Der wahrhaftigste Best Friend Forever
Wir werden sterben. Das ist für niemanden neu. Den Wochenendausflug zu planen ist aber lustiger, als an die Endlichkeit zu denken. Dabei könnte die Konfrontation mit dem Tod zu einem bewussteren Leben anleiten.
Wann bist du das erste Mal dem Tod begegnet? Vermutlich, als Oma oder Opa gestorben ist. Manchmal werden wir als Kinder aber von diesen Todesfällen ferngehalten. Dann ist vielleicht der überraschende Tod eines Elternteils die erste Konfrontation mit der Sterblichkeit. Kurvenkratzer*innen wissen außerdem: Auch eine Krebserkrankung erinnert schmerzlich daran, dass wir sterben werden.
Wann ist nun der richtige Zeitpunkt, um sich mit dem Tod bekannt zu machen? Was bringt es, wenn wir uns mit dem Sterben beschäftigen? Kann der Tod uns das Leben lehren? Wir haben dazu bei Trauerbegleiterin Verena Brunnbauer nachgefragt.
Die erste Begegnung mit dem Tod
Verena ist sechs Jahre alt, als ihr Onkel ins Krankenhaus muss. Ihre Eltern verheimlichen den Grund dafür. Sie fahren ihn besuchen, Verena muss aber im Auto bleiben. „Du darfst nicht mitgehen“, zitiert sie ihre Eltern aus der Erinnerung. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen Mutter und Vater zurück. „Onkel Willi ist gestorben“, sagen sie und schweigen. „Danach ist nie wieder darüber gesprochen worden“, erzählt Verena.
Diese allererste Begegnung mit dem Tod und das darauf folgende Tabuisieren beschäftigten sie lange. Vor allem mit dem Loslassen habe sie sich schwergetan. „Ich lernte es als Kind nie“, sagt sie, „ich war auch nicht beim Begräbnis dabei.“ Erst Jahrzehnte später befragt sie ihre Eltern. Der Onkel hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs und der Todesfall scheint familiengeschichtlich relevant zu sein: Der Sohn des Verstorbenen war damals erst ein halbes Jahr alt, er hat seinerseits sehr früh den Vater (Verenas Großvater) verloren, und dieser früh seinen Vater (Verenas Uropa). „Wahrscheinlich ist das immer verdrängt worden, und umso wichtiger ist es, genau dort hinzuschauen.“
Wann soll ich mich mit dem Tod beschäftigen?
„Ich habe begonnen, mich mit dem Tod zu beschäftigen“, erzählt Verena, „weil Oma, Opa, Mama und Onkel Krebs hatten.“ Ist eine Krebserkrankung das Signal, über den Tod nachzudenken? „Das kann man so nicht sagen.“ Eine Diagnose könne, müsse aber nicht unbedingt der Grund sein, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Sie rät, zwar hinter vorgehaltener Hand, aber durchaus ernst gemeint: „Jede und jeder sollte einmal in einem Bestattungsunternehmen mitarbeiten.“ Es verändere das Denken. „Jeden Tag wird dir bewusst, wie schnell es vorbei sein kann“, sagt sie.
Über den Tod und das Sterben nachzudenken, kann von Ängsten befreien. Will ich künstlich ernährt werden? Will ich im Fall eines Herzstillstands wiederbelebt werden? Sollen generell lebensverlängernde Maßnahmen eingeleitet werden? Bis zu welchem Punkt? Wer soll mich gegenüber Ärzt*innen vertreten? Will ich nach dem Tod meine Organe spenden? Was soll mit meinem Körper passieren, wenn ich gestorben bin? Diese und weitere Fragen können mit einer sogenannten Patientenverfügung geklärt werden. Vielleicht wäre das auch etwas für dich?
Grundsätzlich wird zwischen rechtlich verbindlichen Patientenverfügungen und solchen, die lediglich den Willen der Patientin oder des Patienten festhalten, unterschieden. Verbindliche Patientenverfügungen erfordern ein ärztliches Aufklärungsgespräch und einen exakt definierten Rechtsakt.
Auf der nächsten Seite liest du, welche Wege es gibt, um dein Leben so zu gestalten, dass dir der Tod keine Angst mehr machen muss.
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Über die Serie
Oh nein, nächstes Tabuthema auf Kollisionskurs! Als ob Krebs nicht ausreicht. Machen wir uns nichts vor: Krebs wird direkt mit Sterben, Tod und Trauer in Verbindung gebracht, auch wenn viele Krebserkrankungen gar nicht tödlich sind. Geht’s doch schließlich ums Abschiednehmen, das alte Leben loslassen.
Wer uns kennt, weiß, dass wir alles locker, aber nichts auf die leichte Schulter nehmen. Schon gar nicht das Lebensende. Scheiden tut weh, keine Frage, und den Löffel abzugeben ist nicht lustig, aber wer zuletzt lacht, soll am besten lachen. Lass uns gemeinsam ins Gras beißen! Wie, das erfährst du in dieser Serie.