Wie hat die Armutsfalle Krebs deine Selbstständigkeit beeinflusst, Karsta Fritsche?
Eine Doppelbelastung aus Erkrankung und Geldproblemen. Ja, ist so beschissen, wie sich‘s anhört. Als selbstständige Unternehmerin? Noch bescheidener. Davon kann auch Karsta Fritsche ein Lied singen. Wie ihre Lungenkrebsdiagnose ihre damalige finanzielle Situation beeinflusst hat.
Eine oft übersehene Dimension der Diagnose Krebs sind die finanziellen Folgen. Auch für Karsta Fritsche. Ihre Geschichte beginnt im Jahr 2019 mit der niederschmetternden Diagnose Lungenkrebs. Stadium 4b. Na buff. Nicht so kuhl.
Die Balance zwischen Gesundheit und Erwerbsleben gestaltete sich für die damalige Unternehmerin eines familiären Handwerksbetriebs mit fünf Mitarbeiter:innen als nahezu unmöglich. So stand sie vor der Aufgabe, einen Weg aus dem drohenden finanziellen Schlamassel zu finden.
Wie die heute 54-Jährige die Armutsfalle Krebs gemeistert hat, welche Entscheidungen sie getroffen hat und welche wertvollen Lehren sie auf ihrem Weg lernen durfte, verrät uns Karsta im Kurvenkratzer-Talk.
Stimmen aus der Community: Krebs als Armutsfalle
Wie gehen Krebsbetroffene mit der doppelten Belastung aus Erkrankung und Geldproblemen um? In unserer Miniserie beantworten Mitglieder der Kurvenkratzer-Community diese Frage – und berichten, was sie beim Meistern dieser Herausforderung gelernt haben.
Wie hat die Krebsdiagnose deine finanzielle Situation beeinflusst?
Zum Zeitpunkt der Diagnose war sehr schnell klar, dass ich meinen Betrieb nicht weiterführen kann. Chemische Gase, Staub, eine mindestens 50-Stunden-Woche und die Anforderungen des Handwerks wollten sich nicht mit denen der Erkrankung decken. Schnell bauten sich bei mir Ängste auf, denn als nicht arbeitende Selbstständige im Handwerk kommt auch kein Geld herein.
Beladen mit Todes- und Existenzängsten wirbelten meine Gedanken im Kreis. Es kamen schnell erste Überlegungen, meine Altersvorsorgen aufzulösen und zur Auszahlung zu bringen. Die Informationen über meine Überlebenschancen waren zu diesem Zeitpunkt allerdings sehr übersichtlich. Ich hätte also, trotz erheblicher Verluste, eine Weile aus meiner Altersvorsorge schöpfen können.
An die Kombination der Berufsunsicherheitsversicherung dachte ich noch nicht. Lebensunterhalt, Lebensstil und Ausgaben erhöhten sich proportional zum Einkommen, sprich, die monatlichen Belastungen waren nicht unerheblich.
Einen gesetzlichen Rentenanspruch hatte ich nicht, eine volle Erwerbsminderungsrente erhält man erst nach 20 Jahren. Im Handwerk hat man allerdings die Möglichkeit, nach 18 Jahren einen Cut zu machen – danach ist man frei in seinen Abschlüssen. Dafür entschied ich mich damals. Ich schloss eine Kapitallebensversicherung mit einer kombinierten Berufsunfähigkeitsversicherung ab, nach ein paar Jahren folgte eine etwas kleinere kombinierte BU-Versicherung.
Wie Karsta mit der Herausforderung umgegangen ist, erzählt sie uns auf der nächsten Seite.
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Über die Serie
Jeder Mensch hat zwei Leben. Das zweite beginnt dann, wenn du realisierst, dass du nur ein Leben hast, und die Welt sich anders anfühlt. Durch den massiven Eingriff von Krebs & Co findet ein Sinneswandel statt. Falls dein Lebensweg bisher an Sinn vermissen ließ, wird das im Angesicht der Endlichkeit furchtbar klar.
Die Sinneswandel-Serie beschäftigt mit der Vielfalt an Bewältigungsstrategien, die Krebspatient:innen entwickeln, um mit all den weitreichenden Veränderungen umzugehen. Coping ist eine Kunst, und Kunst sensibilisiert die Sinne. Durch unsere Community wissen wir: Manche haben besonders kreative und authentische Ansätze gefunden. Sie haben inspirierende Geschichten gelebt, Prüfungen bestanden, schwere Entscheidungen getroffen – und wir entnehmen die Essenz dieser Lebenswege und gießen sie in tieftauchende Porträts.