13 min
Manuel Rubey
13 min

„Humor passiert in der Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit“

Wenn man auf der Bühne steht, performt und in eine andere Rolle schlüpft, hat man das Ziel, die Zuseher abzuholen, zu begeistern, den Alltagsstress vergessen zu lassen und sie zum Lachen oder Weinen zu bringen. Bevorzugt vor Freude natürlich. Manuel Rubey [aɪ̯] schafft das. Wir haben mit dem österreichischen Schauspieler und Kabarettisten über Humor, Kindheitserinnerungen und Depressionen gesprochen und wie man auf die Idee kommt, einen Krebskranken spielen zu wollen. In einem persönlichen Interview mit ganz viel Abstand. Das etwas andere Porträt. Via Zoom.

Seite 3/3: Was bringt die Zukunft?

 

Wenn sich die „Entzündung in der Seele“ einstellt – wie ein Freund Trauer gerne bezeichnet – versucht sich Manuel mit Filmen, der Stimme eines Podcasts oder Literatur zu umgeben. Ihm hilft auch, einfach absichtslos seine Gedanken aufzuschreiben. „Dann kommen irgendwelche klugen Figuren auf dem Papier daher, die mir Tipps geben“, sagt Manuel und fixiert gedankenversunken und mit einem Grinser im Gesicht einen Punkt, als würde er die Figuren vor sich sehen. Wenn die wirkliche Dunkelheit zuschlägt würde er „eine gute Platte, wie Bob Dylan, ins Ohr legen“ und spazieren gehen. Sehr langsam und ohne Ziel.

„Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage.“
Manuel Rubey

Was bringt die Zukunft?

Durch die Pandemie wurden rund 80 Vorstellungen verschoben und abgesagt. Es warten aber trotzdem neue Projekte auf Manuel, wie eine Rolle als Autist. Davor hat Manuel keine Angst, weil das einen ja nicht umbringe. „Ich kann mir kein berufliches Szenario mehr vorstellen, das mir Angst macht.“, sagt er.

Im Vergleich zu anderen hat Manuel keine Stehsätze oder Kernbotschaften vorbereitet, die er runterpredigt. Obwohl wir gerade mit einem bekannten Schauspieler und Kabarettisten zoomen, ist Manuel authentisch, down to earth und einfach so locker, lässig und lustig wie man ihn kennt. Einfach ein cooler Typ. Er gibt das Kompliment zurück. Macht ihn noch sympathischer. „Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage.“

Lifeworkologie C Diagonale Lena Prehal
„Sobald mich eine Frage tatsächlich interessiert und ich nicht Interesse heucheln muss, finde ich es einfach super." – Manuel Rubey. Foto: Diagonale/Lena Prehal

Was Manuel zum Lachen bringt.

Manuel ist sportaffin. Basketball, Fußball und Tennis haben es ihm besonders angetan. Wenn er für den Rest seines Lebens nur noch eine Sportart im Fernsehen anschauen könnte, würde er sich für Basketball entscheiden. Das hat er auch in seiner Jungend gespielt, war allerdings nicht groß und begabt genug, erzählt er. „Ich finde das ist der schönste und komplexeste Sport. Ich habe so einen League Pass für die NBA. Nach Vorstellungen wenn ich nicht schlafen kann, geht in Amerika das erste Spiel los und dann sitze ich im Hotelzimmer, schaue Basketball und das ist wundervoll.“ Das Leuchten in seinen Augen kann man sogar im Zoom-Pro Video mit Top HD, 4k, 60px, dpi Qualität erkennen. Okay, stimmt nicht ganz. Aber sein breiter Grinser verrät ihn. Was Sport und Humor gemeinsam haben? „Das sportliche an Humor ist, dass beides etwas mit Vorausdenken und Schnelligkeit zu tun hat.“, sagt Manuel.

