Das neue Krankenbett? Dein Sofa.
Das Gesundheitswesen springt in die Zukunft. Krankenhauszimmer? Die gehören ins Museum von 2024. In der Zukunft werden die Krankenbetten in den eigenen vier Wänden aufgeschlagen. Wie das aussehen kann, verrät uns Abraham Licht, Gründer von Hospital@Home.
Du solltest diesen Artikel lesen, wenn du wissen willst:
- Wie das Konzept „Hospital at Home“ die Gesundheitsversorgung revolutioniert.
- Welche Vorteile für Patient:innen und das Gesundheitssystem entstehen.
- Wie wahrscheinlich es ist, dass du in Zukunft von zuhause aus behandelt wirst.
Die erste Station unserer Zeitreise führt uns in ein Universum, in dem das Krankenhaus keine riesige Betonburg mehr ist. Hier ist das Krankenhaus überall: im Wohnzimmer, Schlafzimmer, sogar im Garten. Das Krankenhaus kommt zu den Patient:innen, nicht umgekehrt – „Hospital at Home“, nennt sich das Konzept.
Wir sind davon begeistert und wollen mehr erfahren. Deshalb sprechen wir mit dem Schweizer Arzt Abraham Licht. Er ist Gründer des Start-ups Hospital@Home und verrät uns, wie diese Zukunft aussehen kann.
Abraham Licht ist Chefarzt im Notfallzentrum Hirslanden und leitet das Ärzt:innenzentrum Sihlcity. Er ist Gründer von Hospital@Home, einem Start-Up aus Zürich, und setzt sich für die Ausweitung des dezentralen Krankenhauses ein.
In der ersten Folge unseres Podcasts „Gesundheitsrebell:innen“ spricht er darüber.
Reise in die Zukunft
Nach der ersten Staffel dieser Serie, in der das Gesundheitswesen ein Burn-out erlitt und sich auf Ursachenforschung begab, schnallen wir uns jetzt die Raketenstiefel an und fliegen in die Zukunft. Wir stellen Lösungsansätze vor, die unser Gesundheitssystem fit für die Zukunft machen.
Aber zuerst ein Blick in die Gegenwart
Es ist kein Geheimnis, dass Krankenhäuser weltweit unter Druck stehen. Nicht nur die finanziellen Hürden, sondern auch die Kapazitäten stoßen oft an ihre Grenzen. Überfüllte Notaufnahmen, lange Wartezeiten und erschöpfte Pflegekräfte sind an der Tagesordnung.
Deswegen verbreitet sich das Konzept des Hospital at Home immer mehr. Es ist wie ein E-Bike auf einer Fahrradtour: Man kommt auch ohne ans Ziel, aber mit Unterstützung ist die Fahrt weniger anstrengend. Das Krankenhaus bleibt das robuste Fahrrad, aber das E-Bike hilft, die Hügel leichter zu meistern.
„Krankenhäuser sind wichtig und werden wichtig bleiben“, erklärt Abraham Licht, „aber durch Hospital@home werden Ressourcen freigeschaufelt, und Krankenhausbetten stehen für wirklich kritische Fälle zur Verfügung.“ Denn zwischen 15 und 20 Prozent der Patient:innen könnten auch zuhause betreut werden.
Vom Spital ins Wohnzimmer
Aber wie funktioniert Hospital@Home? „Die meisten Patient:innen, die wir in unserem Programm hospitalisieren, kommen über die Notfallstation“, sagt Licht. Dort wird ihnen je nach Krankheitslage eine Alternative angeboten: Statt im sterilen Krankenzimmer findet die Behandlung in den eigenen vier Wänden statt. Nachdem die Diagnostik im Krankenhaus abgeschlossen ist, dürfen die Patient:innen in ihr eigenes Zuhause zurückkehren.
Innerhalb von zwei Stunden kommt ein Mitglied des Betreuungsteams und führt das sogenannte Onboarding durch. Der Ablauf wird erklärt, mit einer speziellen Uhr werden sämtliche Vitalwerte gemessen und einmal täglich besucht ein Arzt oder eine Ärztin die Patient:innen. Eine Pflegekraft kommt ebenso drei Mal vorbei.
Geeignet ist das Projekt für alle, die im eigenen Haushalt lebensfähig sind.
Auf der nächsten Seite lernst du weitere Vorteile von Heimhospitalisierungen kennen und erfährst, ob sie eine Antwort auf die Pflegekrise sein könnten.
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Über die Serie
Stell dir vor, das Gesundheitswesen ist ein echtes Wesen. Es atmet, isst, trinkt, verdaut, fühlt. Und wenn es lange überlastet ist, funktioniert es nicht mehr wie sonst. In dieser Serie passiert genau das: Das Gesundheitswesen erleidet ein Burnout und muss eine Auszeit nehmen. „Den Auslösern auf den Grund gehen“, wie die Psychologin sagt.
In 20 Tagebucheinträgen beschäftigt es sich mit sich selbst – und deckt nach und nach Probleme, Erfolge und Möglichkeiten auf. Dazu spricht das Gesundheitswesen mit allerlei Fachleuten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz übers Bettenfahrern, die Pflegekrise oder Themen wie Föderalismus und Digitalisierung. Am Ende entsteht ein Gesamtbild der aktuellen Herausforderungen im System.