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Krebserkrankt als Elternteil
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So sagst du es deinen Kindern

Das Gespräch mit den Kindern über die eigene Krebserkrankung ist sicherlich eines der schwierigsten. Worauf es ankommt, um als Familie weiter zusammenzuhalten, erklären wir in diesem Beitrag.

Seite 2/3: Wie lässt sich Krebs kindgerecht erklären?

Krebs ist nicht gleich Krebs

Das ist der komplexeste Part. Andere Krankheiten, mit denen Kinder schon in Berührung waren, sind in Symptomen und Folgen rasch umrissen. Nicht so bei Krebs. Denn Krebs ist nicht gleich Krebs. Es existieren hunderte verschiedene Krebsarten und da alle Menschen unterschiedlich sind, reagiert jede Person anders auf eine Krebserkrankung. Dazu kommt, dass Krebs in vielen Köpfen immer noch mit dem Tod konnotiert ist. Krebs ist heute aber kein unbedingtes Todesurteil mehr. Viele Krebsarten könnten mittlerweile geheilt werden.

Wie du genauer erfährst, um welche Krebskrankheit es sich im Detail handelt und welche Folgen sie hat, liest du im Beitrag „Reden mit den Profis – So rockst du das medizinische Gespräch“. Sobald klar ist, wie sich der Krebs auf dein Leben auswirkt, kannst du leichter abschätzen, wie du mit deinen Kindern darüber sprichst. Dazu gehört auch, ihnen entweder zu versichern, dass du jetzt daran nicht sterben wirst, oder sie darauf vorzubereiten, dass du die Krankheit nicht überleben wirst. Beide Fälle können sehr belastend sein. Zögere nicht, dir professionelle Hilfe zu holen. Du musst das nicht alleine schaffen.

Mann mit Mädchen in der Stadt.
Gegen die Sprachlosigkeit hilft es, die eigenen Gefühle anzusprechen, auch wenn das im ersten Moment wie eine unüberwindbare Hürde erscheint. Foto: PXhere

Ehrlich sein und Fragen fördern

Kinder, vor allem, wenn sie noch jung sind, müssen nicht alles wissen. Dennoch muss das, was du ihnen über die Krebserkrankung erzählst, korrekt sein. Er wäre fatal, sie zu belügen, denn die Eltern sind ihre primären Bezugspersonen, und diesen müssen sie absolut vertrauen können. Was erzählt wird, muss also stimmen. Halte darüber hinaus ein, was du versprichst. Das ist besonders bei Sätzen wie „wenn Papa aus dem Krankenhaus kommt, ist er vom Krebs geheilt“ zu bedenken.

Obwohl Kinder von Natur aus gerne und viel fragen, ist es bei einer existenziellen Bedrohung wie Krebs unerlässlich, sie aktiv zu ermuntern, Fragen zu stellen. Mit ihrem empfindsamen Wesen merken sie, dass es sich um ein schwieriges Thema handelt, und halten sich sonst eventuell zurück, um dich als Elternteil nicht noch zusätzlich zu belasten.

Soll ich dem Kind alle Einzelheiten über die Krebserkrankung erzählen?

In jedem Fall solltest du dein Kind altersgerecht aufklären. Klein- und Kindergartenkinder brauchen bildhafte Erklärungen in einfacher Sprache und möglichst verdaubare Happen. Stelle Zusammenhänge klar (z. B. „Weil Mama Krebs in der Brust hat, muss sie operiert werden“, „Wenn ich von der Chemo zurück bin, muss ich mich ausruhen“), schaffe dabei aber keine Wenn-Dann-Abhängigkeiten, wo keine sind.

Schulkindern ist schon mehr an Inhalt zuzumuten. Trotzdem solltest du auch sie nur in einzelnen und zeitnahen Schritten informieren, denn auf Eventualitäten können sich Kinder nur schwer oder gar nicht einstellen. Bereite sie nur auf jenes vor, das fix kommt und unmittelbar bevorsteht (nicht: „Ich werde eine Chemo bekommen, deshalb könnten mir die Haare ausfallen“, sondern: „Wie du schon weißt, bekomme ich jetzt eine Chemo, deshalb fallen mir die Haare aus“).

In vielen Fällen bringen Jugendliche zwar genügend Verständnis mit, um sie umfassend einzubinden, allerdings sorgen die einsetzenden Abnabelungsprozesse oft für zusätzliche Probleme. Das kann sich erst recht in abweisendem und widerstrebendem Verhalten zeigen. Bei all dem muss dir klar sein, dass sie damit nur versuchen, die allgemeine Verunsicherung sowie die konkrete Angst um den Verlust des erkrankten Elternteils zu bewältigen.

Mann und Mädchen sitzen am Bett und spielen mit ihren Gitarren.
Gemeinsame Aktivitäten können die Gelegenheit bieten, leichter in das Gespräch über die Krebserkrankung einzusteigen. Foto: Pexels/C Technical

Wie kann ich Kindern Krebs erklären?

Am einfachsten ist es, Kindern die Entstehung von Krebs als „Fehler in den Zellen“ zu erklären, in etwa so:

Jeder Mensch besteht aus sehr vielen, kleinen Bestandteilen, den Zellen. Diese Zellen können sich teilen, dabei entstehen neue Zellen. So wachsen unsere Haare und Fingernägel. Das Teilen der Zellen klappt in den allermeisten Fällen einwandfrei. Wenn einmal ein Fehler passiert, wird dieser vom Immunsystem (evtl. einen an das Alter angepassten Begriff verwenden) sofort repariert. Manchmal allerdings, wenn man viel Pech hat, klappt aber auch das nicht. Dann teilen sich die kaputten Zellen und breiten sich aus. So entsteht Krebs.

Erkläre dem Kind die Krebserkrankung in deinen eigenen Worten und am besten so, wie du sie selbst im entsprechenden Alter gerne erklärt haben würdest. Sehr hilfreich können auch Kinderbücher sein, die das Thema Krebs kindgerecht behandeln.

Kind auf Hocker mit Buch.Lena, Klara und Leo haben eine Mama oder einen Papa, die an Krebs erkrankt sind. Wie sie mit dem Krebs umgehen und wie die Frage geklärt wird, ob Papa jetzt sterben muss, behandeln Kinderbücher auf eine besonders einfühlsame Weise. Hier sind unsere 6 Kinderbuch-Empfehlungen: „Krebs kindgerecht erklärt: Die besten Kinderbücher zu Krebs“.

Was tun, wenn die Angst groß ist, das Kind mit dem Wissen über die Krebserkrankung zu überfordern? Auf der nächsten Seite erfährst du mehr.

Über die Serie

Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.

Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.

Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.

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