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Bewusster leben im Hier und Jetzt
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Wie der Tod zum Freund fürs Leben wird

Aus der Ferne wie aus der Nähe wirkt der Tod bedrohlich. Doch tatsächlich kann er dir helfen, das Leben mehr zu schätzen. Wir zeigen dir, wie das Ende als Motivation für das Jetzt dienen kann. 

Memento Mori 

…ist lateinisch, und heißt so viel wie “Sei dir bewusst, dass du sterben wirst”. Uns soll dieser morbide Spruch lediglich dazu dienen, mithilfe von kleinen Ritualen der Sterblichkeit bewusst zu bleiben. Sodass wir nie vergessen, wie kostbar und flüchtig jeder einzelne Moment ist.  

Verbringe Zeit am Friedhof

Als der Existenzialist Martin Heidegger gefragt wurde, wie man ein authentisches Leben führt, antwortete er: “Verbring‘ mehr Zeit am Friedhof”. Begräbnisse und Trauer müssen nicht die einzigen Gründe sein, in den Grabsteinpark zu gehen.  

Erst einmal sind Friedhöfe meist idyllisch und ruhig. Und andererseits zeigen sie einem die Vergänglichkeit des Lebens auf. So viele Menschen, die keine mehr sind. Wie ihr Leben wohl war? Mehr zu skurrilen Trauerritualen findest du hier. 

Grabstein auf Friedhof mit weißem Eichhörnchen
Friedhöfe sind voller Leben. Du musst nur genau hinschauen. (Foto: Unsplash/Andy Holmes)

Schaue todeslustige Filme 

Es gibt einige wirklich gute Filme und Serien, die sich unverblümt mit dem Thema Tod beschäftigen. Manche tun es mit dunkelschwarzem Humor (“After Life”), andere beschäftigen sich mit der Frage nach dem Sinn (“Das Beste kommt zum Schluss”).  

Es gibt Szenen in diesen Filmen, in denen Totgeweihte ganz offen darüber reden, was mit ihren Körpern passieren soll (das tun wir in diesem Artikel übrigens auch). Es ist ein entspanntes Plaudern über Einäschern oder Einbuddeln. Wie so oft ist es sehr inspirierend, die Bandbreite der menschlichen Erfahrung durch die Augen der Protagonist:innen mitzubekommen. 

Hier ein paar Empfehlungen: 

  • After Life 
  • Das Beste kommt zum Schluss 
  • Charlie St Cloud 
  • The Fault in our Stars 
  • Ich und Earl und das Mädchen 
  • Funny People 
  • Coco 

Die Tage zählen und das Leben wählen 

Es gibt wirklich für alles eine App. Unter anderem eine, die dir anzeigt, wie viele Tage du noch zu leben hast. Den Endpunkt kannst du selbst einstellen. Beispielsweise 85 – wenn du heute Geburtstag hast und 35 wirst, dann hast du noch exakt 18.250 Tage zu leben. Den Link, um die App herunterzuladen, findest du in der Quellenbox am Ende des Artikels.

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Erster Schritt: Entspannen. Zweiter Schritt: Neue Prioritäten setzen. Dritter Schritt: Neues Leben! (Foto: Unsplash/d-ng nguy)

Die Tage auf Papier bringen 

Deine Tage regelmäßig zu dokumentieren, hilft dabei, die Zeit zu entschleunigen. Der Wandel des Lebens wird dir bewusster und Gefühle sowieso. Bevor du zusammenhängende Gedanken nämlich aufs Papier bringen kannst, schwirren sie lose in deinem Kopf rum.  

Das Einfangen macht dir das Ausmaß deiner Gedanken und Gefühle erst so wirklich klar. Genau deswegen ist es ein gutes Werkzeug, um schwere Themen wie Tod und Sterben zu verarbeiten und dein Leben generell zu reflektieren.  

Es gibt viele Arten ein Tagebuch zu führen. Versuchs doch mal mit einem Dankbarkeitstagebuch. Schreibe einfach jeden Tag drei Dinge auf, die dir passiert sind, für die du dankbar bist und argumentiere warum. Oder wie wäre es mit Affirmationen? Hier eine Anleitung, wie du richtig affirmierst. 

Spirituell verfügen 

Wenn du dich mit dem Gefühl der Endlichkeit auseinandersetzen willst, legen wir dir die spirituelle Verfügung ans Herz. Das ist eine Art spirituelle Landkarte für den Lebensabschluss. Du schreibst dir im Grunde alles von der Seele, was dir als Antwort auf folgende Fragen einfällt: 

  • Was ist dir jetzt wichtig? 
  • Welche Ängste hast du? 
  • Wie soll man sich an dein Leben erinnern? 
  • Wie blickst du auf dein Leben zurück? 
  • Gibt es jemanden, dem du noch vergeben musst? 
  • Was möchtest du noch erleben? 

Vorlagen für die spirituelle Verfügung sind online verfügbar, eine haben wir dir in der Infobox am Ende des Artikels verlinkt. Mehr zu Verfügungen findest du hier. 

Mit der Oma drüber reden 

Alte Menschen haben ein ganzes Leben gelebt, dessen Lehren sie mit dir teilen können. Du musst bloß danach fragen, die Antworten werden förmlich aus ihnen sprudeln. Rede also mit Verwandten oder der taubenfütternden Lady, die jeden Tag auf der gleichen Parkbank sitzt, über ihre Perspektive auf das Leben hinter ihnen und den Tod vor ihnen. Die Chancen stehen gut, dass der Tod sie beschäftigt.  

Es ist es eine Win-Win-Situation, die meisten älteren Menschen haben nämlich das große Bedürfnis, über den Tod zu reden, und du erhältst im Gegenzug erprobte Lebensweisheiten. 

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Achtung: Eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Tod kann zu ernstzunehmenden Nebenwirkungen wie Dankbarkeit und Gegenwärtigkeit führen. (Foto: Unsplash/Soulsana)

Final ist nicht fatal 

Du siehst, der Tod muss wirklich nicht der Feind sein, vor dem du dich scheust, wie vor einer kalten Dusche. Befreundest du ihn erstmal, zeigt er dir schnell die Schönheit der Gegenwart. Ob als Krebspatient:in mit Metastasen, altersschwache:r Pensionist:in oder Mittzwanziger:in, uns allen können die Gedanken Richtung Endlichkeit zeigen, wohin der Lebensweg führt.

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Und so wird der Tod zum Freund fürs Leben. (Foto: Wikimedia Commons/Wellcome Images)

Quellen zum Weiterlesen: 

Titelfoto: Unsplash/Julia Kadel

Über die Serie

Oh nein, nächstes Tabuthema auf Kollisionskurs! Als ob Krebs nicht ausreicht. Machen wir uns nichts vor: Krebs wird direkt mit Sterben, Tod und Trauer in Verbindung gebracht, auch wenn viele Krebserkrankungen gar nicht tödlich sind. Geht’s doch schließlich ums Abschiednehmen, das alte Leben loslassen.

Wer uns kennt, weiß, dass wir alles locker, aber nichts auf die leichte Schulter nehmen. Schon gar nicht das Lebensende. Scheiden tut weh, keine Frage, und den Löffel abzugeben ist nicht lustig, aber wer zuletzt lacht, soll am besten lachen. Lass uns gemeinsam ins Gras beißen! Wie, das erfährst du in dieser Serie.

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