Onkologische Behandlung: Folgen für die Sexualität
Krebs ist nicht ansteckend – und trotzdem ist Sexualität während und nach der Behandlung ein schwieriges Thema. Wenn ihr die Folgen (er)kennt, dann könnt ihr euch aber gut darauf vorbereiten. Im zweiten Teil des Ratgebers „Sexualität und Brustkrebs“ zeigen wir euch, auf was ihr euch einstellen solltet und wie ihr das Thema wieder positiv angeht.
Mögliche unerwünschte Folgen, Veränderungen und Arzneimittelwirkungen
Es ist normal, dass als Folge der Diagnose Brustkrebs Sexualität meist für längere Zeit eingestellt wird – die Bewältigung der Krise, die Durchführung einer Krebsbehandlung, das Wiedererlangen des seelischen Gleichgewichtes sind wichtiger. Dass Sexualität während oder nach Ende der Behandlung nicht automatisch wieder zurückkehrt, ist oft eine direkte Folge der (operativen oder strahlentherapeutischen) Krebsbehandlung und möglicher belastender Arzneimittelwirkungen (bei Chemotherapie und vor allem bei antihormoneller Therapie).
Nebenwirkungen der Behandlung verändern die körperliche Selbstwahrnehmung und können daher das sexuelle Wohlbefinden erschweren. Patient*innen empfinden Behandlungsfolgen und Nebenwirkungen unterschiedlich stark, einige als massiv beeinträchtigend, viele erleben sie aber als moderat, milde oder auch wenig spürbar.
Krebszellen können nicht durch Körperkontakte übertragen werden, weder durch Küssen noch durch Genital-, Oral- oder Analsex. Tritt Brustkrebs während der Schwangerschaft auf, überträgt er sich auch nicht auf das Baby. Sex während einer Chemotherapie schadet dem Partner*der Partnerin nicht: Die Substanzen, die während der Chemotherapie verabreicht werden, werden nach einiger Zeit mit den Körperflüssigkeiten wieder ausgeschieden. Im Scheidensekret sind nur verschwindend geringe Mengen dieser Substanzen enthalten.
Je nach Behandlungsform berichten Patient*innen über die folgenden mehr oder weniger stark ausgeprägten unangenehmen Wahrnehmungen:
Nach der Operation:
Schmerzen im Brustbereich, Hautsensibilitätsstörungen am Oberarm, im Brustbereich, in der operierten Achselhöhle, Bewegungseinschränkungen, Narbenschmerzen, Spannungsgefühle, nach einer Entfernung von Lymphknoten aus der Achselhöhle Schwellung des betroffenen Armes, die besonders nach Anstrengungen auftreten kann.
Nach einem Brustaufbau mit Eigengewebe (z. B. aus Bauch-, Rücken- oder Oberschenkelmuskulatur) können auch an diesen Körperstellen für einige Zeit Schmerzen und Einschränkungen bestehen.
Während der Chemotherapie:
Müdigkeit und allgemeine Schwäche, Unwohlsein und Übelkeit/manchmal Erbrechen (besonders in den ersten Tagen nach der Chemotherapie), Haarausfall (Kopfhaare, aber auch alle anderen Körperhaare können je nach der Art der verabreichten Chemotherapie mehr oder weniger stark ausfallen, im Extremfall kann es zu einem vorübergehenden völligen Verlust der Kopfhaare kommen), Verstopfung, Durchfall, Geschmacksveränderungen, Überempfindlichkeit im Mundraum, Empfindlichkeitsstörungen an den Händen und Füßen, Knochenschmerzen nach Spritzen gegen Absinken der weißen Blutkörperchen, Veränderungen an oder Ablösen der Finger- und Fußnägel.
Während der Strahlentherapie:
Müdigkeit, Hautrötungen im bestrahlten Bereich, erhöhte Empfindlichkeit der bestrahlten Stelle, bräunliche Farbveränderungen der Haut, eine Schwellung der bestrahlten Brust, die sich in den nachfolgenden Monaten in eine Verdickung der Haut umwandeln kann. An der Brust bestrahlte Patient*innen „strahlen“ selber nicht, es ist enger, direkter Hautkontakt ohne Gefahr für andere möglich.
Bei der Bestrahlung der Brust von innen (Brachytherapie) besteht nach der Entfernung der Strahlenquelle für die Umgebung keine Strahlenbelastung mehr, auch nicht bei sexuellen Kontakten.
