Wie man trotz Krebs um die Welt reist
Birgit ist eine vielgeprüfte Bewältigerin, die von einer Weltreise träumt. Doch einige Gründe halten sie davon ab, diesen Traum zu verwirklichen. Allen voran Krebs, die Pandemie, und ein 60-Stunden Job beim Theater. Es folgt der Beweis, dass der Glaube an die eigenen Träume der ultimative Kraftspender ist.
Der reisebedingte Sinneswandel
Schon vor dem Krebs war Birgit niemand, der besonders positiv gedacht hat. Sich selbst bezeichnet sie als ängstlichen und introvertierten Menschen.
Eine Kombination, die nach Kopflastigkeit riecht. “Das große Glück haben hauptsächlich die andern”, war das Mindset, und die Diagnose Brustkrebs schien wie ein weiterer Beweis dafür. Regelmäßig schaltet sie den allseits beliebten Sender Brainfuck FM ein, bestaunt Probleme und Hindernisse, malt lebhafte Bilder von Worst-Case-Szenarien.
Doch im Kapitel Krebs beginnt Birgit trotz der einengenden Ausweglosigkeit langsam umzuschalten – ein Prozess, der durch die Reise bloß beschleunigt wird. Das Rauschen wird leiser. “Was uns ausbremst, sind die Grenzen im Kopf. Wenn Dinge blöd laufen, bin ich erstmal verzweifelt und heule, versuche dann aber bewusst aus der Abwärtsspirale auszusteigen. Letztlich findet sich für alles eine Lösung. Man muss nur ins Handeln kommen und den Fokus auf die Lösungssuche legen.”
Und genau das ist das Schöne am Reisen: Birgit bleibt on the road nicht viel anderes übrig, als zu handeln. Tag für Tag tun sich neue Herausforderungen und Situationen auf, die es zu meistern gilt. Mit jeder weiteren Erfahrung gewinnt sie an Mut.
Birgit hält es wie der Abenteurer Bear Grylls: “Mutig zu sein bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es trotzdem zu probieren. Je öfter man das macht, desto leichter wird es”. Mit der Zeit werden Birgits Ängste kleiner, weil sie sieht, welche ungeahnten Fähigkeiten in ihr stecken, Vertrauen baut sich auf. ”Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass man auch als Angsthase die Welt bereisen kann”.
Apropos: Keiner der Worst-Case-Szenarien ist je eingetreten, nicht mal annähernd.
Birgits wyldest (Internet-)life
Aus der Erkrankung heraus ist Birgits YouTube-Channel gewachsen. Denn während ihrer Krebstherapie recherchiert sie selbstwirksam über ihre Krankheit, und wird so schnell zur Ansprechpartnerin für andere Patient:innen.
Anregungen von allen Seiten folgen, warum sie doch nicht gleich einen YouTube-Channel starte? Gefragt, getan! Auch wenn es außerhalb ihrer Komfortzone liegt, gibt sie tausenden anderen Krebspatient:innen virtuell Tipps.
Mit Anfang der Reise verschiebt sich dann der Fokus ihres Kanals hin zum Reisetagebuch einer Krebspatient:in. Birgit macht das auch für sich selbst, denn durch die Fotos und Videos verarbeitet sie die intensive Flut an Eindrücken. Jeder festgehaltene Moment erinnert daran, wie sie an einem Ort gefühlt und gedacht hat. Am Ende des Artikels listen wir all ihre Kanäle auf.
Nach der Reise ist vor der Reise
Birgit ist der beste Beweis dafür, dass Krebs der Grund sein kann, die eigenen Träume nicht weiter hintenanzustellen. Wie in schwersten Zeiten ein großes Ziel in der Ferne Hoffnung gibt. Die Krankheit ist ein einschneidendes Erlebnis, das Birgit ihr Leben lang prägen wird – im negativen wie im positiven Sinne. Aber die seelische Narbe verheilt mit jedem weiteren Jahr.
Ein wenig anders verhält es sich mit der Weltreise. Ihr Denken, ihre Werte und Prioritäten haben sich nachhaltig verändert und sie in vielerlei Hinsicht bereichert. So sehr, dass Birgit und ihr Mann Cristo nach dem Heimkommen schon daran tüfteln, wie sie wieder langfristig unterwegs sein können. Wenn die Wanderlust erstmal zugepackt hat, lässt sie nicht so einfach los.
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Über die Serie
Jeder Mensch hat zwei Leben. Das zweite beginnt dann, wenn du realisierst, dass du nur ein Leben hast, und die Welt sich anders anfühlt. Durch den massiven Eingriff von Krebs & Co findet ein Sinneswandel statt. Falls dein Lebensweg bisher an Sinn vermissen ließ, wird das im Angesicht der Endlichkeit furchtbar klar.
Die Sinneswandel-Serie beschäftigt mit der Vielfalt an Bewältigungsstrategien, die Krebspatient:innen entwickeln, um mit all den weitreichenden Veränderungen umzugehen. Coping ist eine Kunst, und Kunst sensibilisiert die Sinne. Durch unsere Community wissen wir: Manche haben besonders kreative und authentische Ansätze gefunden. Sie haben inspirierende Geschichten gelebt, Prüfungen bestanden, schwere Entscheidungen getroffen – und wir entnehmen die Essenz dieser Lebenswege und gießen sie in tieftauchende Porträts.