Lifeworkologie Zoom Call Manuel Rubey Screenshot
Im Zoom-Call mit Manuel Rubey. Martina Hagspiel, Alexander Rauscher und Clara Schwöllinger aka Groupies erster Klasse. Foto: Kurvenkratzer

Neben Schauspiel, Kabarett und Sport geht Manuel mittlerweile „wahnsinnig gerne gut essen“ und gibt gerne „teures Geld für gute Produkte und Restaurants aus“.  Das sei seine Art zu verspießern und bereite ihm mitunter große Freude. Genauso wie die Musik. Manuel hatte bis 2010 seine Band Mondscheiner. Auf die Frage, ob er diese Zeit vermisst sagt er: „Ich habe sogar wieder eine eigene Band. „Familie Lässig“ heißt die.“ Auf der weißen Wand hinter Manuel hängt das Cover. „Ich bin gern in Bands. Ich war irgendwie immer in Bands.“ Die Familie Lässig ist nur ein Seitenprojekt, sagt er. Zu wenig Zeit. Ein Konzert für den guten Zweck und eine kleine Tour gehen sich pro Jahr aber aus. „Das vermisse ich im Moment alles total schmerzlich, weil ich Bühne schon sehr gern hab.“

Word Rap mit Manuel

Leben bedeutet für mich…eine Freude.

Was Musik und Medizin gemeinsam haben…je mehr man sich damit beschäftigt, desto spannender wird’s.

Wenn ich einen Happy Song brauche, dann höre ich…Beatles. Fast egal welchen.

 Mein Lieblingsessen…die italienische Küche. Eine gut gemachte neapolitanische Pasta. Da wächst wenig darüber, würde ich sagen.

Wenn mein Leben ein Buchtitel wäre, dann würde es heißen…Scheitern, scheitern, besser scheitern.

Mein größter Traum ist…tatsächlich in Erfüllung gegangen. Das Leben so zu leben wie ich es tue.

Bier oder Wein? Wein.

Ungesund und unnötig. Trotzdem liebe ich es…Alkoholmissbrauch.

Mein Lieblingsmotto lautet…Nimm dich selbst nicht zu ernst. Die anderen tun es auch nicht.

Kindheitserinnerungen erwecken…alte Sissi- oder Marx Brothers-Filme, wahrscheinlich der Geruch von Brathuhn – das gab es bei der Oma immer – Weihnachten mit Schnee und diverse Musik. Ganz viel Musik.

Ich kann nicht leben ohne…Literatur

Vor einem Auftritt mache ich…eigentlich das was ich auch immer mache, außer dass ich in der Garderobe rumsitze und Sport schaue zum Beispiel.

Die Aufnahme wird beendet. Das Interview ist vorbei. „Danke euch, alles liebe!“, „Danke“, „Tschüss“, „Bis dann, tschau“. Das war also das Interview mit Manuel Rubey. Lässig wars. 

Das ganze Gespräch mit Manuel und Martina Hagspiel für unseren Kurvenkratzer-Podcast „Let’s talk about Krebs, Baby!“ gibt es ganz bald zu hören! Es geht um nächtliche Therapiestunden, Intimberatung am Set und Vorsorge. So viel sei verraten.

Über die Serie

Stark sein? Runterschlucken? Das Schicksal ertragen? Wir von Kurvenkratzer bekommen latenten Brechreiz, wenn wir derartige Sprüche hören. Und warum flüstern wir, wenn wir über Krebs reden? Ja, Krebs ist in unserer Gesellschaft leider noch immer ein Tabu. Studien zufolge trifft aber jeden zweiten Menschen im Laufe seines Lebens eine Krebserkrankung. Krebs ist also alles andere als eine gesellschaftliche Nische.

In unseren Interviews sprechen wir mit Menschen, die Krebs am eigenen Leib erfahren haben oder nahe Betroffene sind. Wir reden mit ihnen über den Schock, den Schmerz, Hilfe zur Selbsthilfe, Humor und Sexualität, sowie darüber, wie es gelingt, Mut und Hoffnung zu finden. Damit möchten wir dich motivieren: Wenn du das Gefühl hast, über deine Erkrankung sprechen zu wollen, dann tu es. Du bist nicht allein.

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