So sagst du es deinen Kindern
Das Gespräch mit den Kindern über die eigene Krebserkrankung ist sicherlich eines der schwierigsten. Worauf es ankommt, um als Familie weiter zusammenzuhalten, erklären wir in diesem Beitrag.
Das Telefon klingelt öfter als sonst. Ihr tuschelt miteinander. Tagesabläufe ändern sich. Das Gespräch wird unterbrochen, wenn das Kind ins Zimmer kommt. Mama ist gereizt. Papa weint. Undefinierbarer Stress vibriert in den Wänden und füllt die Luft. Auf die Frage, was los sei, erhält das Kind die Antwort: alles in Ordnung. Dabei ist gar nichts in Ordnung – denn das neue Familienmitglied heißt: Krebs.
Kinder sind ausgesprochen feinfühlig und merken, wenn etwas nicht stimmt. Deshalb sollten sie bei einem Krebsfall in der Familie, vor allem, wenn ein Elternteil betroffen ist, unbedingt eingebunden werden. Auch Vierjährige haben das Recht auf Information. In dieser Ausgabe unserer Checklisten-Serie befassen wir uns mit einem der schwierigsten Themen: Wie sage ich meinen Kindern, dass ich Krebs habe?
Kann ich es meinem Kind sagen, dass ich Krebs habe?
Die kurze Antwort ist: Ja! Das Kind ist Teil der Familie und wird die Veränderungen, die sich durch die Krebserkrankung ergeben, in jedem Fall mitbekommen – egal, ob ihr darüber sprecht, oder nicht. Mama oder Papa (oder beide) werden öfter weg sein, Spitalsaufenthalte haben, eventuell mit Operationen oder Chemotherapien behandelt werden. Dadurch verändern sich unter Umständen Erscheinungsbild und körperliche Bewegungsmöglichkeiten. All dies muss Kindern erklärt werden, damit sie möglichst nicht herumgrübeln. Denn das zermürbt, kostet ihnen unnötige Energie und bremst sie im Kindsein, im Ausleben ihrer angeborenen Leichtigkeit.
Wie ansprechen? Was beachten? Wie erklären? In unserem Podcast „Let’s talk about Krebs, Baby!“ sprechen wir mit Agathe Schwarzinger über die Ängste und Sorgen von Kindern, und wie du es deinen Kindern am besten sagst. Hör jetzt rein.
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Im Einzelfall müsst ihr als Eltern natürlich überlegen, wie, wann und in welchem Umfang ihr eure Kinder miteinbezieht. Eine Vierjährige braucht andere Worte als ein Zwölfjähriger. In den folgenden Abschnitten erfährst du, wie du am besten vorgehst.
Wann soll ich meinem Kind sagen, dass ich Krebs habe?
Grundsätzlich gilt, Kinder lieber früh als spät einzubinden. Und, falls der beste Moment bereits überschritten ist: lieber spät als nie. Am sinnvollsten ist es, ihnen davon zu erzählen, sobald die Diagnose zweifelsfrei bestätigt ist. In unseren Beiträgen „Sieben Tipps, um sicher durch die Krebsdiagnose zu kommen“ und „Ist die Diagnose gesichert?“ erklären wir, was in dieser Phase der Krebserkrankung am wichtigsten ist.
Aber selbst, wenn die Diagnose noch nicht definitiv geklärt ist, solltest du dein Kind über den aktuellen Stand informieren. Für die genauere Abklärung des Krebsverdachts werden oft Untersuchungen wie umfangreiche Biopsien oder Operationen durchgeführt. Wenn solche Eingriffe stattfinden, sollte das Kind wissen, was gerade bei dir passiert.
„Krebs“ oder nur „ein schlimmes Wehweh“?
Geht es nach Expert:innen aus der Psychoonkologie, müsse Krebs unbedingt beim Namen genannt werden. Ein Umschreiben oder Nichtbenennen fördere die in der Gesellschaft weit verbreitete Tabuisierung, stilisiere die Krebserkrankung erst recht in die Höhe und berge das Risiko zur Überdramatisierung. Besser ist es, wenn du offen über die Krankheit sprichst. Nenne sie deshalb bitte nicht verharmlosend „Wehweh“ (oder Vergleichbares). Sage klar und deutlich Krebs dazu. Das nimmt Konfrontationsängste und verschiebt die Extremsituation so gut es geht in Richtung einer Normalität.
Die richtigen Worte zu finden, wenn du mit Kindern über Krebs redest, ist eine besondere Herausforderung. Was du nicht sagen solltest und welche Formulierungen besser geeignet sind, haben wir anhand von 7 Beispielen für dich aufgeschrieben: „Do’s and Don’ts: Wie rede ich mit Kindern über Krebs?“
Krebs, einer der schwerwiegendsten Fehler, der in menschlichen Zellen auftreten kann. Auf der nächsten Seite geht’s weiter mit unseren Kommunikationstipps.
Über die Serie
Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.
Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.
Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.