L’onion – Vielschichtigkeit par excellance
Bislang wurde die Zwiebel nicht unbedingt als vollwertiges Mitglied des Pantheons der Superfoods erachtet. Das ändert sich nun aber gewaltig: Eine Studie nach der anderen zeigt, wie unterbewertet das vielschichtige Lauchgemüse immer noch ist. Es scheint verdammt wenig zu geben, das es nicht kann. 5.000 Jahre kultiviert, immer konsumiert, nie kopiert. Vorhang auf für die zeitlose Zwiebel.
Die Zwiebel schmeckt dem Krebs nicht
Wenn wir schon bei Krebs sind: Das Lauchgemüse und seine Bestandteile (insbesondere die Polyphenole) wirken in jedem Stadium der Karzinogenese (Entstehung von bösartigen Tumoren) und beeinflussen viele biologische Prozesse, die das Krebsrisiko durchaus vermindern könnten. Man nimmt an, dass die Inhaltsstoffe der Zwiebel Krebszellen in den Tod treiben können, indem sie äußerst ungünstige Überlebensbedingungen schaffen. Das lässt die Krebszellen Suizid kontemplieren – „Das Psycho-Massaker der roten Zwiebel“.
Die Polyphenole schalten sich zudem gerne in den Kommunikationsprozess der Zellen ein, und würden ihn manipulieren, sodass deren Wachstum verhindert wird. Eine strategische Meisterleistung! Eine Studie der kanadischen Universität von Guelph meint, dass in Zukunft hoch konzentrierte Wirkstoffe aus der roten Zwiebel durchaus zur Krebsvorsorge angewendet werden könnten, dabei ist ein chemiefreier Extraktionsprozess Grundvoraussetzung.
Quick-Fact: Je schärfer und kräftiger eine Zwiebel schmeckt, desto effektiver wirkt sie.
Den Anfang aller Studien zur krebsvorbeugenden Wirkung von Zwiebeln machte die niederländische University of Limburg 1996. Das Ergebnis: Eine halbe Zwiebel pro Tag senkt das Magenkrebsrisiko um 50 Prozent. Und das war erst der Anfang: Über die Jahre fanden Studien heraus, dass diese Menge zudem das Risiko von Eierstockkrebs, sowie Krebs im Mund- und Rachenraum minimiert. Weiters erkannte man Effekte auf Bauchspeicheldrüsenkrebs, Darmkrebs (rote Zwiebeln! – again) und Brustkrebs.
Bei all diesen potentialtriefenden Worten, sollte man aber auch erwähnen, dass das Lauchgemüse sicherlich nicht den alleinigen Faktor für Krebsvorbeugung darstellt. Wir behaupten nicht, dass du mit Zwiebeln deinen Krebs heilen kannst, sondern dass die Zwiebel in Kombination mit ausgewogener Ernährung und Bewegung positive Effekte haben kann. Sie ersetzt weder ein Medikament noch würde es Sinn machen, nur noch Zwiebel zu essen.
Hausmittel für so ziemlich alles
Gefühlt jede zweite fachkundige Großmutter schwört wohl darauf, dass Zwiebeln eine halbe Apotheke ersetzen könnten, während die Enkel bloß irritiert gucken, sobald Omama ihnen Zwiebelscheiben in die Socken pflanzt, nur weil sie ein einziges Mal diskret in die Pfoten genossen haben. Tja, Oldschool-Omama hat Recht, wie so oft. Die entzündungshemmenden und antiseptischen Eigenschaften des Phosphors helfen Krankheitserreger aus dem Blut zu ziehen. Das Zwiebel-auf-die-Haut-Legen funktioniert nicht nur bei Erkältungen, sondern auch bei Insektenstichen.
Das Gift wird entzogen, Oma Hedwig ist glücklich…und fängt erst an. Die Erkältung muss vernichtet werden, der Husten eingestellt, die Bronchitis unterbunden und das Asthma gelindert. Deswegen macht sie Zwiebelsaft, um den Schleim zu lösen, und dich beim Schlürfen Leiden zu sehen. Dein Ohr tut dir weh? Dein Hals hält nicht stand? Du gehst viel zu oft aufs Klo? Also hackt Oma Zwiebel fein, legt sie in ein Baumwolltuch, erhitzt das Säckchen über Wasserdampf und legt es dir aufs Weh-Wehchen. You get the point! Omama könnte aus Zwiebel Origami falten, wenn sie wollte. All die Anwendungsbereiche der Zwiebel aufzuzählen, würde jeglichen Rahmen sprengen.
Der Fall der Zwiebel?
Aber es muss doch irgendetwas geben, um den Namen der Zwiebel zu beschmutzen! Aha! Nicht jeder verträgt die Zwiebel gleich gut: Denn ihre Kohlenhydrate liegen nicht wie normalerweise in Stärke vor, sondern in Fruktanen. Diese können vom Dünndarm nicht so gut resorbiert werden und gelangen deswegen unverändert in den Dickdarm. Bei Menschen mit empfindlicheren Verdauungsorganen geht das gerne mal „nach hinten los“ – Blähungen und so.
Das heißt aber nicht, dass Fruktane unnötig sind: Ganz im Gegenteil, sie halten die Zwiebel stets frisch und obendrein Grippeviren in Schach. Okay, okay, auch da kann man die Zwiebel nicht überrumpeln.
Mal sehen…Ach ja klar, dein Hund, der Bello. Frisst der ’ne Zwiebel von durchschnittlichem Ausmaß, kann’s gut sein, dass er sich diese Zwiebel bald von unten anschaut. Die Schwefelverbindungen, die uns Menschen so gut tun, bewirken bei Hunden eine Zersetzung der roten Blutkörperchen. Kurz gesagt: Besser du lässt Omama ihre Zwiebelmagie nicht an Bello vollführen.
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Über die Serie
Avocado, Gojibeeren, Acai & Co. Die Rede ist von sogenannten Superfoods, welche den Körper bekanntlich entgiften und das Immunsystem stärken sollen. Wir gehen dem Ernährungstrend und Marketinghype auf den Grund und untersuchen, ob diese wirklich vital- und nährstoffreicher sind als herkömmliche Nahrungsmittel. Wir zeigen euch, welche regionalen Alternativen es zu den Exoten gibt und wie sie euch bei einer Krebsdiagnose gesundheitlich unterstützen können.
In unserer Superfood-Serie findest du nicht nur überraschende Gesundheitsbenefits, spannende Tipps, erstaunliche Fakten sowie den ein oder anderen heißen Kochtipp, sondern auch unsere Kurvenkratzer-Fact-Sheets, mit allen „healthy facts“ zu den jeweiligen Superfoods, alle auf einen Blick!