„Bis dass der Tod uns scheidet“ – Sexualität, Partnerschaft, Krankheit und Tod
Tod und Sex? Zwei Wörter, die sich normalerweise nicht oft in ein und demselben Satz begegnen. Das macht es umso schwerer, sich als Paar offen damit auseinanderzusetzen. Die richtigen Fragen zu stellen, wenn ein Krebs im fortgeschrittenen Stadium jede Lust erschwert, nicht aber den Wunsch nach Nähe. Teil 12 mit Antworten.
Erfolgreiche Therapiekonzepte in der Behandlung einer fortgeschrittenen Brustkrebserkrankung bringen neue Probleme in der Sexualität mit sich: Sie verlängern die Lebenszeit, haben aber gravierende Auswirkungen auf das sexuelle Verlangen, die Erregbarkeit und die Möglichkeit, zum Orgasmus zu kommen.
Dies ist besonders bei den antihormonellen Therapien der Fall, die über einen mehrjährigen Zeitraum verordnet werden und Frauen vorzeitig in den Wechsel versetzen, im Besonderen in Kombination mit zielgerichteten Therapien. Es ist für Frauen mit fortgeschrittener Brustkrebserkrankung, mit eventuell ausgedehnter Metastasierung und fast ununterbrochener Behandlung immer wieder ein Thema, dass sie sich zunehmend vom Wunsch nach Sexualität entfernen, nicht aber von der Sehnsucht nach Nähe, Intimität und Zärtlichkeit.
Gesunde Partner*innen wissen dann oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Aus dieser Unsicherheit heraus wird die Sexualität vieler Paare ein Tabu, das mit Scham und Schuldgefühlen einhergeht.
Sex wird oft heimlich gelebt, vor der erkrankten Partnerin verborgen, aus Angst, diese zu verletzen. Wir raten auch hier zu einem offenen Gespräch; mögliche Themen könnten sein:
- Wie darf der Partner*die Partnerin sexuelle Bedürfnisse ohne Schuldgefühle und Loyalitätskonflikte leben?
- Ist Selbstbefriedigung in Ordnung?
- Ist bezahlter Sex eine Möglichkeit?
- Kann Sex über das Internet laufen?
- Dürfen Außenbeziehungen gelebt werden, wenn trotzdem Nähe und Loyalität möglich sind?
Vereinbarungen zu treffen, auch wenn diese Gespräche nicht einfach sind, ist oft dennoch leichter für beide, als ertappt oder beschämt zu werden und mit Schuldgefühlen leben zu müssen.
Gute medizinische Behandlungsmöglichkeiten in metastasierten Brustkrebsstadien ermöglichen betroffenen Frauen, trotz Metastasierung zunehmend länger zu leben. Allerdings ist der Preis für das oft um Jahre längere Überleben für viele Frauen hoch: Die Dramatik der Diagnose und des Behandlungsbeginns wird von der Mühe des jahrelangen Lebens unter ständiger onkologischer Therapie abgelöst.
Regelmäßige, engmaschige Kontrollen, bei denen ein Gleichbleiben der Metastasen aus Sicht der Onkolog*innen schon einen Erfolg darstellt und kleine Verschlechterungen als akzeptabel angesehen werden, prägen das Leben. Ein langsames Nachlassen der Kräfte, die ständige Konfrontation mit kleinen, aber unangenehmen gesundheitlichen Verschlechterungen machen das normale Leben mühsam und anstrengend. Oft sind Unbeschwertheit und Genuss nur in kleinen Zeitfenstern möglich. Und nach jahrelangen körperlich und seelisch anstrengenden Therapien kommt es dennoch zu einem Abnehmen der Lebensqualität und einer Verschlechterung der Krankheit, trotz aller onkologischer Bemühungen.
Es ist harte körperliche und psychische Arbeit, trotz bester onkologischer Therapie über Jahre mit metastasiertem Brustkrebs zu leben – sowohl für betroffene Frauen als auch für ihre mitbetroffenen Partner*innen und Angehörigen.
Jede Veränderung macht Angst, kostet Kraft, und das Bewusstsein, früher als Gleichaltrige sterben zu können, tritt wieder in den Vordergrund. Es ist keine Sicherheit mehr erreichbar, „der Hang rutscht und bleibt nicht mehr stehen“. Die Unsicherheit, wie lange es noch so weitergehen kann und wann es nicht mehr weitergehen wird, ist eine große Bürde für Frauen mit weit fortgeschrittenem metastasiertem Brustkrebs und ihre Partner*innen. Auch das Wissen, das Leben der Menschen, mit denen man eng verbunden ist, durch die fortschreitende mühsame Erkrankung über Jahre zu belasten, den eigenen Kindern und den Partner*innen kein unbeschwertes Leben ermöglichen zu können, ist vielen Frauen eine große Last, die sie trotz besseren Wissens als „schuldhaft“ erleben.
Auf Seite 2 erfährst du, wie du mit deinem Partner*deiner Partnerin am besten mit den beiden Eigentlich-Nicht-Tabus Sexualität und Tod umgeht.
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Über die Serie
Sex und Brustkrebs: Zwei Begriffe, die oft einfach nicht zusammenpassen. Warum Paare trotz Krankheit an ihr Liebesleben denken dürfen, welche Veränderungen in welchen Stadien zu erwarten sind und welche Perspektiven es gibt (und wie es die gibt!), zeigt euch der Pfizer-Ratgeber „Sexualität und Brustkrebs“.
Schon mal nach dem Thema gegoogelt? Und? Fündig geworden? Wir auch nicht. Wirklich qualifizierte Infos sucht man leider wie Nutella im Gewürzregal: vergebens! Wir digitalisieren den wertvollen Inhalt also 1:1 für euch und übernehmen damit die Sprache der Autoren. Die wissen nämlich genau worüber sie reden: Dr. Gabriele Traun-Vogt begleitet Paare bereits seit vielen Jahren als klinische Gesundheitspsychologin und Psychoonkologin. Co-Autor Peter F. Herdina lässt sein Wissen aus der Praxis als systemischer Psychotherapeut für Paare und Einzelpersonen einfließen, und Univ.-Prof. Dr. Christian Singer, MPH stand den Autoren als medizinischer Berater zur Seite. Die Rechte an den Inhalten des Ratgebers liegen bei Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien.