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Charaktertest Krebs
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Wie das alte Ich vergeht, damit das neue Ich hochlebt

Alte Schale runter, neues Ich raus! Krebs ist der Reibeschwamm des Lebens. Wir zeigen dir, wie du Ängste hinter dir lässt und neue Träume feierst. Schrubbe dich frei und finde dein neues „Normal“!

bezahlter Inhalt

Es gibt keine klare Trennlinie zwischen deinem neuen und alten Ich. Es passiert schleichend. Zuerst die Diagnose – die anfängliche Machtlosigkeit – die Angst vorm Sterben – die Momente in der Dusche, wenn du dir nicht sicher bist, ob du gerade heulst – der Moment, wo du deiner Familie, deinen Besties und Kolleg:innen zum ersten Mal den Krebs beichtest – wenn dir von der Therapie so schlecht ist, dass du deine Seele auskotzt – die vielen Tage endloser Müdigkeit – die Hoffnung, die dich irgendwie weitermachen lässt 

All diese kleinen Augenblicke tragen dazu bei, dass du die alte Schale abwirfst, ohne dass du es zuerst merkst. Eine Schale, die sich durch jahrelange Routine aufgebaut hat und zur Hornhaut geworden ist. Der Krebs ist wie der Reibeschwamm, der dir diese Hornhaut abrubbelt. Darunter kommt eine neue Haut zum Vorschein: das neue Ich. Es hat neue Bedürfnisse, alte Träume, und ein ganzes Buffet an Ängsten zu verdauen. Sorgsame Pflege ist jetzt angesagt. 

In diesem Sinne folgt jetzt eine kleine Anleitung zu: Wie das ALTE ICH vergeht, damit das NEUE ICH hochlebt. Viel Glück! 

Kapitel 1: Wie das alte Ich vergeht

Spar dir die Halbfreund:innen 

Wie gut du vertrauen kannst, wird oft von deinem sozialen Umfeld gespiegelt. Die Betonung liegt auf „vertrauen“. Jede:r braucht eine solide Truppe während Krebs, und auch danach. Es könnte sein, dass dir jemand in deinem Kreis Energie entzieht, dir nicht so guttut wie viele deiner anderen Freund:innen, und generell einfach nicht weiterhilft im Leben. Jetzt ist der perfekte Moment, um solche Halbfreundschaften loszulassen. Deine Zeit ist wertvoll, verschwende sie nicht mit Beziehungen, die keine Liebe kennen. 

Kurz gesagt: Konzentriere dich auf jene Beziehungen, die wirklich bedeutsam sind. Während und nach der Krebserkrankung ist Qualität vor Quantität gefragt. 

Wort Bye in orange for grünem Hintergrund mit Konfetti in handform
Verabschiede dich von falschen Freund:innen und allem, was dir nicht gut tut – wirf eine Handvoll Konfetti hinterher und mach Platz für das Gute im Leben! (Foto: Unsplash/Planet Volumes)

Akzeptiere, dass vieles nicht so sein wird wie vorher

Möglicherweise hast du das Gefühl, die Person zu verlieren, die du einmal warst – oder zu sein glaubtest. Noch dazu erwarten die Menschen um dich herum, dass “dein gutes altes Ich“ wieder auftaucht, als wäre nichts passiert, um unbeschwert dort weiterzumachen, wo es aufgehört hat.  

Nööö, eher unrealistisch. Das Erlebte kann halt nicht vergessen werden. Aber du solltest wissen, dass dich all der Scheiß, der dir widerfahren ist, zu einem besseren Menschen macht. Jedenfalls, sobald du lernst, diese Erfahrungen einzuordnen, Lehren daraus zu ziehen und täglich Dankbarkeit zu rocken 

Frag dich folgendes:

Warum halte ich an diesem oder jenem fest? Warum muss ich das loslassen? Wie wird mein Leben aussehen, wenn ich es losgelassen habe?

Du glaubst, der Krebs ist zurück? Konfrontiere die Angst! 

Der Gedanke an Krebs hält sich hartnäckig? Ganz normal. Eine Krebstherapie ist eine traumatisierende Angelegenheit, da ist die Sorge vor Wiederkehr oder Progress quasi vorprogrammiert. Jeder Schmerz, besonders an der betroffenen Stelle, ist irgendwie suspekt.  

Sei ehrlich zu dir selbst, verdränge die Sorge nicht. Fühl dich auch nicht schuldig dafür. Frage lieber eine ärztliche Person, was du vorbeugend gegen ein Rezidiv tun kannst. Schreibe deine Bedenken auf und bringe sie zum nächsten Termin mit. Mehr Wissen, mehr Kontrolle.  

Mit der Zeit werden diese Ängste an Schwere verlieren und sich irgendwo mit den hinteren Plätzen deines Hirns zufriedengeben müssen.

Um Zeit mit sich selbst zu verbringen, muss man langsamer werden. Um mit sich ehrlich zu sein, muss man bescheiden werden. Um loszulassen, was einen blockiert, muss man Mut haben. Um ein neues Ich entstehen zu lassen, muss man Vertrauen üben.
Dein neues Ich

Sollte die Krankheit aber wirklich wieder auftreten, gilt ein ganz anderer Fahrplan. Hier erfährst du alles über umfassende Nachsorge.

Mach dir deine emotionalen Gewohnheiten bewusst.

Es besteht oft ein fetter Unterschied zwischen dem, was wirklich passiert, und unserer eigenen Wahrnehmung. Dazwischen liegt der trügerische Filter der emotionalen Gewohnheit.  

Emotionen sind an sich super, aber anstatt dich mit ihnen zu identifizieren, solltest du sie nur identifizieren. Augenscheinlich sind es unterbewusste Reaktionen, die sich schwer kontrollieren lassen.

Lass dich von deinen Emotionen nicht zur Marionette machen - hole dir die Fäden zurück und tanze in deinem eigenen Rhythmus. (Unsplash/Janos Venczak)
Lass dich von deinen Emotionen nicht zur Marionette machen - hole dir die Fäden zurück und tanze in deinem eigenen Rhythmus. (Unsplash/Janos Venczak)

Nicht so, wenn du anfängst, Licht auf die Dunkelheit zu werfen, möglichst von allen Seiten, damit kein Schatten mehr bleibt. Zum Vorschein kommen nicht nur negative Angewohnheiten, sondern auch positive. Es liegt an dir, die Welt hinter deinen Augen auszuleuchten, um ‘gut’ von ‘nicht so gut’ unterscheiden zu können.  

Ein paar Gedankenanreger:

Wie spricht deine innere Stimme zu dir? Erwische dich bei impulsiven Reaktionen. Bemerke, wenn du gegen die Realität ankämpfst. Erinnere dich daran, wie du in der Vergangenheit schwierige Situationen bewältigt hast.

Auf Seite 2 wartet dein neues Ich auf dich!

Über die Serie

In unserer Artikelserie “Nachspielzeit” schauen wir dahin, wo sonst oft weggeguckt wird: Auf nervige Langzeitfolgen, die vielen Krebsüberlebenden nach der Therapie oft nicht erspart bleiben. Ob anhaltende Erschöpfung, nervige Schmerzen oder die fiesen Schatten der Angst – statt Tabus gibt’s hier Anleitungen, wie du damit fertig wirst.

Wir erzählen dir ungefiltert, was wirklich abgeht, wenn der Kampf offiziell gewonnen, aber der Alltag noch nicht zurück ist. Warum Nachsorge ein Muss ist, ist und wie du Lebensqualität trotz allem selbstverständlich machst.

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