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Radioonko- wie bitte?
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Was bei der Strahlentherapie auf dich zukommt

Um die Bestrahlung als Krebstherapie winden sich viele Mythen. Worauf musst du dich einstellen? Welche Nebenwirkungen und Gefahren gibt es? Welche Sorgen sind berechtigt? Wir klären auf.

Das Wichtigste zuerst: Häufig wird bei der Strahlentherapie nur hochdosierte (ultraharte) Röntgenstrahlung eingesetzt. Ängste vor radioaktiver Verstrahlung, und dass dadurch auch Mitmenschen geschädigt werden, sind also zum Glück unbegründet. Und: Mit aktueller Technik wird das gesunde Gewebe um den Tumor immer mehr geschont.

In diesem fünften Teil der Checklisten-Serie bekommst du eine Hilfestellung, wie eine stressfreie Bestrahlung ablaufen kann. Woran solltest du denken? Was erwartet dich bei der Strahlentherapie? Und: Wir räumen mit nicht mehr zeitgemäßen Gerüchten auf. Ja, es wird ein bisschen technisch, aber keine Sorge, das Thema ist sauspannend.

Ein Mann steht in der Dämmerung in der Mitte einer Straße und richtet einen Taschenlampenkegel in den Himmel.
Mit Strahlen Krebs behandeln und sogar heilen? Klingt wie Science Fiction, ist aber schon lange Standardtherapie. Foto: Unsplash/Vincent Ledvin

Was ist eine Strahlentherapie?

Wie alles im menschlichen Körper bestehen auch Tumoren aus Zellen. In jeder Zelle befindet sich Erbsubstanz, DNA genannt. Teilt sich eine Zelle, gibt sie diese Information weiter, sie vererbt sie. So wächst ein Tumor. Die Strahlung, die in der Radioonkologie eingesetzt wird, beschädigt den Zellkern und damit die Erbsubstanz. Als Folge stirbt die Krebszelle und wird vom Körper abgebaut.

Bei der Strahlentherapie ist es unvermeidlich, dass auch gesundes Gewebe getroffen wird. Im Gegensatz zu Tumorzellen haben gesunde Zellen die Fähigkeit, Schäden an der Erbsubstanz zu reparieren. Dort, wo ein Tumor gesundes Gewebe verdrängt hat (daher kommt der Begriff „Raumforderung“), können – einfach gesprochen – nach dem Absterben der Tumorzellen wieder gesunde Zellen wachsen.

Wann ist Bestrahlung sinnvoll?

Ob und wann im Therapieverlauf eine Strahlentherapie angesetzt wird, hat unterschiedlichste Gründe. Auf jeden Fall ist sie eine der am häufigsten durchgeführten Maßnahmen – zum Beispiel nach einer Operation, um eventuell zurückgebliebene Krebszellen zu zerstören („adjuvant“). Sie kann vor oder nach einer Chemo eingeplant werden, oder auch als alleinige Behandlung. Selbst wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, kann Bestrahlung als Schmerztherapie eingesetzt werden, um Beschwerden zu lindern.

Mit welchen Strahlen wird Krebs bestrahlt?

In den meisten Fällen wird bei der Strahlentherapie Röntgenstrahlung verwendet, wie auch bei der bildgebenden Diagnose. Der Unterschied in der Radioonkologie ist, dass die Strahlen hier um das Tausendfache energiereicher sind. 

Diese häufigste Bestrahlungsart mit Röntgenstrahlen wird Teletherapie („perkutane“ Strahlentherapie, von außen durch die Haut) genannt, bei der sogenannte Linearbeschleuniger eingesetzt werden. Sie kommt in verschiedenen Varianten, wie etwa der konformalen Bestrahlung, in intensitätsmodulierten (IMRT) bzw. volumenmodulierten Techniken (VMAT) und der stereotaktischen Bestrahlung zur Anwendung.

Für oberflächliche Läsionen wie Hauttumoren und palliative Schmerzbehandlung bei Knochenmetastasen wird die sogenannte Orthovolttherapie verwendet. Dabei kommen keine hochdosierten, sondern konventionelle Röntgenstrahlen zum Einsatz (daher auch „konventionelle Röntgentherapie“ genannt). Sie wird neben der Krebsbehandlung bei einer Reihe von gutartigen Erkrankungen wie Fersensporn oder schmerzhaften entzündlichen Reizzuständen angewendet.

Linearbeschleuniger mit Untersuchungsliege für Strahlentherapie zur Krebsbehandlung.
Im Linearbeschleuniger werden elektrisch geladene Teilchen wie Elektronen, Protonen, Ionen usw. auf einer geradlinigen Bahn beschleunigt. So entstehen zum Beispiel „ultraharte Röntgenstrahlen“ für die Teletherapie. Foto: Unsplash/National Cancer Institute

Bei weiteren Bestrahlungsmethoden wie der Ionentherapie oder bei der Brachytherapie werden statt Röntgenstrahlen andere Strahlungsarten verwendet. Zuerst aber noch mehr zu den speziellen Varianten Cyberknife und Gamma Knife.

Mehr dazu auf der folgenden Seite.

Über die Serie

Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.

Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.

Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.

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