Medizinische Entscheidungen mit Ottawa-Leitfaden lösen
Gesundheit oder Sex? Keine Sorge: So schwarz-weiß ist die Entscheidung zu einer weiterführenden Therapie nach Brustkrebs zwar nicht. Bei medizinischen Überlegungen spielt aber beides eine Rolle. In Teil 9 helfen die Autor*innen beim Entscheiden. Den Ottawa-Leitfaden für schwierige Entscheidungen findest du auf Seite 3 – zum Lesen und Downloaden.
Ottawa-Leitfaden zur persönlichen Entscheidungsfindung
Für Menschen, die vor schwierigen Entscheidungen stehen, die ihre Gesundheit oder ihre sozialen Umstände betreffen. Sie werden mit diesem Leitfaden durch die folgenden 4 Schritte geführt:
- Definieren Sie die Entscheidung, die Sie treffen müssen
- Klären Sie Randbedingungen für Ihre Entscheidungsfindung
- Definieren Sie Ihre Bedürfnisse genauer
- Planen Sie die nächsten Schritte
1 Definieren Sie die Entscheidung, die Sie treffen müssen
- Welche Entscheidung müssen Sie treffen?
- Aus welchem Grund müssen Sie diese Entscheidung treffen?
- Bis wann müssen Sie Ihre Entscheidung treffen?
- Wie weit sind Sie mit der Entscheidungsfindung?
- A) Ich habe noch nicht über die möglichen Alternativen nachgedacht.
- B) Ich denke gerade über die möglichen Alternativen nach.
- C) Ich habe meine Entscheidung schon fast getroffen.
- D) Ich habe bereits eine Entscheidung getroffen.
- Neigen Sie bereits zu einer bestimmten Alternative?
2 Klären Sie Randbedingungen für Ihre Entscheidungsfindung
Unterstützung
- JA/NEIN: Haben Sie genügend Unterstützung und Beratung durch andere, um Ihre Entscheidung zu treffen?
- JA/NEIN: Treffen Sie Ihre Entscheidung, ohne dass andere Druck auf Sie ausüben?
Informationen/Wissen
- JA/NEIN: Wissen Sie, welche Alternativen Sie haben?
- JA/NEIN: Kennen Sie die Vorteile und die Risiken, die mit jeder Alternative verbunden sind?
Wertigkeiten
- JA/NEIN: Ist Ihnen klar, welche Vorteile und Risiken für Sie am wichtigsten sind?
Gewissheit
- JA/NEIN: Sind Sie sich sicher, welche Alternative für Sie die beste ist.
Bei Personen, die auf eine oder mehrere Fragen mit Nein antworten, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie ihre Entscheidung hinauszögern, ihre Meinung ändern, ihre Entscheidung bedauern oder anderen die Schuld für einen schlechten Ausgang geben. Es ist daher wichtig, dass Sie auch die Schritte 3 und 4 durchgehen, die sich mit Ihren Hilfsmitteln bei der Entscheidungsfindung beschäftigen.
3 Definieren Sie Ihre Bedürfnisse genauer
Unterstützung
- Wer ist noch beteiligt?
- Welcher Alternative gibt diese Person den Vorzug?
- JA/NEIN: Übt diese Person Druck auf Sie aus?
- Wie kann Sie diese Person unterstützen?
- Welche Rolle möchten Sie bei dieser Entscheidung spielen?
- Ich möchte diese Entscheidung gemeinsam mit [___] treffen.
- Ich möchte lieber alleine entscheiden, nachdem ich die Meinung von [___] gehört habe.
- Ich möchte, dass jemand anderer für mich entscheidet. Wer?
Informationen/Wissen
Tragen Sie in der Bewertungsskala alle Alternativen und dazu die wichtigsten Vorteile und Risiken, die Sie bereits kennen, ein. Unterstreichen Sie die Vorteile und Risiken, von denen Sie glauben, dass sie am ehesten eintreffen werden.
Wertigkeiten
Markieren Sie mit Sternen, wie viel jeder Vorteil und jedes Risiko für Sie bedeutet. 5 Sterne verweisen darauf, dass es Ihnen „sehr viel“ bedeutet. Kein Stern besagt, dass es Ihnen „überhaupt nichts“ bedeutet.
