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Selbstoptimierung als Megatrend
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Optimus Prime und Maximum Sapiens. Wie vermessen bist du?

Schneller, schöner, schlauer. Im Zeitalter der Selbstoptimierung wird der Drang nach dem perfekten Ich befeuert. Von Ernährung über Sport bis hin zu Self-Tracking und Medical Fitness. Im Endeffekt ist es eine nie endende Jagd nach dem Idealbild. Erstrebenswert? Das wollen wir herausfinden.

Rausch- und Suchtmittel: Wie du vielleicht bemerkt hast, kannst du dich in fast jedem Bereich selbstoptimieren. Auch was Sucht- bzw, Rauschmittelkonsum betrifft.

Du kannst erstmal darauf verzichten.

Macht Sinn. Auf Alkohol zum Bleistift – der wird gesellschaftlich nämlich viel zu oft verharmlost. Informiere dich über langzeitige Risiken, überdenke den Grund für dein Feierabendbierchen oder das Gläschen Prosecco mit den Määädels. Setze dir klare Grenzen oder versuche deinen Konsum gegebenenfalls zu minimieren. Ach, und mach doch mal einen Gesundheitscheck. Immer gut. Da hätten wir‘s wieder.  

Oooder du kannst dich MIT Drogen selbstoptimieren.

Richtig gehört. „Microdosing“ heißt diese nette Methode, auf die auch der ein oder andere Computernerd im Silicon Valley schwört. Hierbei nehmen Menschen regelmäßig kleinste Mengen psychoaktiver Substanzen und pharmakologischer Wirkstoffe ein bzw. ein Zehntel der Dosis, die „high“ machen würde. LSD, Meskalin, Psilocybin, Ibogain, Ayahuasca.

Das soll helfen, leistungsfähiger zu sein, sowie Ängste und Depressionen zu bekämpfen. Ob es tatsächlich wirkt, ist noch unklar. Die Studienlage muss sich noch ein wenig Fett anfressen. Auch potenzielle Risiken bei Menschen mit psychischen Erkrankungen sind noch nicht erforscht – ob etwa winzige LSD-Mengen im Zweifelsfall eine Psychose auslösen können.

Auf jeden Fall wäre das nicht der gewünschte Effekt. Wir können gespannt sein, ob sich Microdosing zukünftig als Heilmittel oder doch nur als Hype herausstellt.

Medical Fitness 

Der ständige Drang nach dem immer besseren Ich kann aber auch zu Stress führen. Daher hat sich Medical Fitness als Gegenbewegung entwickelt. Sie versucht, auf ein besseres Wohlbefinden abzuzielen, nicht auf einen besseren Körper. Das Kurvenkratzer-Team ist mit von der Partie und zeigt dir regelmäßig Sportarten, die während einer Krebstherapie zu mehr Lebensqualität beitragen. Schau doch mal bei Wassergymnastik vorbei. 

Ein weiteres Schlagwort, das die neue Haltung zu Bewegung beschreibt, ist Sportivity. Sport wird hier zu einer Art Lebensgefühl, für manche sogar zu einem Lebenssinn. Bewegung trägt daher intensiv zur Identitätsbildung bei und erzeugt währenddessen ein Wir-Gefühl. Dafür braucht es nicht mal mehr Sport im Verein. Challenges wie wir sie oben erwähnt haben, können ebenso den Gemeinschaftssinn stärken. 

Sport wird – wie unsere Ernährungsform – zu einem Lifestyle. Das kann man auch daran erkennen, dass Sportkleidung wie Yogapants und Jogginghosen sowie Outdoor-Marken gängiger Teil unserer Alltagskleidung geworden sind. Welche neuen Entwicklungen unseren Alltag in Zukunft noch prägen werden, erfährst du im nächsten Teil der kleinen Serie. 

Empathie und soziales Netzwerk: Du bist nicht gerade Profi darin, deine sozialen Kontakte gleichmäßig zu pflegen? Versuchen solltest du es trotzdem mal. Nimm dir mehr Zeit für Familie und Freunde, höre aktiv zu, gib wertvolle Tipps und Ratschläge. Versuche, die Person zu sein, mit der DU gerne Zeit verbringen würdest.

Lachende Frau mit Brustkrebsnarbe (Foto: Canva/ Daniel Adams/ diversifylens)
Selbstoptimierung hin oder her. Es folgt ein fröhliches Fazit zum Schluss. (Foto: Canva/ Daniel Adams/ diversifylens)

Fröhliches Fazit – weil Lächeln auch Selbstoptimierung ist 

Abschließend möchten wir noch anmerken, dass in unserer Welt – die oft von Überfluss und ständigem Streben nach dem Optimum geprägt ist – Mäßigkeit oft hilft, um herauszufinden, was wirklich wichtig ist. Wir haben ein Überangebot an Möglichkeiten, aber manchmal muss man lernen, die Dinge zu schätzen, die wirklich bedeutsam sind. Auch bezogen auf Selbstoptimierung.

Klar, man kann immer fitter, schlauer, reflektierter, schlanker und schöner sein. Aber auch deine Narben erzählen Geschichten, die so einzigartig sind wie du. Eine positive Selbstwahrnehmung und ein positiver Self-Talk können ein weiterer Schlüssel zu einem erfüllten Leben sein. 

Du musst nicht jetzt sofort dein optimiertes Ich finden. Du kannst dir Zeit lassen, das Ich zu finden, in dem DU dich wohl fühlst. Manchmal geht nicht mehr und eine vergebende Pause ist angesagt. Genieße einfach die Benefits, die dieser Trend mit sich bringt und verbessere mit dem ein oder anderen Gadget deine Lebensqualität.

Zum Weiterlesen:

Dieser Artikel ist unter der Mitarbeit von Chiara Repolusk und David Splitt entstanden. 

Titelbild: Canva/Pexels/Iryna Imago

Über die Serie

Was ist Glück? Was bedeutet es, glücklich zu sein? Ist Glück eine Veranlagung? Wie wird man glücklich? Existentielle Fragen, die einerseits höchst individuelle Antworten bergen, aber andererseits wissenschaftlich ergründbar sind. Glücksforschung ist ein gut gelauntes Metier der Wissenschaft, das noch gar nicht so lange existiert. Die „positive Psychologie“ rückt zum Beispiel die schönen Gefühle in den Mittelpunkt. Und dafür gibt es gute Gründe: Denn vorbeugen ist leichter als heilen, das gilt auch für psychische Erkrankungen. Kaum etwas macht dich so gesund wie eine optimistische Lebenseinstellung!

Also: keine Esoterik, Quacksalberei oder falsche Versprechen. In dieser Serie findest du ausschließlich wissenschaftlich bewiesene Glücklichmacher – inklusive Tipps und Tricks für dein eigenes Wohlbefinden.

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