Prostatakrebs-Mythen: Was Männer wirklich wissen sollten
Prostatakrebs? Da kursieren so viele Mythen, dass man fast lachen könnte – wenn es nicht so ernst wäre. Mit Magdalena Zibulenski knöpfen wir uns die schrägsten Behauptungen vor und räumen mit Pseudowissen auf.
Das erfährst du in diesem Artikel:
- Welche Mythen der Wahrheit entsprechen und welche aus den Köpfen katapultiert werden sollten.
- Warum Vorsorgeuntersuchungen als unangenehm empfunden werden.
- Worunter Männer mit Prostatakrebs leiden.
- Welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.
- Wie du helfen kannst.
„Männer müssen stark sein“ – wie oft haben wir diesen Spruch schon gehört? Doch wenn wir ehrlich sind, schadet dieser Gedanke mehr, als er hilft. Und vor allem bei Themen wie Prostatakrebs wird es still – aus Angst, Schwäche zu zeigen.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern und die zweithäufigste Krebstodesursache. Dass so wenige darüber sprechen, ist schlichtweg verrückt, denn jeder neunte Mann ist betroffen. Magdalena Zibulenski, Physiotherapeutin und Prostatakrebsexpertin, klärt fünf häufige Mythen auf.
Mythos 1: Vorsorgeuntersuchungen sind unangenehm
Gut, die Untersuchung ist vielleicht nicht angenehm. Aber das ist sie für Frauen bei einem Gynäkologen oder einer Gynäkologin auch nicht. Ich glaube, es ist vielmehr eine Sache der Gewohnheit. Frauen sind daran gewöhnt, regelmäßig zum Kontrolltermin zu gehen und über Schwangerschaft, Periode oder Menopause zu sprechen.
Männer sind das nicht gewohnt. Ein Mann geht erst sehr spät zur Urologin oder zum Urologen. Wenn es Routine wäre, bereits mit 15 das erste Mal die Hoden ärztlich abtasten zu lassen, dann wäre das später kein Problem.
Ich halte regelmäßig Vorträge zum Thema Prostatakrebs und diskutiere da auch gerne ohne Blatt vor dem Mund. Das Thema „Finger in den Po“ kommt immer wieder vor. Ein etwas älterer Mann hat das damals ziemlich direkt angesprochen. Darauf habe ich dann genauso direkt geantwortet: Als Frau auf dem Sessel zu sitzen mit gespreizten Beinen und mit einem Wattestäbchen umgerührt zu werden, ist auch nicht so angenehm. Aber es muss halt einfach sein.
Er hat daraufhin gegrinst und gesagt:
Mythos 2: Männer erleben nach einer Prostatakrebsdiagnose vor allem körperliche Auswirkungen, während Frauen stärker psychisch leiden
Das ist völlig falsch. Gerade wenn es um das Thema Erektionsfähigkeit geht, geht es ohne psychologische Unterstützung nicht. Viagra funktioniert nur, wenn die sexuelle Erektion im Kopf stattfindet.
Ich erkläre es meinen Patienten immer so: In Urzeiten, wo der Mensch vom Tiger davongelaufen ist, warst du gestresst, weil du im Überlebensmodus warst. Da hat niemand an Geschlechtsverkehr gedacht. Bei der Krebsdiagnose ist es dasselbe. Du bist im Überlebensmodus. Du bist am Schauen, dass du es überwindest. Und dass du diese Diagnose möglichst ohne Schäden überlebst. Das ist Stress pur.
Deswegen ist es völlig logisch, dass in Situationen, wo so ein erhöhter Stresspegel im Kopf ist, nicht alles funktioniert wie davor. Prostatakrebspatienten haben mindestens genauso viele psychische Probleme wie körperliche.
Auf der nächsten Seite erfährst du, welche Unterstützungsmöglichkeiten Männer haben und wie du zur Aufklärung beitragen kannst.
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Über die Serie
Jeder Mensch hat zwei Leben. Das zweite beginnt dann, wenn du realisierst, dass du nur ein Leben hast, und die Welt sich anders anfühlt. Durch den massiven Eingriff von Krebs & Co findet ein Sinneswandel statt. Falls dein Lebensweg bisher an Sinn vermissen ließ, wird das im Angesicht der Endlichkeit furchtbar klar.
Die Sinneswandel-Serie beschäftigt mit der Vielfalt an Bewältigungsstrategien, die Krebspatient:innen entwickeln, um mit all den weitreichenden Veränderungen umzugehen. Coping ist eine Kunst, und Kunst sensibilisiert die Sinne. Durch unsere Community wissen wir: Manche haben besonders kreative und authentische Ansätze gefunden. Sie haben inspirierende Geschichten gelebt, Prüfungen bestanden, schwere Entscheidungen getroffen – und wir entnehmen die Essenz dieser Lebenswege und gießen sie in tieftauchende Porträts.