Medizinische Entscheidungen mit Ottawa-Leitfaden lösen
Gesundheit oder Sex? Keine Sorge: So schwarz-weiß ist die Entscheidung zu einer weiterführenden Therapie nach Brustkrebs zwar nicht. Bei medizinischen Überlegungen spielt aber beides eine Rolle. In Teil 9 helfen die Autor*innen beim Entscheiden. Den Ottawa-Leitfaden für schwierige Entscheidungen findest du auf Seite 3 – zum Lesen und Downloaden.
Viele Brustkrebspatient*innen bekommen von ihren Onkolog*innen nach Abschluss der lokalen Behandlung (OP, Strahlentherapie) weitere Behandlungsmöglichkeiten angeboten (Chemotherapie, antihormonelle Therapie, zielgerichtete biologische Therapien), die sie vor dem Wiederauftreten der Krankheit schützen sollen.
Immer mehr Bedeutung gewinnen dabei antihormonelle Therapieformen (oft in Kombination mit zielgerichteten biologischen Therapien), die über Jahre als Tabletten einzunehmen sind und deren Schutzwirksamkeit gegen Rezidive und die Bildung von Metastasen in vielen Studien nachgewiesen wurde. Auch wenn Metastasen aufgetreten sind, werden antihormonelle Therapien mit großem Erfolg zusammen mit zielgerichteten Therapien eingesetzt, die das krankheitsfreie Intervall und das Überleben deutlich verlängern können.
Die Daten überzeugen – dennoch weiß man auch, dass viele Frauen diese für sie so wichtige Schutzmöglichkeit nur ungenügend nützen.
Wenn man sich die Situation dieser Frauen anschaut, gibt es für dieses Verhalten gut nachvollziehbare Gründe:
- Der Wechsel (die Menopause) tritt innerhalb weniger Wochen und oft Jahre früher als bei gleichaltrigen Frauen ohne antihormonelle Therapie ein.
- Es gibt ein ganz großes Bedürfnis bei vielen Frauen, die Zeit der Krankheit Brustkrebs und der onkologischen Behandlung hinter sich zu lassen und nicht täglich durch die Tabletteneinnahme daran erinnert zu werden.
- Bei diesen vorbeugenden, über Jahre einzunehmenden Medikamenten können Nebenwirkungen auftreten, von denen die Patientinnen oft überrascht werden, weil sie im ärztlichen Gespräch eher auf wichtige gesundheitsfördernde Wirkungen und weniger auf subjektiv unangenehme Nebenwirkungen hingewiesen werden.
- Weiters ist es problematisch, dass der Nutzen der Behandlung (nämlich der Erhalt der Gesundheit) nicht gleich spürbar ist, die möglichen Nebenwirkungen aber sofort eintreten können.
Sie müssen sich also leider mit der Tatsache auseinandersetzen, dass Schutz gegen das Wiedererkranken an Brustkrebs mit Nebenwirkungen verbunden sein kann.
Wichtig für Sie zu wissen ist aber auch, dass die körperlichen Nebenwirkungen (vor allem Hitzewallungen, Schlafstörungen, verminderte sexuelle Lust, trockene Scheide) durch informierte Ärzt*innen und geeignete unterstützende Medikamente gut in den Griff zu bekommen sind.
Wenn Sie die Schutzmöglichkeiten einer langfristigen Therapie nützen wollen, setzen Sie sich damit gleichzeitig der permanenten Auseinandersetzung mit Ihrer gesundheitlichen Situation und Ihrer Prognose aus. Das kann schwierig sein, weil Angst und Sorge um die Gesundheit immer wieder spürbar werden. Sie haben die Alternative, diese psychischen Belastungen auszublenden, wenn Sie auf Kontrollen, Untersuchungen und die Einnahme von schützenden Medikamenten verzichten, allerdings nehmen Sie damit langfristige gesundheitliche Nachteile in Kauf. Es ist Ihr gutes Recht, sich jederzeit so oder so zu entscheiden.
Auf Seite 2 folgen hilfreiche Tipps, die dich zu DEINER Entscheidung führen.
Über die Serie
Sex und Brustkrebs: Zwei Begriffe, die oft einfach nicht zusammenpassen. Warum Paare trotz Krankheit an ihr Liebesleben denken dürfen, welche Veränderungen in welchen Stadien zu erwarten sind und welche Perspektiven es gibt (und wie es die gibt!), zeigt euch der Pfizer-Ratgeber „Sexualität und Brustkrebs“.
Schon mal nach dem Thema gegoogelt? Und? Fündig geworden? Wir auch nicht. Wirklich qualifizierte Infos sucht man leider wie Nutella im Gewürzregal: vergebens! Wir digitalisieren den wertvollen Inhalt also 1:1 für euch und übernehmen damit die Sprache der Autoren. Die wissen nämlich genau worüber sie reden: Dr. Gabriele Traun-Vogt begleitet Paare bereits seit vielen Jahren als klinische Gesundheitspsychologin und Psychoonkologin. Co-Autor Peter F. Herdina lässt sein Wissen aus der Praxis als systemischer Psychotherapeut für Paare und Einzelpersonen einfließen, und Univ.-Prof. Dr. Christian Singer, MPH stand den Autoren als medizinischer Berater zur Seite. Die Rechte an den Inhalten des Ratgebers liegen bei Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien.