Von Ribbons zu Resultaten: Was der Brustkrebsmonat wirklich bewegt hat
Seit über 30 Jahren wird jeden Oktober die Marketingkurbel angeworfen, um die Welt mit der Farbe Pink auf Brustkrebs aufmerksam zu machen. Wir holen die Statistiken raus und sehen uns an, was der Radau bewirkt hat.
Dieser Artikel verklickert dir:
- Wie der Brustkrebsmonat entstanden ist.
- Wie die Vorsorgeraten seitdem in die Höhe schnellen.
- Wohin die Spenden fließen.
- Wie weit die Forschung durch sie gekommen ist.
- Warum es trotzdem noch viel zu tun gibt.
Brustkrebs ist der häufigste Krebs weltweit – 2.3 Millionen Personen (nicht nur Frauen) erkranken jedes Jahr daran. Dementsprechend ist es auch die Krebsart, die den größten Marketingradau auslöst. Ihr wisst es sicher schon längst: Es ist Pinktober! Produkte werden pink eingefärbt, Spenden gespendet, man solidarisiert sich mit Betroffenen, will zur Früherkennung ermutigen, das Thema enttabuisieren – das ganze Programm. Wir feiern es.
Alles schön und gut, aber hast du dich schon mal gefragt, was das alles konkret ändert? Falls ja, ist es gut, dass du jetzt diesen Artikel liest. Wir haben uns nämlich die Hände wundrecherchiert, um dir schwarz auf weiß präsentieren zu können, wie sich die alljährlichen Anstrengungen zur Bewusstseinsbildung in Ergebnisse ummünzen lassen.
Aber nicht alles, was glänzt, ist auch pink – ebenso wollen wir dir zeigen, was der Pinktober noch nicht bewirkt hat.
Geschichte 101: Wie Brustkrebs an die Öffentlichkeit gelangte
Alles begann im Jahr 1985. Als sich Ex-Krebsbetroffene (die American Cancer Society) und die Pharma (Imperial Chemical Industries) zum ersten Mal zu einer Allianz zusammenrafften, um der bis dato recht uninformierten US-Bevölkerung klarzumachen, dass Mammographien ein sehr wirksames Mittel sind, um Brustkrebs zu bekämpfen.
Geholfen hat sicher auch, dass niemand geringeres als die Frau des damaligen US-Präsidenten zu genau jener Zeit eine Brustkrebsdiagnose abbekam. Und so wurde Betty Ford – die First Lady an der Seite von Gerald Ford – zur Posterfrau der Kampagne. Ihr erfrischend offener Umgang mit Brustkrebs führte dazu, dass sich Millionen von Frauen der Untersuchung unterzogen. Der Rest ist Geschichte.
Also, was bringt der Brustkrebs-Bewusstseinsmonat (außer Bewusstsein)?
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Bewusstseinsschaffung ist eine Sache, aber am zweitwichtigsten ist immer noch der Zaster, der hauptsächlich durch Kleinspenden hereinkommt. Das Schöne daran ist, dass die Gelder tatsächlich einiges bewirken. Je nachdem an wen man spendet, fließen die Gelder in verschiedene Richtungen:
- Spendest du beispielsweise an die Breast Cancer Research Foundation (BCRF), fließt das Geld garantiert in die Forschung. Und es wird jedes Jahr mehr: 2024, nach 31 Jahren, konnte man ein Rekordergebnis erzielen. Ganze 70.3 Millionen Dollar werden 260 Wissenschaftler:innen in 15 verschiedenen Ländern zur Verfügung gestellt.
- Die Susan G. Komen Foundation –weltweit größte Stiftung in Sachen Brustkrebs – hat seit 1982 1.1 Milliarden Dollar investieren können – das Ergebnis? Mehr als 1.600 Entdeckungen zur Weiterentwicklung der Präzisionsmedizin plus nochmal 700 gegen metastasierten Brustkrebs. Das Steckenpferd der Komen Foundation: “Race for the Cure” – ein Spendenlauf, der 200.000 Läufer:innen in 22 verschiedenen europäischen Ländern dazu bringt, Fundraising zu betreiben.
An wen spenden?
Informiere dich immer über Stiftungen, bevor du spendest. Leider gibt es immer wieder Organisationen, die Brustkrebs als Vorwand nutzen, um Kleinspender:innen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Deshalb ist es wichtig, dass du nur spendest, wenn die Stiftung einen transparenten Spendennachweis auf ihrer Webseite zur Verfügung stellt. Oder noch besser: wenn ein Spendensiegel ihre Fahne ziert. Das ist ein Nachweis für die ordnungsgemäße Verwendung der Spenden.
Die Forschung floriert
Folgende Fortschritte konnte die Brustkrebsforschung in den letzten 30 Jahren unter anderem durch die Gelder von Stiftungen machen (ein kleiner Auszug):
- 1994: Dr. Mary-Claire King findet den Sitz des BRCA1-Gens, das eine wichtige Funktion bei der Reparatur von Zellschäden hat, und somit daran beteiligt ist, Krebs zu verhindern. Mutationen dieses Gens erhöhen das Risiko einer Erkrankung an Brustkrebs.
- 1995: Das BRCA2-Gen wird entdeckt. Aus den Erkenntnissen entwickelt man den PARP-Inhibitor, der durch die Chemo hervorgerufene DNA-Schäden reparieren kann.
Kurze Werbepause. Wir hätten da einen Artikel, der dir zeigt, wie du das genetische Profil deines Brustkrebstumors herausfindest. Das kann nämlich mega relevant für die Therapieform sein. Werbepause Ende.
- 1998: Herceptin wird zugelassen. Die Anfälligkeit, wieder an HER2-positivem Brustkrebs zu erkranken, sinkt mit dieser Therapie um 50%.
- 1999: Tamoxifen, eine Anti-Östrogen-Droge wird zur Vorbeugung zugelassen. Bei Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko senkt es die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken um 30%.
- 2003: Erste Identifikation von Brustkrebs-Stammzellen. Eine wichtige Entdeckung, um Progression und Metastasierung von Brustkrebs vorzubeugen.
- 2013: Das Rosner-Colditz wird etabliert – ein Modell zur Vorhersage von Brustkrebs, das allgemein anerkannte Risikofaktoren für Brustkrebs berücksichtigt, darunter Body-Mass-Index, Alkoholkonsum und Alter bei der ersten Menstruation.
- 2019: Eine Kooperation von Aurora US und EU-Studien findet heraus, dass Metastasen Veränderungen durchlaufen können, die dazu führen, dass das Immunsystem nicht gleich anspringt.
- 2023: Am Londoner King’s College entwickeln Programmierer:innen ein KI-Modell, das vorhersagen kann, ob und wie wahrscheinlich es ist, dass bei einer Person sekundärer Brustkrebs auftritt.
Willst du mehr darüber wissen, wie klinische Studien funktionieren? Hier lang!
Auf der nächsten Seite beschäftigen wir uns mit dem Guten (Vorsorge = Mainstream) und nicht ganz so Guten (Pinkwashing = meeh).
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