„Ich habe im CT und MRT geleuchtet wie ein Weihnachtsbaum“
Julia von „Julie vs. Bill“ spricht über Tarantino-Klassiker, Titten und Ärsche, Body Positivity und übers „flawless“ aussehen. Darüber, was genau Taschenlampenmomente sind und wo es die „geilste Nudelsuppe ever“ gibt, haben wir uns auch unterhalten.
Schwarzer Hautkrebs. Einer der am leichtesten zu heilenden Krebsarten, wenn man ihn früh genug erkennt – was bei Julia Geberth eigentlich der Fall war. Nur eine OP. Das berühmte Muttermal, was dann entfernt wird. Dann kam es aber ganz dick. Julia ist Bloggerin, Visagistin, Hundemama und Kämpferin. Sie kämpft nämlich gegen Bill. Bill? Who the fuck is Bill? Ja, das haben wir uns auch gefragt. Julia hat es uns beantwortet.
Was ist denn das Besondere an deiner Geschichte?
Mein Krebs ist nach viereinhalb Jahren doch wieder gekommen und dann aber ganz dick. Ich habe im CT und MRT geleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Die Metastasen waren überall und mir wurde damals ein Jahr gegeben, maximal. Ich habe mich dann eben nicht verkrochen, eingegraben und total verzweifelt auf meinen Tod gewartet, sozusagen. Ich bin viel gereist – nach Amerika, China, Südafrika, auf die Philippinen. Ich habe noch mal richtig Gas gegeben und das ging dann eben noch viel länger als dieses eine Jahr. Das ist, glaube ich, für mich das Besondere, dass ich dann quasi nicht den Kopf in den Sand gesteckt habe, sondern gedacht habe: Jetzt erst recht. Und jetzt aber so richtig.
Du hast dich dazu entschlossen, deine Krebserkrankung auf deiner Facebook Seite „Julie vs. Bill“ öffentlich zu teilen. Bill… einer deiner Ex-Gspusi?
(Lacht) Also das ist eigentlich ganz einfach. Ich bin ein riesen Quentin Tarantino Fan. Und ich mag den Film „Kill Bill“ mit Uma Thurman besonders gerne. Es geht eigentlich nur ums Kämpfen. Kämpfen gegen andere, kämpfen gegen sich selbst, kämpfen, kämpfen, kämpfen. Viele meinen ja, dass Tarantino die flachsten Stories überhaupt macht und es nur um Splatter und Blut und Titten und Ärsche geht. (lacht) Aber der Film hat mich total inspiriert, weil ihr Leben mehr als einmal am seidenen Faden hängt, sie sich immer wieder hoch kämpft und ihm am Schluss das gibt, was er verdient. Das fand ich einfach passend.
Auf Instagram bezeichnest du dich als „Cancer Fighter“. Was waren denn deine 3 größten Herausforderungen bisher?
Da muss ich gar nicht lang überlegen. Die erste Herausforderung ist, eine funktionierende Beziehung zu einem gesunden Mann zu führen. Die zweite Herausforderung ist der tägliche Kampf nicht gegen den Krebs selbst, sondern auch gegen meinen Kopf. Nur weil es vielleicht nach außen hin leicht aussieht, was ich da mache, heißt es nicht, dass es für mich nicht schwer zu tragen oder ertragen ist. Und die dritte größte Herausforderung war vor anderthalb Jahren circa, als es wirklich mal ganz dunkel aussah bei mir und wir eigentlich alle dachten: Okay, das geht jetzt in `ne ganz andere Richtung. Wo das Palliativ Team zu Hause einmarschiert ist und mit uns Patientenverfügung und Vollmacht und alles geklärt hat. Da durchzugehen war, glaube ich, die größte Herausforderung.
…wer das ist, erfährst du auf der nächsten Seite.
Über die Serie
Stark sein? Runterschlucken? Das Schicksal ertragen? Wir von Kurvenkratzer bekommen latenten Brechreiz, wenn wir derartige Sprüche hören. Und warum flüstern wir, wenn wir über Krebs reden? Ja, Krebs ist in unserer Gesellschaft leider noch immer ein Tabu. Studien zufolge trifft aber jeden zweiten Menschen im Laufe seines Lebens eine Krebserkrankung. Krebs ist also alles andere als eine gesellschaftliche Nische.
In unseren Interviews sprechen wir mit Menschen, die Krebs am eigenen Leib erfahren haben oder nahe Betroffene sind. Wir reden mit ihnen über den Schock, den Schmerz, Hilfe zur Selbsthilfe, Humor und Sexualität, sowie darüber, wie es gelingt, Mut und Hoffnung zu finden. Damit möchten wir dich motivieren: Wenn du das Gefühl hast, über deine Erkrankung sprechen zu wollen, dann tu es. Du bist nicht allein.