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Checkliste: Neuer Alltag nach Krebs
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Von Chemo zu Cha-Cha-Cha – Wie du durch den neuen Alltag tanzt

Der neue Alltag nach Krebs hat so seine Tücken. Nichts fühlt sich wie vorher an und deine Akkukapazität ist eingeschränkt. Damit das Leben nach Krebs zum Tanz und nicht zum Spießrutenlauf wird, zeigen wir dir in unserer Checkliste konkret, wie du den Alltag meisterst.

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Die Energiewaage 

Krebs sensibilisiert, lustigerweise. Vor der Erkrankung war es vielleicht noch nicht so offensichtlich, aber nun merkst du sofort, wenn dir etwas die hart errungene Energie raubt. Hier unsere ausgewählten Tipps, wie du die Energiewaage in Balance hältst. 

  • Nimm dir Zeit für dich – zur Reflektion und Entspannung.
  • Mache zwischendurch bewusst nichts. 
  • Verbringe nur Zeit mit Freund:innen, die dir Energie schenken, statt sie dir zu rauben. 
  • Lerne “Nein” zu sagen – “Fear of missing out” wird zu “Joy of missing out” 
  • Verbringe viel Zeit in der Natur – wo die Seele so richtig baumeln kann  
  • Kämpfe nicht gegen deinen Zustand an, sondern lerne mit ihm umzugehen. 
  • Schau keine Nachrichten – das nährt höchstens den Pessimismus. 
  • Vermeide den Bildschirm (besonders morgens). 
  • Bewegung – die etwas gechilltere Version (dazu später mehr). 
  • Delegiere Aufgaben an dein Umfeld, wenn du merkst, dass es zu viel wird. 

Teste deine Belastungsgrenze nach dem Drüber-Drunter-Drauf-Prinzip. Das bedeutet, wenn du dich ausreichend erholt fühlst, gehst du über deine Kapazitäten hinaus. Das wird dich erstmal auslaugen und du landest wieder im Bett (“unter der Belastungsgrenze”), aber dann erholst du dich, bis du wieder “auf der Höhe” bist und gibst ein bisschen mehr.  

Du wirst sehen: Nach ein paar Wiederholungen erhöht sich deine Kapazität. Du wirst immer weniger Erholungszeit brauchen, während du immer mehr Ausdauer an den Tag legst.

Eine alte Handelswaage.
Die Energiewaage nimmt bereits die kleinsten Veränderungen wahr. Ein Gramm zu viel ist ein Gramm zu viel. (Foto: Unsplash/Piret Ilver)

Fatigue adé 

Die lästigste aller Begleiterscheinungen – Fatigue, das Erschöpfungssyndrom aus der Hölle – will sich oft auch während dieser Zeit nicht gänzlich verabschieden und lässt den Alltag schnell unbewältigbar erscheinen. Schlafen hilft da leider gar nicht.  

Fatigue entsteht aus einer gemeinen Mischung aus körperlichen Begleiterscheinungen und Nebeneffekten der Behandlung. Aber lass dich nicht davon runterziehen, wenn dir die Energie fehlt. Mach lieber etwas, um sie wieder zu gewinnen. 

Grundsätzlich gelten die Tipps, wie du deine Energiewaage hältst, auch für Fatigue. Einen ausgewachsenen Artikel dazu gibt’s auch schon. Ein paar Extratipps haben wir dennoch auf Lager:

Schreibe deine Tagesaktivitäten und dein subjektives Fatigue-Level auf. Daraus kannst du ablesen, bei welchen Aktivitäten du viel oder wenig Müdigkeit verspürst. Das Tagebuch hilft dir dabei, deinen Tagesablauf bewusst zu planen. So kannst du dann besser Prioritäten setzen, Energiereserven managen, Ruhephasen einteilen und herausfinden, wo deine persönliche Belastungsgrenze liegt. 

Gut eignet sich leichtes Ausdauertraining. Joggen, Radfahren oder gemächliches Schwimmen sind nur drei von vielen Möglichkeiten.  Aber vergiss nicht: Beginne langsam und arbeite dich stetig hoch. Zu viel auf einmal bringt das Bett näher. 

