Narben & Selbstliebe: Geht das?
Eine Krebserkrankung kann ihre Spuren hinterlassen – sowohl innere als auch äußere. Wir haben Tipps, wie du es schaffst, deine Narben zu akzeptieren und wieder Sinnlichkeit und Zärtlichkeit zuzulassen.
Narben. Der letzte Schritt einer gelungenen Wundheilung. Sie erzählen Geschichten, erinnern uns an dramatische Ereignisse, tapfere Heldentaten oder tollpatschige Dummheiten. Sie können auch an Krebs erinnern. Körperliche Folgen können uns in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen und sexuelle Möglichkeiten einschränken. Auch, wenn man versucht, das Gehirn mit positiven Affirmationen vom Gegenteil zu überzeugen und bewusst gegen negative Gedanken zu steuern, macht es viel zu oft, was es will. Übrigens: Wusstest du, dass unser Gehirn unser wichtigstes Sexualorgan ist?
Narben nach einer Krebserkrankung können unterschiedliche Beschwerden verursachen. Körperliche, aber auch psychische.
Ein paar Beispiele:
- Narben können ein Spannungsgefühl auf der Haut hervorrufen.
- Die Narbe kann schmerzen, brennen und jucken.
- Das Gewebe wird fest. Eingeschränkte Beweglichkeit ist die Folge.
- Im Narbenbereich kann sich Flüssigkeit (Ödem) ansammeln.
- Die Haut wird weniger belastbar.
- Das Schmerz-, Temperatur- und Tastempfinden kann beeinträchtigt werden.
- Jede Narbe hat eine eigene Geschichte. Diese anzugreifen kann emotional belastend sein und schlechte Erinnerungen hervorrufen.
- Narben können Traumafolgestörungen auslösen.
- Eingeschränktes Selbstbewusstsein durch Narben kann ein Auslöser für Probleme in der Partnerschaft sein.
- Narben können Veränderungen in der Familiendynamik auslösen.
Jetzt aber zu etwas Schönerem. Wie du diese Dinge vermeiden bzw. vermindern kannst!
Was wäre, wenn Narben zu unseren größten Freunden werden?
Eine amputierte Brust oder ein verändertes Körperteil, ein künstlicher Körperausgang (Stoma), ein Blasenkatheter. Narben und körperliche Veränderungen nach einer Krebserkrankung stehen für eine überstandene Krankheit, also kein Grund sich dafür zu schämen. Trotzdem hinterlassen derartige „Schönheitsmakel“ oft ein großes Loch in der Seele und können sogar langwierige psychische Folgen mit sich ziehen. Hier kann dir ein*e Psychoonkolog*in zur Seite stehen.
Quick Tipps: Narbenheilung
- Vermeide Zug und Spannung an der Wunde sowie zu frühe Belastung deiner Narbe, z.B. durch Sauna oder Sport.
- Schütze deine Narbe innerhalb der ersten sechs Monate vor der Sonne. Das Narbengewebe könnte sich sonst verfärben.
- Versuche scheuernde, enge Kleidung zu vermeiden, wenn deine Narben noch empfindlich sind.
Regelmäßige effektive Narbenpflege kann ebenfalls helfen, leichter mit Narben zu leben. Entspannende Massagetechniken in Kombination mit therapeutischen Methoden können Schmerzen, bewegungseinschränkendes Ziehen und Sensibilitätsstörungen des Narbengewebes vermindern und das Gewebe wieder weich und flexibel machen. Zusätzlich zu einer psychoonkologischen Behandlung kann eine Narbenbehandlung bei der Traumabewältigung helfen. So werden psychologische Belastungen verarbeitet und das Körperbewusstsein gestärkt.
Wir haben ein paar Narbenpflegetipps für dich, damit du deine Narben akzeptieren lernst:
Narbenpflegetipps
- Massiere deine Narbe mehrmals täglich ca. fünf Minuten lang (Zugmassage). Bewege hierfür deine Finger kreisförmig zur Narbe hin. So wird deine Narbe elastischer. Du kannst auch spezielle Narbensalben verwenden, mit Wirkstoffen wie Dexphanthenol oder Allantonin.
- Streiche die Narbe in Richtung Körpermitte mit einem Tuch oder mit der Hand aus. So können Ödeme und Schwellungen reduziert werden.
- Creme deine Narbe mit Vaseline, Olivenöl oder Ringelblumensalbe ein oder nimm ein wärmendes Bad mit einem dieser Pflegemittel. Hole dir ärztlichen Rat ein, welche Pflegeprodukte speziell für deine Situation geeignet sind.
- Kompresse und Umschläge mit Lavendelöl, Zwiebel- oder Kamillenextrakt können ebenfalls helfen.
Weitere Tipps und was „Spot the Dot“-Gründerin Marije Kruise geholfen hat, wieder Intimität zuzulassen, erfährst du auf der nächsten Seite.
- Seite 1
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Über die Serie
Pudern, vögeln, rammeln, poppen, bumsen, verkehren. Wie auch immer du es nennen möchtest, eines ist es auf jeden Fall: ein weiteres Tabuthema. Wenn man sich dann auch noch mit dem Krebs in einer ungewollten Dreiecksbeziehung befindet, sind es gleich zwei Tabuthemen, die aufeinandertreffen. Noch lange kein Grund sich vor Unbehagen zu winden. Uns ist das nämlich Würstchen. Because we GIVE a fuck! Kurvenkratzer möchte in dein Schlafzimmer. Denn Sexualität ist ein Thema, das nicht verschwiegen werden soll, schon gar nicht im Zusammenhang mit Krebs.
Wir wollen aufklären. Ohne Bienchen, dafür unverblümt. Wir sprechen über Schmerzen, Narben, Zweisam- und Alleinsamkeit, sexuelle Lust- und Unlust, Vorlieben, Sex Toys, Verhütung, Kinderwunsch und Masturbation. Eine Glatze zu haben ist kein neuer Fetisch, sondern schlichtweg scheiße! Muss deshalb alles den Bach runtergehen? Nicht wenn es nach uns geht. Gemeinsam mit der Expertise von Sexualmedizinerin sowie Kinderwunsch- und Frauenärztin Miriam M. Mottl wollen wir euch Mut zusprechen und Tabuthemen brechen.