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Das Gesundheitswesen schreibt Tagebuch
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Wenn Daten heilen – Gesundheitshistorie auf einen Klick 

Dem Gesundheitswesen geht es etwas besser. Es fängt an, sich sportlich zu betätigen und längst vergessene Sportgeräte und Gesundheits-Tracking-Tools zu nutzen. Aber was passiert mit all den Daten? Dem geht es auf den Grund und trifft auf Birgit Bauer, Gründerin von „Data Saves Lives Germany“.

Apotheke mal anders 

Autsch. Mein Kopf brummt. Die Meditation hat heute das Gegenteil bewirkt. Oder der Zucker des Mandelcroissants macht sich jetzt erst bemerkbar. Ich gehe zu meinem Erste-Hilfe-Schrank, auf der Suche nach einer schnellen Abhilfe. Nichts. Leer. In einer weiteren Schublade werde ich fündig.

Da fällt mir ein, dass mir meine Freundin Nesrin vor ein paar Wochen erzählt hat, dass sie per Online-Apotheke Medikamente bestellt hat und beinahe auf eine Fake-Apotheke hereingefallen wäre.   

Ich habe ihr dann vom Fake-Shop-Detektor erzählt, der betrügerische Onlineshops aufzeigt. Den Link dazu findest du in der Quellenbox am Ende. Viele Apotheken in Österreich und Deutschland haben ja mittlerweile auch eigene Online-Shops und sind behördlich erlaubte Versandapotheken.

Zeichnung sw Erstehilfeschrank
“So wie es aussieht, muss ich meinen Erste-Hilfe-Koffer wieder mal auffüllen.” (Illustration: Lena Kalinka)

In Österreich werden seit 2022 auch alle Kassenrezepte in elektronischer Form als E-Rezept ausgestellt, was somit das Papier-Kassenrezept in Arztpraxen und Apotheken ersetzt. Schon super. Seit dem Frühjahr 2023 können auch Privatrezepte als E-Privatrezept elektronisch ausgestellt werden.   

In Deutschland gibt es das E-Rezept seit dem 1.Januar 2024. Der:die Patient:in kann auf Wunsch einen Ausdruck des E-Rezepts erhalten und das verschriebene Medikament in jeder Apotheke abholen.   

Letztendlich hängt die Wahl zwischen Vor-Ort- oder Online-Apotheke von den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen ab. Vor-Ort-Apotheken bieten persönlichen Kontakt und sofortigen Zugriff. Online-Apotheken bieten hingegen mehr Bequemlichkeit, Diskretion und ein breiteres Sortiment.

Über den Scheitelpunkt und darüber hinaus 

Jetzt bin ich schon um einiges schlauer. Ganz überzeugt aber noch nicht. Was ich allerdings großartig finde, ist KI. Künstliche Intelligenz. Zu Beginn meines Burnouts, wo mich alles und jede:r überfordert hat, habe ich manchmal diesen ChatGPT gefragt, was ich z. B. zum Frühstück essen soll, und dann hat er mir verschiedene gesunde Frühstückideen, samt Rezept aufgelistet.  

Zeichnung sw Frühstücksvorschlag von Chatgpt
“Mmmhhh lecker Haferbrei. Da bekomme ich direkt schon wieder Hunger.” (Illustration: Lena Kalinka)

Bei meiner gestrigen Abendrecherche hat er mir dann auch ein Paper zu E-Health-Anwendungen in der onkologischen Versorgung ausgespuckt. Da habe ich mich ein bisschen eingelesen und kann nun folgendes Fazit geben:

  1. E-Health-Anwendungen sind wie mein Bonsaibaum auf meinem Fensterbrett: nicht mehr wegzudenken. Sie verbessern die Onkologieversorgung – von der Vorbeugung bis zur Diagnose, Behandlung und Nachsorge.  
  2. Teledermatoskopie (also das Screening von bösartigen Hautveränderungen) ermöglicht eine effiziente Fernuntersuchung, während KI-basierte Diagnosetools die Genauigkeit der Tumorerkennung verbessern.  
  3. Mangelnde Evidenz und Datenschutzbedenken sind noch ein kleiiiiines Problem
  4. Die „Chemotherapie im Rucksack“ bietet Patient:innen Flexibilität und Komfort. Und durch Wearables werden Nebenwirkungen überwacht und die Behandlung personalisiert. Großartig.  
  5. E-Health-Anwendungen wie die App „Fit 4 surgery“ helfen Patient:innen in der Nachsorge dabei, sich von zu Hause aus zu rehabilitieren.