Gewissheit
Kreuzen Sie die Alternativen mit den Vorteilen an, die Ihnen am meisten bedeuten und am ehesten eintreffen werden. Vermeiden Sie die Alternativen mit den Risiken, die unbedingt vermieden werden sollten.
Hinweis: Die Bewertungsskala findet ihr im Ottawa-Leitfaden bzw. im Anhang des Ratgebers, den ihr unten herunterladen könnt!
4 Planen Sie die nächsten Schritte anhand Ihrer Bedürfnisse
Faktoren, die die Entscheidung schwierig machen -> Möglichkeiten, die Sie zu versuchen bereit sind
Unterstützung
- Sie haben das Gefühl, dass Sie nicht genug Unterstützung haben.
- Besprechung aller Alternativen mit einer vertrauten Person (z. B. Arzt*Ärztin, Betreuer*in, Familie, Freund*innen).
- Feststellung, welche Hilfe zur Verfügung steht, die Sie bei Ihrer Entscheidung unterstützen könnte (z. B. finanzielle Mittel, Transport, Betreuung von Kindern).
- Sie spüren Druck von anderen, sich für eine bestimmte Alternative zu entscheiden.
- Konzentrieren Sie sich auf die Meinungen der Menschen, die Ihnen am meisten bedeuten.
- Besprechen Sie diesen Leitfaden zur Entscheidungsfindung mit anderen.
- Ersuchen Sie andere, diesen Leitfaden auszufüllen. Finden Sie heraus, in welchen Punkten Sie übereinstimmen. Falls Sie bei Punkten nicht übereinstimmen, einigen Sie sich darauf, genauere Informationen einzuholen. Falls Sie nicht einer Meinung darüber sind, was am wichtigsten ist, respektieren Sie die Meinung des*der anderen. Hören Sie einander abwechselnd zu und reflektieren Sie, was nach Angabe des*der anderen für ihn oder sie die größte Bedeutung hat.
- Suchen Sie eine neutrale Person, um Ihnen und anderen Beteiligten zu helfen.
Informationen/Wissen
- Sie haben das Gefühl, dass Sie nicht ausreichend über die Fakten Bescheid wissen.
- Finden Sie heraus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für die verschiedenen Vorteile und Risiken ist.
- Schreiben Sie alle Ihre Fragen auf und notieren Sie sich, wo Sie Antworten darauf finden können (z. B. Bibliothek, Ärzt*innen, Berater*innen).
Wertigkeiten
- Sie sind sich NICHT sicher, welche Vorteile und Risiken für Sie am wichtigsten sind.
- Schauen Sie sich nochmals die vergebenen Sterne in der Bewertungsskala an, um herauszufinden, was für Sie am wichtigsten ist.
- Sprechen Sie mit Personen, die wissen, was es bedeutet, die Vorteile und Risiken selbst zu erleben.
- Sprechen Sie mit anderen, die eine solche Entscheidung bereits getroffen haben.
- Lesen Sie Geschichten/Berichte darüber, was anderen am wichtigsten war.
- Besprechen Sie mit anderen, was ihnen am wichtigsten ist.
- Andere Faktoren, die die Entscheidung SCHWIERIG machen.
- Zählen Sie hier alles auf, was Sie sonst noch benötigen:
Gewissheit
- JA/NEIN: Sind Sie sich sicher, welche Alternative für Sie die beste ist?
Praxiswissen to go:
Du willst mehr? Du willst nicht bis zum nächsten Artikel der Serie warten? Verstehen wir. Daher kannst du dir hier den vollständigen Ratgeber „Sexualität und Brustkrebs“ von Pfizer – inklusive Ottawa-Leitfaden zum Selbstbefüllen – vollkommen kostenfrei herunterladen. Als PDF. Für sofort oder später. Für den PC oder dein mobiles Gerät. Praktisch oder? Als Alternative kannst du ihn dir auch als Druck direkt nach Hause liefern lassen.