…gibt es mehrere. Kognitive Verhaltenstherapie beispielsweise ist ein Ansatz, bei dem du nachteilige Denk- und Verhaltensmuster so umstrukturierst, dass sie dir Energie geben, anstatt zu nehmen. Ein Psychotherapeut kann dir dabei helfen, auch bei sogenannter Psychoedukation. Das Ziel dieser Methoden ist es, die Erkrankung, (in diesem Fall Fatigue) als Symptom und deren Behandlung zu verstehen, um so das Bewusstsein und die Akzeptanz zu stärken. So lässt sich dann ein gesundheitsförderlicher Lebensstil draufklatschen, der einem persönlich am meisten hilft. 

Ein Aktienkurs, der nach unten zeigt
Mit einem Fatigue-Tagebuch kannst du den Energiekurs dokumentieren, Regelmäßigkeiten erkennen und abschätzen, welche Aktivitäten Fatigue lindern und welche dich hundemüde machen. (Foto: Markus Spiske/Unsplash)

Wie du den Chemo-Nebel wegpustest 

Je länger und intensiver die Chemo dauert, desto dichter wird der Nebel, also die Beeinträchtigung deiner Merkfähigkeit und Konzentration. Du fühlst dich langsam, kannst nicht mehr gleichzeitig kochen, telefonieren, die Katze wegscheuchen und jonglieren.   

Sieben von zehn Chemopatient:innen erfahren diese Benebelung, die auch noch lange nach der Therapie anhalten kann. Was also dagegen tun? Pillen gibt’s keine, idiotensichere Hausmittel auch nicht. Dr. Kawashima empfiehlt Gehirnjogging! 

  • Entstaube deinen Nintendo DS. Pack den Stylo aus und fang ein paar Pokémon! Nein, wirklich. Studien haben bewiesen, dass Videospiele die Fähigkeit fördern, sich an neue Aufgaben anzupassen und somit die Gehirnregionen aktivieren, die deine Aufmerksamkeit steuern. 
  • Löse knifflige (oder auch weniger knifflige) Rätsel. Fange einfach an (z. B. Einsteiger-Level-Sudoku) und taste dich immer weiter in schwierigere Rätseldomänen vor. Bis du irgendwann gordische Knoten entwirrst. 
  • Versuche dich an Koordinationsübungen. Durch Koordinationsübungen werden Nervenzellen besonders effektiv verknüpft und in Schwung gebracht. Sie brauchen bloß ein paar wenige Minuten am Stück. Das bedeutet, du kannst sie mehrmals am Tag ausführen, gerade dann, wenn du kurz Zeit hast und allein bist.

Hier gleich eine Videoanleitung: 

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Eine Frau vom Landfrauenverband Württemberg-Baden zeigt einen Klassiker unter den Koordinationsübungen: Hase und Jäger

Und weiter geht’s mit nützlichen Tipps:

  • Höre bewusst Musik. Schon mal vom Mozart-Effekt gehört? Früher hat man gedacht, dass Probanden beim Intelligenztest besser abschneiden, weil klassische Musik sie klüger macht. Mittlerweile weiß man aber, dass die Musik positive Effekt herbeizaubert, weil sie die Präsenz steigert. Also dreh ABBA, die Sex Pistols, oder Skrillex auf – was auch immer dein Krach of Choice ist. Und beobachte, wie Aufmerksamkeit und Wohlbefinden im Nu ebenso aufgedreht werden. Hier mehr zu Musiktherapie.
  • Viel Wasser trinken. Ein Pauschaltipp fürs Leben. So wie Autos Benzin brauchen, brauchen Menschen Wasser. Es erhöht den Arbeitsspeicher deines Gehirns, und klärt deine Gedanken.

Seite drei bringt dir bei, wie delikate Körperlichkeiten wie Sexualität ihren Platz im zweiten Leben finden.

Über die Serie

Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.

Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.

Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.

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