Von E-Health zu M-Health zu Digital Health 

Nach viel Recherche kann ich nun sagen, dass ich wieder Kopfweh habe, meine Augen brennen und meine Hand vom vielen Schreiben zittert. Ich kann aber auch sagen, dass meine Skepsis gegenüber der Digitalisierung im Gesundheitsbereich weniger geworden ist.  

Einer repräsentativen Studie des Digital Health Report 2023/2024 zufolge, sind die Hürden der Verwirklichung der Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht technischer Natur, sondern liegen u.a. in den Ängsten und Sorgen der Patient:innen. Dazu gehören unpersönliche Ärzt:innen-Patient:innen-Beziehungen, die Angst vor Datenmissbrauch und ein Mangel an digitaler Gesundheitskompetenz. Aus dem Bericht geht aber hervor, dass diese Hürden überwindbar sind, wenn sie gezielt angegangen werden.  

Die Angst vor Neuem kann ich verstehen.  

Abschließend kann ich sagen, dass die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitsbereich zweifellos viele Vorteile mit sich bringt, aber auch eine Vielzahl von Unsicherheiten und Herausforderungen. Und ich kann es selbst kaum glauben, dass mir das jetzt über meine Finger kommt, aber ich glaube, dass ich mich dem Trend nicht mehr verschließen darf, wie ich es früher getan habe, als mir meine Kolleg:innen von neuen Entwicklungen vorgeschwärmt haben.   

So, liebes Tagebuch, erkenne ich die Potenziale jetzt ganz deutlich. Es liegt jetzt an mir und all den engagierten Leuten da draußen, die geeigneten Rahmenbedingungen zu schaffen, um diese Vorteile optimal zu nutzen. Das habe ich jetzt begriffen. 

So, jetzt muss ich dringend schlafen. Meine smarte Uhr erinnert mich daran. Mindestens acht Stunden wären optimal, steht da. Gute Nacht!

Das habe ich gelernt:  

  • Mein Laufband funktioniert noch einwandfrei .
  • Der Einsatz von Telemedizin ermöglicht die Fernbehandlung und -überwachung von Patient:innen .
  • Die elektronische Patient:innenakte zeigt den Weg zur Digitalisierung der Gesundheitsdienste, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. 
  • Das Teilen von Gesundheitsdaten bietet Chancen.
  • Es gibt aber Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit. 
  • Die Einbindung der Patient:innen und die Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz sind entscheidend, um den Übergang zu einem digitaleren Gesundheitswesen erfolgreich zu gestalten.

Links und Quellen:  

Titelfoto: Birgit Bauer, Illustration: Lena Kalinka

Über die Serie

Stell dir vor, das Gesundheitswesen ist ein echtes Wesen. Es atmet, isst, trinkt, verdaut, fühlt. Und wenn es lange überlastet ist, funktioniert es nicht mehr wie sonst. In dieser Serie passiert genau das: Das Gesundheitswesen erleidet ein Burnout und muss eine Auszeit nehmen. „Den Auslösern auf den Grund gehen“, wie die Psychologin sagt.

In 20 Tagebucheinträgen beschäftigt es sich mit sich selbst – und deckt nach und nach Probleme, Erfolge und Möglichkeiten auf. Dazu spricht das Gesundheitswesen mit allerlei Fachleuten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz übers Bettenfahrern, die Pflegekrise oder Themen wie Föderalismus und Digitalisierung. Am Ende entsteht ein Gesamtbild der aktuellen Herausforderungen im System.

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