Dr. Gabriele Traun-Vogt: Klinische- und Gesundheitspsychologin, systemische Psychotherapeutin (SF), Psychoonkologin, langjährige Leitung des psychoonkologischen Dienstes an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde/ Brustgesundheit der Medizinischen Universität Wien, Psychoonkologin und Psychotherapeutin in freier Praxis.
„Seit vielen Jahren begleite ich Brustkrebs-Patientinnen und ihre PartnerInnen durch alle Stadien der Erkrankung. Die meisten Paare erleben gravierende Veränderungen in ihrer Sexualität im Laufe ihrer Behandlung – allerdings werden diese tabuisiert und die Auseinandersetzung damit angesichts einer bedrohlichen Lebenssituation als nicht angemessen erlebt. Es gibt wenig Information und Unterstützung, oft nicht einmal über die körperlichen Auswirkungen von Behandlungen, die die Sexualität massiv beeinträchtigen können. Konkrete Informationen und entlastende Perspektiven sind für mich wichtige Themen dieser Broschüre.“
Peter F. Herdina: Systemischer Coach und Supervisor mit Schwerpunkt Gesundheitswesen sowie systemischer Psychotherapeut für Paare und Einzelpersonen in privater Praxis, Lehrtätigkeit in der Ausbildung von systemischen Beraterinnen/Beratern
„Immer wieder kommt es zu Verständigungsschwierigkeiten zwischen Lebenspartnerinnen/Lebenspartnern in Bezug auf die Sexualität, auch wenn gar keine außergewöhnlich gravierenden Randbedingungen vorliegen. Umso schwieriger wird die Kommunikation in Ausnahmesituationen. Hier einen Leitfaden und Unterstützung anzubieten, ist mir ein besonderes Anliegen.“
Die komplette Serie:
- Teil 1: Darf ich an Sex denken, wenn ich Brustkrebs habe?
- Teil 2: Onkologische Behandlung: Folgen für die Sexualität
- Teil 3: Männer und Frauen: Wer darf wann was wollen?
- Teil 4: Wieder zur eigenen Sexualität zurückfinden
- Teil 5: Wieder Sex zu zweit: So kann’s klappen
- Teil 6: Kann und soll ich nach Brustkrebs (wieder) schwanger werden?
- Teil 7: Welche Arten von Empfängnisverhütung sind sinnvoll bei Brustkrebs?
- Teil 8: Sexualität bei Männern mit Brustkrebs
- Teil 9: Schwierige medizinische Entscheidungen mit Ottawa-Leitfaden lösen
- Teil 10: Nebenwirkungen: Sexualität während der weiterführenden Behandlung
- Teil 11: Sexualität bei metastasiertem Brustkrebs
- Teil 12: „Bis dass der Tod uns scheidet“ – Sexualität, Partnerschaft, Krankheit und Tod
Credits:
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien; PP-ONC-AUT-0332/06.2021.
Titelfoto: Adobe Stock
Über die Serie
Sex und Brustkrebs: Zwei Begriffe, die oft einfach nicht zusammenpassen. Warum Paare trotz Krankheit an ihr Liebesleben denken dürfen, welche Veränderungen in welchen Stadien zu erwarten sind und welche Perspektiven es gibt (und wie es die gibt!), zeigt euch der Pfizer-Ratgeber „Sexualität und Brustkrebs“.
Schon mal nach dem Thema gegoogelt? Und? Fündig geworden? Wir auch nicht. Wirklich qualifizierte Infos sucht man leider wie Nutella im Gewürzregal: vergebens! Wir digitalisieren den wertvollen Inhalt also 1:1 für euch und übernehmen damit die Sprache der Autoren. Die wissen nämlich genau worüber sie reden: Dr. Gabriele Traun-Vogt begleitet Paare bereits seit vielen Jahren als klinische Gesundheitspsychologin und Psychoonkologin. Co-Autor Peter F. Herdina lässt sein Wissen aus der Praxis als systemischer Psychotherapeut für Paare und Einzelpersonen einfließen, und Univ.-Prof. Dr. Christian Singer, MPH stand den Autoren als medizinischer Berater zur Seite. Die Rechte an den Inhalten des Ratgebers liegen bei Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien.