Was passiert wirklich, wenn wir sterben?
Sterben ist so sicher wie das Aufgehen der Sonne, doch was dabei im Körper und Geist wirklich passiert, bleibt oft im Dunkeln. Wir lüften das Geheimnis und trennen Fakten von Mythen.
Du bist hier richtig, wenn du…
- wissen willst, wie der Sterbeprozess abläuft,
- dich fragst, was in deinem Körper nach dem Tod passiert,
- erfahren willst, was es mit Nahtoderfahrungen auf sich hat.
Die meisten Prozesse in unserem Körper passieren automatisch. Wir atmen, unser Herz schlägt, unser Immunsystem arbeitet. Doch auch nach dem letzten Atemzug bleibt unser Körper noch aktiv. Er tritt in eine neue Phase des Lebenszyklus ein: das Recycling. Ganz nach dem Mantra „Aus Staub sind wir gekommen, zu Kompost werden wir“.
Disclaimer: Auf dieser Seite folgen explizite Beschreibungen zu körperlichen Prozessen vor und nach dem Tod. Wenn du dir mit dem Thema schwertust, dann blättere weiter auf die zweite Seite.
Die letzte Trilogie
Noch bevor unser Körper überhaupt dem Kreislauf der Dinge folgt, verläuft Sterben in einem Prozess. Zumindest solange man nicht durch einen plötzlichen Herzinfarkt oder Unfall ins Gras beißt. Der Prozess kann in drei Phasen unterteilt werden: Die Rehabilitationsphase, die Terminalphase und die Finalphase.
Die Rehabilitationsphase ist mit dem schrittweisen Herunterdimmen des Lichts am Ende eines langen Tages vergleichbar: Der Körper zieht sich zurück und meldet, dass die Energiereserven langsam, aber sicher, aufgebraucht sind.
Aktivitäten, die davor mühelos erschienen, fühlen sich jetzt an wie ewig lange Treppen. Das Herz schlägt langsamer, pumpt weniger effektiv Blut durch den Körper und die Sauerstoffversorgung flaut ab.
In der Terminalphase zieht sich der Körper weiter zurück, als hätte er beschlossen, es sich in den entlegensten Ecken eines Waldes gemütlich zu machen, weit weg vom täglichen Trubel.
Die körperlichen Funktionen schalten einen Gang zurück. Energiesparmodus ist angesagt und der Appetit wird zur Nebensache. Das Blut verteilt sich strategisch zu den lebenswichtigen Organen.
Die Finalphase gleicht dem “Vorsichhindösen” in einer gemütlichen Waldhütte, während draußen die kalte Jahreszeit tobt. Die Welt wirkt gedämpft und der Körper verabschiedet sich in den letzten 48 Stunden von der übriggebliebenen Energiereserve. Die Atmung wird flacher, die physische Verbindung zur Welt lässt langsam nach.
Dennoch verliert der Körper nicht sein gesamtes Bewusstsein. Die Haut spürt noch die Berührung, die Ohren nehmen Geräusche wahr. Währenddessen scheint der Geist aber schon seine Koffer gepackt zu haben, vielleicht in ein sonniges, tropisches Paradies. In diesen Momenten kommt es vor, dass Menschen im Sterbebett Personen wahrnehmen, die für andere unsichtbar bleiben. Aber dazu später mehr.
Der letzte Atemzug
Irgendwann ist es so weit. Manche haben vielleicht schon mit dem Leben abgeschlossen und Frieden gefunden. Für andere fühlt es sich vielleicht an, als wäre der Vorhang zu früh gefallen. Aber egal, wie man dazu steht, das Ende folgt einem unausweichlichen biologischen Skript.
Der Prozess, nachdem das Herz aufhört zu pochen, ist fast immer der gleiche: Das Herz bleibt stehen und das Blut hört auf zu fließen. Dadurch wird kein Sauerstoff mehr transportiert und der Körper verliert das letzte Bewusstsein. Die elektrischen Impulse im Gehirn werden schwächer. Und schon nach wenigen Minuten fangen die Zellen langsam an, sich zu zersetzen.
Die Organe geben nacheinander die Zimmerschlüssel ab: zuerst die Leber, gefolgt von der Bauchspeicheldrüse und den Nieren. Das hängt aber davon ab, in welchem Zustand die Organe davor waren. Partymäuse werden sich aber sicherlich zuerst von der Leber verabschieden. Weil das Blut sich nicht mehr bewegt, setzt es sich in der unteren Körperhälfte ab und Totenflecken malen ein letztes Bild auf die Haut.
Der Körper beginnt zu versteifen, da sich Kalzium in den Muskelzellen ansammelt. Diese Reihenfolge des Versteifens beginnt bei den Augenlidern, die sich nicht mehr schließen lassen, greift auf Nacken und Kiefer über, bis schließlich der gesamte Körper erfasst ist.
Die letzte Abkühlung
Die Körpertemperatur sinkt, etwa 0,8 Grad pro Stunde, bis sie sich der Umgebungstemperatur angleicht. Etwa 36 Stunden nach dem letzten Atemzug hört das Immunsystem auf, den Körper gegen Bakterien zu verteidigen.
Unser einst so lebendiger innerer Urwald aus Mikroorganismen steht plötzlich ohne seine Beschützer:innen da. Und dann eröffnen auch noch die eigenen Darmbakterien das große Bankett –und laden zum allerletzten Festmahl des Körpers.
Die Kerntemperatur des Körpers wird von Forensiker:innen zur Bestimmung des Todeszeitpunkts herangezogen. Der Temperaturabfall gibt Aufschluss darüber, wie lange eine Person bereits verstorben ist.
Auf der nächsten Seite erfährst du, wann man tot ist und was es mit Nahtoderfahrungen auf sich hat.
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Über die Serie
Oh nein, nächstes Tabuthema auf Kollisionskurs! Als ob Krebs nicht ausreicht. Machen wir uns nichts vor: Krebs wird direkt mit Sterben, Tod und Trauer in Verbindung gebracht, auch wenn viele Krebserkrankungen gar nicht tödlich sind. Geht’s doch schließlich ums Abschiednehmen, das alte Leben loslassen.
Wer uns kennt, weiß, dass wir alles locker, aber nichts auf die leichte Schulter nehmen. Schon gar nicht das Lebensende. Scheiden tut weh, keine Frage, und den Löffel abzugeben ist nicht lustig, aber wer zuletzt lacht, soll am besten lachen. Lass uns gemeinsam ins Gras beißen! Wie, das erfährst du in dieser Serie.