass deine Hilfe gern gesehen ist. Freue dich, wenn du helfen darfst. Stimme dich immer ab und gehe auf Wünsche ein. Zwinge die erkrankte Person zu nichts.
5. Akzeptiere die veränderte Situation
Familien stellt eine Krebserkrankung schlagartig vor eine außerordentliche Herausforderung. Ängste, Sorgen und geänderte Bedürfnisse werden durch die Erkrankung hervorgerufen und auf die Krankheit projiziert. Plötzlich gibt es ein neues Familienmitglied: den Krebs. Verleugnen hilft nicht. Sucht gemeinsam das offene Gespräch.
Kinder und Jugendliche von an Krebs erkrankten Eltern sind ganz besondere „Angehörige“, die nochmals eine erhöhte Aufmerksamkeit benötigen. Wie es Vanessa Eichholz erging, als ihre Mutter die Brustkrebsdiagnose erhielt und Jahre später daran starb, hat sie uns im Interview „Als Kind konnte ich mir kein Leben danach vorstellen“ erzählt.
Aber nicht nur in Familien, auch in freundschaftlichen Beziehungen kannst du wieder eine „sichere Umgebung“ für die erkrankte Person herstellen, indem du sie achtest und Vertrauen schaffst. Du bist jetzt der vielbeschworene Fels in der Brandung. Akzeptiere, dass sich eine akute Bedrohung zwischen euch gedrängt hat. Sie ist eine Zerreißprobe für eure Beziehung. Wenn sich Erkrankte von dir abwenden, nimm das nicht als Aufkündigung an. Halte die Tür offen.
Mit Krebskranken reden und Mut machen
- Informiere dich zuerst selbst
- Sprich Hoffnung zu, statt Unsicherheit zu stiften
- Sei da, ohne Druck auszuüben
- Stehe zur Verfügung und biete dich an
- Akzeptiere die veränderte Situation
Schaut auf euch!
Bei Krebs die Lebensqualität zurückzuerlangen bedeutet auch, auf die aktuellen Bedürfnisse zu achten. Das kann gemeinsam oder einzeln geschehen. Vor allem in Familien ist es für Angehörige wichtig, Auszeiten zu schaffen und neben der Konfrontation mit der Krebserkrankung dennoch gewohnten Beschäftigungen nachzugehen.
Die Krankheit darf nicht das gesamte Leben rund um die Uhr bestimmen und im Zaum halten. Nur, wenn du selbst genug Energie hast, kannst du ausreichend für die erkrankte Person da. Hole dir selbst Hilfe, am besten, bevor du selbst erschöpft bist (zum Beispiel mit psychoonkologischer Betreuung für Angehörige).
Gebt auf euch acht. Gemeinsam lässt sich die Erkrankung leichter bewältigen.
Hier geht’s zu allen Kurvenkratzer-Checklisten
Zum Weiterlesen:
- Krebs: Hilfe für Angehörige und Freunde. Wie man miteinander reden kann, wo es Unterstützung gibt (Krebsinformationsdienst)
- Angehörige und Krebs (Broschüre der Österreichischen Krebshilfe)
- 5 Tipps für Angehörige von krebskranken Menschen zum Weltkrebstag (ONKO Internetportal)
- Birgit Indra: Wanderköchin mit Herz (Kurvenkratzer-Blog)
- Psychoonkologische Betreuung als Online-Videosprechstunde (Helgahilft.com)
- Vanessa Eichholz über den frühen Tod ihrer Mutter: „Als Kind konnte ich mir kein Leben danach vorstellen“
Titelfoto: Unsplash/Taylor Hernandez
(Veröffentlicht am 07.01.2021, aktualisiert am 16.09.2021)
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Über die Serie
Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.
Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.
Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.