Während der antihormonellen Therapie:
Insbesondere Abnahme des sexuellen Interesses, erschwerte sexuelle Erregbarkeit, Stimmungsabfall, trockene Haut und trockene Schleimhäute (insbesondere auch der Scheide), dadurch Schmerzen beim Sex, Hitzewallungen, Schlafstörungen, vorübergehendes Aussetzen, aber oft auch vorzeitiges Ende der Regelblutung und der Fruchtbarkeit, dünnere Haare, diffuser, für Nichtbetroffene meist kaum merklicher Haarausfall, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Herzklopfen/Herzrasen, Gewichtszunahme können auftreten.
Durch den Entzug der Hormone Östrogen und Gestagen kommt es zum (verfrühten) Eintritt des Wechsels und damit zum Auftreten von Wechselbeschwerden; die Intensität der Wechselbeschwerden ist nicht bei allen Frauen gleich.
All diese Beschwerden beschreiben auch Frauen, die auf natürlichem Weg in den Wechsel gelangen; allerdings tritt der natürliche Wechsel langsam ein, da Östrogen und Gestagen über Jahre weniger werden. Besonders junge Brustkrebspatientinnen, die Jahre vor der Zeit unerwartet und ungewollt, dafür aber plötzlich in den Wechsel kommen, empfinden den Verlust der jugendlichen Vitalität und Fruchtbarkeit als belastend und hadern oft damit, von den vielen möglichen Wechselbeschwerden viel früher betroffen zu sein als ihre Alterskolleginnen.
Für die langfristige, derzeit oftmals mehrjährige Einnahmedauer ist es deshalb wichtig, mit betreuenden Ärzt*innen auch über Probleme durch Nebenwirkungen reden zu können und dabei ernst genommen zu werden.
Passiert dies nicht, ist das Risiko eines vorzeitigen Therapieabbruchs deutlich höher und der gesundheitliche Nutzen der antihormonellen Therapie für Brustkrebspatientinnen geringer. Bei Frauen im metastasierten Erkrankungsstadium können neue zielgerichtete Therapien gemeinsam mit antihormoneller Therapie verschrieben werden, dabei stehen in der Folge häufig die oben erwähnten Nebenwirkungen der antihormonellen Therapie im Vordergrund. Bitte fragen Sie Ihren behandelnden Arzt*Ihre behandelnde Ärztin, wenn Sie Beschwerden haben, die Sie irritieren.
Während zielgerichteter biologischer Therapien:
Da diese Substanzen unterschiedliche Wirkmechanismen aufweisen, sind auch die Profile der Nebenwirkungen sehr unterschiedlich. Meist stehen jedoch Nebenwirkungen der gleichzeitig verabreichten antihormonellen Therapie im Vordergrund. Wenden Sie sich in jedem Fall an Ihren behandelnden Arzt*Ihre behandelnde Ärztin und fragen Sie um Rat.
Wie lange du mit diesen Einschnitten rechnen kannst und wie du – positiv – darauf reagieren kannst, erfährst du auf der nächsten Seite!
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Über die Serie
Sex und Brustkrebs: Zwei Begriffe, die oft einfach nicht zusammenpassen. Warum Paare trotz Krankheit an ihr Liebesleben denken dürfen, welche Veränderungen in welchen Stadien zu erwarten sind und welche Perspektiven es gibt (und wie es die gibt!), zeigt euch der Pfizer-Ratgeber „Sexualität und Brustkrebs“.
Schon mal nach dem Thema gegoogelt? Und? Fündig geworden? Wir auch nicht. Wirklich qualifizierte Infos sucht man leider wie Nutella im Gewürzregal: vergebens! Wir digitalisieren den wertvollen Inhalt also 1:1 für euch und übernehmen damit die Sprache der Autoren. Die wissen nämlich genau worüber sie reden: Dr. Gabriele Traun-Vogt begleitet Paare bereits seit vielen Jahren als klinische Gesundheitspsychologin und Psychoonkologin. Co-Autor Peter F. Herdina lässt sein Wissen aus der Praxis als systemischer Psychotherapeut für Paare und Einzelpersonen einfließen, und Univ.-Prof. Dr. Christian Singer, MPH stand den Autoren als medizinischer Berater zur Seite. Die Rechte an den Inhalten des Ratgebers liegen bei Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien.